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Armeeapotheke vor den Medien
«Bund, Kantone und Bürger haben in der Maskenbeschaffung versagt»

Ein Mitarbeiter der Armeeapotheke verpackt eine Sendung Covid-19 Impfstoff in ein Karton mit Trockeneis.
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Die Armeeapotheke gibt sich eine genügende Note für ihre Rolle bei der Bekämpfung der Corona-Pandemie. Insgesamt habe sie ihre Aufgabe erfüllt und «einen wesentlichen Beitrag dazu geleistet, Menschenleben zu schützen», heisst es in einer Mitteilung der Armee.

Im März 2020 sei die Armeeapotheke vom Bundesrat als zusätzliche Aufgabe mit der Beschaffung und Bevorratung von medizinischen Schutzgütern für das Gesundheitswesen beauftragt worden. Das Beschaffungsvolumen habe sich innert Tagen um das 150-fache vervielfacht, heisst es in der Mitteilung vom Donnerstag. Und: «Der Auftrag konnte insgesamt erfüllt werden», sagte Divisionär Thomas Kaiser, Chef Logistikbasis der Armee (LBA).

Nun gehe es darum, Lehren zu ziehen und die Armeeapotheke in Richtung einer Einsatzorganisation weiterzuentwickeln. Im Sinne der Transparenz würden ab diesem Donnerstag relevante Dokumente im Internet publiziert.

Die Armeeapotheke verfügt nach eigenen Angaben als einzige Organisation des Bundes über eine Grosshandelsbewilligung und die nötigen Zertifizierungen für die Beschaffung von Medizinalgütern.

Hohe Belastung für die Mitarbeitenden: Divisionär Thomas Kaiser rechtfertigt in Bern die Arbeit der Armeeapotheke.

Aus diesem Grund sei diese Organisation, die bis dahin ausschliesslich für die Armee und die Bundesverwaltung tätig gewesen sei, am 20. März 2020 vom Bundesrat im Rahmen der Pandemie-Bekämpfung mit einer neuen und zusätzlichen Aufgabe betraut worden. «Der Auftrag lautete, subsidiär die Beschaffung, Bevorratung und Verteilung von Medizinalgütern nach Vorgaben des Bundesamts für Gesundheit (BAG) für das gesamte Schweizer Gesundheitswesen sicherzustellen», heisst es.

«Wir haben Fehler gemacht»

Die Armeeapotheke gab in Bern aber auch Fehler in der Logistik zu. «Wir haben in verschiedenen Bereichen auch Fehler gemacht, in einigen Punkten auch falsch antizipiert», erklärte Daniel Aeschbach, Chef der Armeeapotheke. Kaiser sagte, dass man vom BAG die Aufgabe erhalten habe, plötzlich 550 Millionen Masken zu besorgen. Trotz eines schwierigen Marktes habe man 302 Millionen Masken kaufen können. Von den Masken seien 94 Prozent mit einwandfreien Zertifikaten dokumentiert. 2 Prozent müsste noch dokumentiert werden, bei 4 Prozent würden noch offenen Fragen bezüglich des notwendigen Zertifikates bestehen. Das werde jetzt aber noch abgeklärt, fügte Kaiser bei. Momentan müssten 130 Millionen Masken an Lager sein.

Erschwerend sei dazu gekommen, dass man nicht nur Masken oder Gummihandschuhe hätte besorgen müssen, sondern auch weitere benötigte Artikel, sagte Aeschbach. Man habe wegen chinesischen Lieferanten auch Mandarin sprechen müssen. Ob die Masken zu teuer eingekauft worden seien, werde nun mit einer internen Revision des VBS geprüft. Kaiser: «Frau Amherd verlangt Transparenz.» Dabei klärt die Revision drei wesentliche Punkte ab: Der marktgerechte Preis, die Standard-Qualität und die Konditionen der Lieferanten.

Aeschbach erklärte, dass zudem das SAP-System grundlegend habe verändert werden müssen. «Es war eine Operation am offenen Herzen eines Patienten mit multiplem Organversagen, der gerade einen Marathon läuft.» Eine solche Operation gehe selten fehlerlos vonstatten.

«Luft nach oben»

Am Ende sorgte aber ausgerechnet der LBA-Chef in der Fragerunde der Medienleute für gewisse Emotionen. Quasi auf die Schnelle hätte die Armeeapotheke die Beschaffung von Material übernehmen müssen. «Weil der Bund, die Kantone und die Bürger in der Bevorratung versagt haben, wurde die Armeeapotheke beauftragt», sagte Kaiser in deutlichen Worten. Das sei eigentlich nicht so vorgesehen gewesen. Der Bundesrat habe sich aber dennoch entschieden, der LBA den Auftrag zu geben. Und man habe bewiesen, dass die Armee das Vertrauen der Regierung habe erfüllen können.

Trotzdem gebe es weiterhin Luft nach oben, meinte der Divisionär. Um eine «robuste, resiliente und durchhaltefähige Einsatzorganisation» zu etablieren, brauche es noch verschiedene Übungen und Tests. «Wir müssen für die nächste Krise gewappnet sein.»

SDA/fal