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Todesfahrt in Magdeburg
Stadt an Heiligabend in Trauer – Attentäter hinterliess Testament

epaselect epa11791323 A firefighter in front of candles and flowers at the mourning site in front of St. John's Church following a vehicle-ramming attack on the Christmas market in Magdeburg, Germany, 23 December 2024. According to Saxony-Anhalt State Premier Haseloff, five people were confirmed dead and at least 235 were injured after a car was driven into a crowd at Magdeburg's Christmas market on 20 December. The suspect, a Saudi national, was taken into custody. EPA/FILIP SINGER
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Der deutsche Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat die Gesellschaft in seinem Land nach dem Anschlag von Magdeburg zum Zusammenhalt aufgerufen.

«Hass und Gewalt dürfen nicht das letzte Wort haben. Lassen wir uns nicht auseinandertreiben. Stehen wir zusammen», sagte Steinmeier in seiner vorab veröffentlichten Weihnachtsansprache.

Vielen Menschen werde das Herz schwer sein an diesem Weihnachtsfest. Viele seien aufgewühlt und verunsichert, hätten vielleicht auch Angst. «All diese Gefühle sind verständlich. Aber sie dürfen uns nicht beherrschen, und sie dürfen uns nicht lähmen», sagte der Steinmeier.

Beim Anschlag auf den Weihnachtsmarkt in Magdeburg am Freitagabend waren fünf Menschen getötet und rund 200 teilweise schwer verletzt worden. Steinmeier änderte wegen der Todesfahrt eines aus Saudiarabien stammenden Mannes seine bereits aufgezeichnete Weihnachtsansprache und nahm sie neu auf. Sie wird am 1. Weihnachtstag ausgestrahlt.

Stadt in Trauer

Blumen, Kerzen, Kuscheltiere: Auch an Heiligabend war der zentrale Gedenkort an der Johanniskirche von Menschen umringt. Das Blumen- und Kerzenmeer wuchs weiter, viele Trauernde hatten Tränen in den Augen.

Mourners hug in front of a makeshift memorial of flowers and candles for the victims of a car-ramming attack on a Christmas market in Magdeburg, eastern Germany, on December 23, 2024. Magdeburg has been in deep mourning over the mass carnage on Friday evening, December 20, 2024, when an SUV smashed through a crowd at its Christmas market, killing four women and a nine-year-old child and injuring 205 people. Political pressure has built on the question of potential missed warnings about Saudi suspect Taleb al-Abdulmohsen, a 50-year-old psychiatrist who had made online deaths threats and previously had trouble with the law. (Photo by RALF HIRSCHBERGER / AFP)

Auf dem benachbarten Alten Markt, dem zentralen Ort des seit Freitagabend geschlossenen Weihnachtsmarktes, waren einzelne Buden zu Gedenkorten geworden. Auch hier brachten Trauernde ihre Anteilnahme mit Blumen und Kerzen zum Ausdruck. Viele Menschen waren mit Blumensträussen unterwegs, um sie als Zeichen des Beileids niederzulegen. «Ich konnte erst nicht herkommen, weil es mich zu sehr schockiert hat», sagte eine Rentnerin der Deutschen Presse-Agentur. «Aber heute wollte ich hier sein. Es ist ja Weihnachten.»

People attend a commemoration organised by the far-right Alternative for Germany (AfD) party at the cathedral square, after the Christmas market car-ramming attack in Magdeburg, eastern Germany, on December 23, 2024. Three days after the Magdeburg Christmas market car-ramming attack, both the far-right AfD party and counter-protesters were due to hit the streets in the bereaved city. Magdeburg has been in deep mourning over the mass carnage on Friday evening, December 20, 2024, when an SUV smashed through a crowd at its Christmas market, killing four women and a nine-year-old child and injuring 205 people. Political pressure has built on the question of potential missed warnings about Saudi suspect Taleb al-Abdulmohsen, a 50-year-old psychiatrist who had made online deaths threats and previously had trouble with the law. (Photo by RALF HIRSCHBERGER / AFP)

Eine Gruppe Jugendlicher war nach eigenen Angaben aus dem Salzlandkreis nach Magdeburg gefahren, um einen Rosenstrauss mit schwarzer Schleife an den Gedenkort zu bringen. «Wir haben alle dafür zusammengelegt. Das muss man machen», sagt einer.

Mourners stand around a makeshift memorial of flowers and candles for the victims of a car-ramming attack on a Christmas market in Magdeburg, eastern Germany, on December 23, 2024. Magdeburg has been in deep mourning over the mass carnage on Friday evening, December 20, 2024, when an SUV smashed through a crowd at its Christmas market, killing four women and a nine-year-old child and injuring 205 people. Political pressure has built on the question of potential missed warnings about Saudi suspect Taleb al-Abdulmohsen, a 50-year-old psychiatrist who had made online deaths threats and previously had trouble with the law. (Photo by RALF HIRSCHBERGER / AFP)

Nach Angaben eines dpa-Reporters waren auch Polizisten vor Ort, etwa um an verschiedenen Stelle etwa auszumessen. Immer wieder blieben Passanten stehen, um sie zu beobachten. Eine Sprecherin der Polizeiinspektion Magdeburg sagte auf Nachfrage, dass Beamte der Landespolizei vor Ort seien, um «dokumentarische Arbeiten» im Rahmen der Ermittlungen zu erledigen.

Attentäter hinterliess Testament in seinem Auto

Der mutmassliche Attentäter hat einem Bericht des «Spiegel» zufolge in seinem Wagen ein Testament hinterlassen. Ermittler hätten das Dokument in dem Auto gefunden, mit dem er auf den Weihnachtsmarkt der Stadt gerast war, berichtete das Magazin am Montag. Darin habe der 50-Jährige festgelegt, dass sein gesamtes Vermögen nach seinem Tod an das Deutsche Rote Kreuz übergehen solle, politische Botschaften seien im Testament nicht enthalten.

Wie der «Spiegel» weiter berichtete, soll der Attentäter das Auto, mit dem er die Tat beging, bereits mehr als eine Woche zuvor, am 11. Dezember, gemietet haben. Am 12. Dezember habe der Mann aus einem Hotel in Magdeburg einem «islamfeindlichen US-Blog» ein Interview gegeben. Darin habe er unter anderem für Elon Musk geschwärmt, den Milliardär und Vertrauten des gewählten US-Präsidenten Donald Trump.

Der mutmassliche Attentäter von Magdeburg war 2006 nach Deutschland ausgereist. Der Mediziner fühlte sich in seinem Heimatland bedroht, unter anderem, weil er Islamkritiker war.

Verschärftes Sicherheitspaket

Nach dem Anschlag diskutiert die Politik in Deutschland über ein verschärftes Sicherheitspaket. Dazu zählt in erster Linie die Mindestspeicherfrist für IP-Adressen. Auch Befugnisse zur automatisierten Gesichtserkennung und zum Abgleich von Polizeidaten zählen dazu. Dabei solle «verfassungsrechtlich Mögliche» ausgeschöpft werden, heisst es in Berlin.

Zuvor hatte sich Innenministerin Nancy Faeser dafür ausgesprochen, noch ausstehende Gesetzentwürfe zur inneren Sicherheit umgehend zu beschliessen. In einem Interview des Magazins «Spiegel» nannte Faeser das neue Bundespolizeigesetz, das die Bundespolizei stärken soll, oder die «biometrische Erkennung von Gesichtern und Stimmen von Terrorverdächtigen, Mördern und Vergewaltigern, die von der Union im Bundesrat aufgehalten wurde».

epa11791512 German President Frank-Walter Steinmeier records his annual Christmas televised address to the nation at Schloss Bellevue in Berlin, Germany, 23 December 2024 (issued 24 December 2024).  EPA/RAINER KEUENHOF / POOL

Der Bundespräsident ging auch kurz auf das Scheitern der «Ampel»-Koalition ein. «Auch wenn jetzt eine Regierung vorzeitig an ihr Ende gekommen ist, ist das nicht das Ende der Welt, sondern ein Fall, für den dieses Grundgesetz Vorsorge getroffen hat», sagte er. «Die Entscheidung über die Auflösung des Bundestages und über Neuwahlen werde ich mit Sorgfalt nach den Weihnachtstagen treffen.»

DPA/AFP/oli