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«Arno sagte: ‹Du kannst meine Schlittschuhe haben›»

Ordnung muss sein: Ernst Meier überreicht Wladimir Krutow 2002 im Hallenstadion die ausstehenden 15028 Franken Prämie.
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Mit einem Geistesblitz sicherte Ernst Meier die Zukunft des ZSC. «Natürlich klingt es heute logisch», sagt er. «Aber in jenem Moment musste ich zuerst einmal darauf kommen.»

Als die Fusion zwischen dem ZSC und der GC-Eishockey­sektion an jenem 26. Mai 1997 an der ausserordentlichen GV wegen der Namensfrage zu scheitern drohte, sagte Meier auf dem Podium mit forscher Stimme: «Hört doch auf! Es wird nie jemand ‹Hopp ZSC Lions› rufen. Das ist ein Zungenbrecher. Auch in 100 Jahren werden immer noch alle ZSC skandieren.» Das Argument verfing, die ­Fusion klappte. Und bis dato ist immer noch kein «Hopp-ZSC-­Lions»-Ruf im Hallenstadion überliefert.

Ein früherer ZSC-Präsident, Andreas von Albertini, hatte während jenes hitzigen Abends im Oerliker Stadthof 11 den Vorschlag gemacht, Meier zum Tagespräsidenten zu ernennen – und damit das richtige Gespür gehabt. Der Zürcher Architekt war die Stimme der Vernunft und als Präsident der ZSC-Gönnerorganisation «Club 21» glaubwürdig.

Meier war nie einer, der die Stunden zählte oder gar aufschrieb. Und liebevoll pflegte er die Geschichte des Stadtclubs.

«Ich bin schon stolz, dass wir das geschafft haben», sagt Meier bei Kaffee und Kuchen in der Quartierbeiz Blume in Schwamendingen. Überall sind ZSC-Memorabilien in Vitrinen ausgestellt, die Meiers Handschrift tragen. Am Abend zuvor ist er hier verabschiedet worden als Präsident des Vereins ZSC nach 22 Jahren. Sein Nachfolger ist Ronald Hinterkircher, der Vater des GCK-Flügels Mattia. «Ronnie hat das ZSC-Gen», sagt Meier. «Sein Vater Heinz wurde 1949 auf dem Dolder unter offenem Himmel noch Meister mit dem ZSC.»

Geschäftsführer Peter Zahner hielt bei der Verabschiedung die Laudatio auf Meier und beschenkte ihn mit zwei Saisonkarten auf Lebzeiten. Andere äusserten sich per Videobotschaft, wie Arno Del Curto, Kent Ruhnke, Sepp Blatter oder Walter Frey. Der Präsident sagte unmissverständlich: «Ohne dich wären die ZSC Lions nicht entstanden. Du hast die ZSC-Seele immer gepflegt, dich stark eingesetzt für die Junioren. Ernst Meier, du hast sehr viel getan für die Zürcher Eishockeygemeinde.»

Fonds für bedürftige Eltern

Und nun ist Meier also mit 77 zurückgetreten. Zuerst im Juni nach 25 Jahren als Präsident des «Club 21», nun auch des Vereins ZSC, der immer noch zweitgrösster Aktionär ist. Wenn man auf die 80 zugehe, dürfe man etwas kürzertreten, sagt Meier. Wobei er im «Club 21» immer noch im Vorstand ist, um mitzuhelfen, akzeptable Konditionen für die Gönner im neuen Stadion in Alt­stetten zu erreichen.

Am Skateathon fuhr er einmal 123000 Franken ein. Worauf er nicht mehr so viele Freunde hatte

Und natürlich betreut er weiter sein jüngstes Projekt, den Elternfonds: «Wir unterstützen damit Eltern, meistens alleinerziehende Mütter, damit ihre Kinder Eishockey spielen können. Denn das kostet eine Stange Geld.»

Rund 100000 Franken sind für den Fonds schon zusammengekommen. Meier hat Firmen gefunden, die sich auf einige Jahre hinaus verpflichtet haben. Und natürlich verkauft er weiter das spezielle Olivenöl à 100 Franken die Flasche, mit Spezialetikett.

Wie viel Geld Meier über all die Jahre für den ZSC und vor allem für dessen Nachwuchs gesammelt hat, ist nicht zu beziffern. Legendär ist die Geschichte, wie er am Skateathon allein 123000 Franken einfuhr: «Als ich müde wurde, stellten sie die Pylone enger zusammen und schob mich Christian Weber.»

Er habe danach eine Zeitlang nicht mehr so viele Freunde gehabt, erzählt er schmunzelnd. «Einige bekamen eine Rechnung über 5000, 6000 Franken. Wenn ich fortan Geld sammelte, musste ich schauen, dass es im Restaurant keinen Hinterausgang gab.»

Ernst Meier bei seiner Verabschiedung am Mittwoch. (Bild: Privatarchiv)

In Schwamendingen aufgewachsen, besuchte Meier schon früh mit seinem Vater ZSC-Spiele auf dem Dolder. Erstmals alleine ging er am 4. November 1950, an den ersten Hockeymatch im Hallenstadion: ein 5:5 zwischen dem ZSC und Arosa. Seitdem liess ihn der Club nie mehr los. «Ich habe viel Zeit geopfert für den ZSC», sagt er – und korrigiert sich gleich: «Nein, das ist falsch ausgedrückt. Es kam von mir aus, ich war immer mit Herzblut dabei.» Meier war nie einer, der die Stunden zählte oder gar aufschrieb. Und liebevoll pflegte er die Geschichte des Stadtclubs. Jahrelang lud er die Meisterspieler von 1949 und 1961 zu einem Treffen im Hallenstadion ein und hielt Kontakt zu Wladimir Krutow. So beglich er 2002 eine alte Schuld gegenüber Krutow von 15 028 Franken wegen des Publikumsanstiegs zu dessen Zeiten. Frau Nina Krutowa hatte die Zuschauerzahlen aus dem «Tages-Anzeiger» addiert und den geschuldeten Betrag errechnet.

Die Schlittschuhe Del Curtos

In der Blume hängen in einer Vitrine Fotos vom ehemaligen russischen Weltstar, dazu ein Schlittschuh. «Der ist von Arno», sagt Meier. «An einem Essen im Mai fragte ich ihn, wann er wieder als Trainer arbeite. Er sagte: ‹Nie mehr. Ich habe draussen im Auto die Schlittschuhe, die ich 22 Jahre getragen habe. Du kannst sie haben.›» Meier schaute ihn verdutzt an, doch Del Curto ging hinaus und brachte sie.

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Eisbrecher – der Hockey-Podcast von Tamedia

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