Kolumne «Miniaturen des Alltags»Auch Reporter sind sentimental
Wenn man beruflich auf eigene Spuren stösst, werden manchmal süsse Erinnerungen wach.
Nichts führt so direkt ins Unterbewusstsein wie die Nase. Der Geruch in einem Turnsaal ist selbst nach Jahrzehnten so typisch, dass man schlagartig in die Stimmung seiner eigenen Schulzeit versetzt werden kann. Oder ein Kuchen, der genau so duftet wie jener, den die Mutter seinerzeit am Sonntagnachmittag auftischte. Man glaubt fast die Legosteine fallen zu hören, weil man als Kind alles liegen und stehen liess, um sich ein Stück zu sichern.
Ähnliche Assoziationen erlebte der Autor dieser Kolumne kürzlich. Grossübung der Feuerwehr Erlenbach – obwohl die Einsatzkräfte nur einen imitierten Brand der Kirche löschten, kamen sie mächtig ins Schwitzen. In Lachen brannte es in einer Nacht wirklich, zehn Schiffe im Hafen wurden zerstört. Noch am Vormittag waren die Feuerwehrleute an der Arbeit gewesen, um die verschmorten Boote zu bergen und den See vor Umweltschäden zu schützen.
Ich sah die nassen T-Shirts unter den Brandschutzkleidern und spürte den Rauch, der an den Uniformen wie ein Parfüm aus Russ und Asche klebt. Dieser Geruch verflüchtigt sich auch mit Reinigung nie vollständig. Genauso wenig ist er aus meinem Gedächtnis verflogen. Da kamen wieder die Bilder und Stimmungslagen hoch, wenn ich verschwitzt vom Einsatz ins Depot zurückkehrte und sich die Garderobe mit stinkenden Brandaromen aus Kunststoff, Öl, Gummi, Holz und Textilien füllte.
Das sind jeweils süsse Erinnerungen, sicher auch verklärt durch den Filter der Vergangenheit. Denn in meinen 20 Jahren in der Feuerwehr gab es auch einige Momente zum Fluchen. Aber was spielen die schon für eine Rolle, wenn man kurz wieder eintaucht in diese spannende Periode seines Lebens, hineingestossen von plötzlich ausgelösten Sinnesreizen mitten im Reportereinsatz. Alte Liebe verbrennt nicht.
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