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AboNeue Covid-Zahlen in Zürich
Anzahl Infizierter war nach den Ferien viel höher als angenommen

Im August und September wurde viel getestet. Trotzdem zeigen neue Befunde, dass die Dunkelziffer der Angesteckten sehr hoch war.

Ab Mitte August stiegen die Fallzahlen im Kanton Zürich stark an. Ferienrückkehrer und Schulkinder brachten und verbreiteten das Coronavirus. Grundlage für diesen Befund waren die positiven Befunde der Getesteten und Resultate der Pooltests in den Schulen, Firmen und gesundheitlichen Institutionen.

Nun zeigt sich, dass die Ansteckungsrate noch viel höher war als angenommen. Diesen Schluss lässt das Abwassermonitoring zu. Seit Ende Mai werden in zwölf grösseren Abwasserreinigungsanlagen (ARA) quer über dem Kantonsgebiet dreimal in der Woche Abwasserproben entnommen. Das Kantonale Labor analysiert diese auf das Coronavirus und ermittelt die Konzentration.

«Verlässliche Aussagen»

«Dadurch können verlässliche Aussagen gemacht werden», schreibt die Gesundheitsdirektion (GD) in einer Mitteilung vom Mittwoch. Und zwar unabhängig vom Testverhalten der Bevölkerung. Anders ausgedrückt: Man kann etwas über die Dunkelziffer sagen, also zum Anteil der bisher unbekannten Corona-Positiven.

Die Ergebnisse haben in allen zwölf ARA zum Ende der Sommerferien einen starken Anstieg der Viruskonzentration im Abwasser gezeigt. Und zwar einen wesentlich höheren, als die gleichzeitig gemeldeten Fallzahlen suggerieren. Die Dunkelziffer war Ende August und vor allem in der ersten Septemberhälfte hoch.

Die gelbe Kurve (Abwasser) fällt derzeit stärker ab als die Kurve der Fallzahlen (blau), was auf eine stark sinkende Infektionsrate und abnehmende Dunkelziffer schliessen lässt.

Wie viele Personen unentdeckt angesteckt waren, als beispielsweise am 5. September – dem Spitzentag bis anhin – grosse Virenmengen im Abwasser gemessen wurden und gleichzeitig 345 positive Fälle gemeldet wurden, ist allerdings unklar. «Man kann nicht auf eine Anzahl Personen rückschliessen», sagt Stefan Neubert, Abteilungsleiter Datenanalyse der GD. Nur das Aufzeigen von Tendenzen und Vergleiche sind möglich.

Infektionsrate sinkt stärker als vermutet

Interessant sind auch die aktuellsten Zahlen. Sie zeigen den umgekehrten Trend. Die Viruslast im Abwasser lässt auf eine sinkende Dunkelziffer schliessen. «Die Viruskonzentration im Abwasser ist in den letzten Tagen stärker gesunken als die Fallzahlen», schreibt die GD.

Das erlaubt den Schluss, dass sich – im Vergleich zum Monatsanfang – mehr Menschen testen lassen und gleichzeitig die Infektionsrate stärker als vermutet sinkt. Insgesamt lässt sich mit dem Abwassermonitoring ein besseres Bild der Virussituation zeichnen.

Methode verfolgt Virusvarianten

Die Abwasseruntersuchungen haben eine zweite «grosse Stärke», wie Neubert sagt: Die verschiedenen zirkulierenden Virusvarianten können verlässlich nachgewiesen werden. Zudem kann das gesamte Mutationsgeschehen nachverfolgt werden. «Mit dieser Methode ist es möglich, die Verbreitung allfälliger neuer Virusvarianten zeitnah und flächendeckend zu verfolgen», sagt Neubert.

Per 16. September sieht man, dass die Delta-Variante kantonsweit mit 70 Prozent der Fälle klar vorherrschend ist. Die Alpha-Variante von Sars-CoV-2, die bis im Frühling noch dominant war, ist mit 9 Prozent wieder knapp Nummer 2, während die mit Delta nah verwandte Kappa-Variante (8 Prozent) sowie eine weitere Untervariante von Delta auf dem absteigenden Ast sind.

In der Stadt Zürich sind die Virusvarianten leicht anders verteilt. Die Kappa-Variante ist mit 15 Prozent stärker vorhanden, die Alpha-Variante hingegen fast verschwunden.

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Die Variantenanalyse per Abwasser spart auch Geld. Die klinischen Nachweise der Mutationen sind zwar präziser, aber auch viel teurer. Deshalb werden die entsprechenden Untersuchungen nur bei Verdacht oder für Stichproben angeordnet.

Den Abwassermonitor in der Schweiz etabliert haben das Wasserforschungsinstitut der ETH Zürich (Eawag) und die ETH Lausanne. Die ETH und das Swiss Institute of Bioinformatics haben kürzlich zusammen mit dem Functional Genomics Center Zurich die Verfahren entwickelt, um aus den Abwasserproben die Konzentrationen der verschiedenen Virusvarianten zu berechnen.