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Rugby-Star Ardie Savea
Er ist der beste Spieler der Welt, aber sein Nationalteam will ihn nicht

AUCKLAND, NEW ZEALAND - AUGUST 29: Ardie Savea of the All Blacks poses during the New Zealand All Blacks Rugby World Cup Portrait Session on August 29, 2019 in Auckland, New Zealand. (Photo by Hannah Peters/Getty Images)
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Sich selbst ins Knie zu schiessen, ist eine Kunst. In Neuseeland wissen sie davon zu berichten. Dort ist eines der legendärsten Sportteams zu Hause, das dieser Planet zu bieten hat. Die All Blacks, das neuseeländische Rugby-Nationalteam, dominieren ihren Sport und weisen unfassbare Siegquoten aus. Den Titel als Rekordweltmeister aber, den hat Südafrika inne, der Erzrivale. Im vergangenen Herbst gewann dieser wieder einmal den WM-Final, seinen vierten – gegen Neuseeland.

Ein Grund dafür ist eine der seltsamsten Regeln im Weltsport. Die sich die All Blacks aber gleich selbst auferlegt haben – und an der sie trotzig seit fast 30 Jahren festhalten. Man hat ihnen schliesslich, so scheint es, Rugby nicht zu erklären.

Die Regel besagt, dass ein Spieler der All Blacks in der pazifischen Liga Super Rugby bei einem neuseeländischen Team unter Vertrag zu sein hat. Dass er, wechselt er ins Ausland, seine Spielberechtigung im Nationalteam per sofort verliert. Und dass, kehrt er zurück, eine Karenzfrist eingehalten werden muss, ehe er das legendäre schwarze Leibchen wieder überstreifen darf.

Eingeführt wurde dies durch den Landesverband New Zealand Rugby (NZR) 1995, als die Sportart weltweit professionalisiert wurde. Zweierlei Ängste liegen der Regel zugrunde: Einerseits tue es den All Blacks nicht gut, wenn die Spieler aus Übersee einen englischen oder französischen Spielstil mitbrächten. Aus diesem Grund gab es auch noch nie einen ausländischen Nationaltrainer.

Andererseits fürchtet NZR, dass die heimischen Clubs an Stärke und Qualität verlieren, sollten die besten Spieler ins Ausland wechseln, wenn oder weil sie dort mehr verdienen. Was wiederum schlecht ist für den Nachwuchs.

Japan ist das neue Rugby-Wunderland

Dass in anderen Ländern mehr und viel mehr bezahlt wird, ist Tatsache. Rugby mag in Neuseeland Nationalsport sein, aber das Land ist vergleichsweise klein. Im Super Rugby verdienen die besten Spieler höchstens 400’000 neuseeländische Dollar jährlich, das sind keine 220’000 Franken. In Japan dagegen erhalten sie bis zwei Millionen neuseeländische Dollar. Kein Wunder, können viele dieser Verlockung nicht widerstehen. Mit Ardie Savea, Richie Mo’unga und Brodie Retallick haben drei der prägendsten Neuseeländer nach der letztjährigen WM ins neue Rugby-Wunderland gewechselt. Sie verloren umgehend ihre Spielberechtigung für die All Blacks.

Nun ist das so, als würde Argentiniens Fussball-Nationalteam freiwillig auf Lionel Messi verzichten oder Portugal auf Cristiano Ronaldo: Savea wurde 2023 zum besten Rugby-Spieler der Welt gekürt.

PARIS, FRANCE - OCTOBER 14: Ardie Savea of New Zealand celebrates scoring his team's second try during the Rugby World Cup France 2023 Quarter Final match between Ireland and New Zealand at Stade de France on October 14, 2023 in Paris, France. (Photo by Hannah Peters/Getty Images)

Es gibt viele Kritiker dieser konservativen Haltung von New Zealand Rugby, das die Regel im Laufe der Jahre regelmässig überprüft hat – aber stets daran festhielt. Ob sich das jetzt ändert, da die Stars gleich im Trio abwandern?

Ardie Savea jedenfalls forderte kürzlich in einem Interview die Revolution: «Die Zeiten ändern sich, und sie ändern sich schnell. Was vor 15 Jahren galt, muss nicht zwingend auch heute noch richtig sein. Südafrika zeigt uns, dass es auch anders geht.» Mehrere Spieler der Springboks gingen nach dem WM-Sieg ebenfalls nach Japan, sie dürfen weiterhin für das Nationalteam auflaufen.

Der neue Trainer möchte die Reform

Bewegung könnte auch dank des neuen Nationaltrainers kommen. Scott Robertson übernahm Anfang Jahr und sagte früh, dass er für eine Öffnung plädiere: «Die Leute bei NZR haben mir versprochen, dass sie nach vorne denken und die Norm infrage stellen wollen. Man muss immer einen Schritt voraus sein. Sonst wird man erwischt. Ich werde ihnen definitiv meine Meinung und meine Gedanken in dieser Sache mitteilen.»

Sein Vorgänger Ian Foster, ein Urgestein im neuseeländischen Rugby, gab zurück: «Das wird im Desaster enden.»

WELLINGTON, NEW ZEALAND - MARCH 21: Scott Robertson speaks to media after being announced as the next All Blacks Coach during a New Zealand Rugby Press Conference at NZ Rugby House on March 21, 2023 in Wellington, New Zealand. (Photo by Hagen Hopkins/Getty Images)

Dabei hat NZR die umstrittene Regel in der Vergangenheit gar nicht immer strikt angewandt. Als Dan Carter, einer der Besten, den die All Blacks je hatten, einst nach Frankreich wechselte, durfte er unmittelbar nach seiner Rückkehr ins Super Rugby sogleich wieder für das Nationalteam starten. Auch Sam Whitelock oder Beauden Barrett wurden umgehend reintegriert, nachdem sie bei einem neuseeländischen Club unterschrieben hatten.

Dasselbe plant Ardie Savea: Wenn im Mai die Saison in Japan endet, will er zu seinem Stammclub zurückkehren, den Wellington Hurricanes. Gerade rechtzeitig für die Länderspielsaison der All Blacks ab Juli.