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Corona in Südamerika
Argentinien kehrt zurück in den Lockdown

In Argentinien naht der Winter, die Temperaturen sinken und die Corona-Neuinfektionen erreichen Rekordwerte.
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Als sich Argentiniens Präsident Alberto Fernández am Donnerstagabend in einer Fernsehansprache an seine Landsleute wandte, waren die Nachrichten zwar schlecht, viele Argentinier aber dennoch irgendwie erleichtert. Von diesem Samstag an kehren grosse Teile des Landes zurück in den strikten Lockdown, erst einmal für neun Tage, aber dass es nur dabei bleibt, glaubt niemand so recht in Argentinien.

Die Hauptstadt Buenos Aires wird nun abgeriegelt, bewegen dürfen sich Bürger nur noch im engen Umkreis ihres Wohnortes. Schulen, Restaurants, Cafés, Fitnessstudios: Alles geschlossen. Die Massnahmen sind härter als erwartet, gleichzeitig ist aber endlich das seit Tagen anhaltende Rätselraten vorüber über das, was wohl passieren könnte. Denn dass etwas passieren muss, daran bestand längst kein Zweifel mehr.

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Bei rund 45 Millionen Einwohnern gab es in der letzten Woche in Argentinien im Schnitt fast 30'000 Neuansteckungen pro Tag, dazu noch 500 Tote. Immer steiler steigt die Infektionskurve, immer knapper werden die Betten in den Krankenhäusern. «Wir durchleben gerade den schlimmsten Moment der Pandemie», erklärte Staatschef Alberto Fernández am Donnerstag mit Blick auf sein Land. Er hätte aber genauso gut vom gesamten Kontinent sprechen können.

Nirgendwo auf der Welt sind die Infektions- und Todeszahlen derzeit so verheerend wie in Südamerika. Hier leben zwar nur etwas mehr als fünf Prozent der Weltbevölkerung, mehr als 20 Prozent der Covid-Toten weltweit aber kommen aus Südamerika.

Bolsonaro blockiert strikte Massnahmen

Lange war die Lage vor allem in Brasilien dramatisch. Das Land ist das bevölkerungsreichste der Region, dazu blockiert die Regierung von Präsident Jair Bolsonaro immer noch alle landesweiten strikten Massnahmen zur Eindämmung der Pandemie. Mittlerweile aber ist das Virus selbst in Uruguay ausser Kontrolle, dabei galt das Land letztes Jahr noch als Vorzeigenation im Kampf gegen Covid-19.

Dass sich der Erreger in Südamerika so ausbreitet, liegt zum einen an ansteckenderen Varianten. Dazu kommen aber auch klimatische Faktoren: Der Winter naht auf der Südhalbkugel, die Temperaturen sinken, Fenster bleiben geschlossen, Freunde und Familien treffen sich lieber zu Hause im Wohnzimmer, statt in Parks.

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Dies scheint eines der Hauptprobleme zu sein: Nach teils harten und monatelangen Lockdowns im vergangenen Jahr sind viele Menschen nicht mehr bereit, abermals strenge Massnahmen zur Pandemiebekämpfung zu befolgen. Dazu kommt, dass viele sich diese ohnehin nicht mehr leisten können.

Schon vor Covid-19 war die wirtschaftliche Situation schwer angespannt. Die Pandemie hat Südamerika nun in eine der schwersten Krisen seiner Geschichte gestürzt. In vielen Ländern hat die Hälfte oder sogar die Mehrheit der Bevölkerung keinen festen Arbeitsvertrag. Manche arbeiten als Strandverkäufer, andere als Putzhilfe oder schwarz auf dem Bau. Erscheinen sie nicht zur Arbeit, bleiben abends die Teller leer.

Hunger macht sich breit

Kaum ein Staat hat noch Geld, um Ladenbesitzer oder Arme ausreichend zu unterstützen. Allein in Argentinien lebt nun fast die Hälfte der Bevölkerung unter der Armutsgrenze. Hunger macht sich breit, immer länger werden die Schlangen vor den Suppenküchen.

Der einzige Ausweg, so scheint es, sind Impfungen. Teilweise werden diese auch schon schnell und grossflächig verabreicht. In Chile zum Beispiel ist bereits fast die Hälfte der Bevölkerung mit zumindest einer Dosis immunisiert, in Uruguay immerhin weit über ein Drittel. Dennoch kämpfen beide Länder weiterhin mit hohen Infektionszahlen.

In den allermeisten Ländern ist das Tempo der Impfkampagnen aber weit geringer. Vakzine kamen vergleichsweise spät an in der Region, zu gering der politische Einfluss, zu knapp die finanziellen Mittel, zu ablehnend manche Regierung. In Brasilien mussten einige Städte immer wieder die Impf-Aktionen aussetzen, weil Nachschub fehlte. Das Gleiche passierte diese Woche auch in einigen Regionen Paraguays. Dabei sind dort überhaupt erst 250'000 Menschen geimpft.

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Hoffnung macht, dass einige Länder mittlerweile damit begonnen haben, selbst Vakzine herzustellen. So werden in Brasilien chinesische Impfstoffe gefertigt, dazu arbeitet ein Labor an der Produktion des russischen Vakzins Sputnik V. Dieses soll in Zukunft ebenfalls in Argentinien hergestellt werden, dazu produziert das Land bereits jetzt den Wirkstoff von Astra Zeneca, der dann aber noch zum Abfüllen nach Mexiko geschickt werden muss. Lange stockte dort die Fertigstellung, nun sollen in den nächsten Wochen mehrere Millionen Dosen nach Argentinien geliefert werden. Das Land, so viel ist sicher, braucht sie dringend.