Verheerende Brände in Los AngelesBiden ruft Katastrophenfall aus – Hollywood wird evakuiert
Die Brände in der US-Metropole breiten sich weiter aus. Die Behörden melden fünf Tote, 130’000 Menschen sind auf der Flucht.
- Grossbrände in Los Angeles sind weiterhin nicht unter Kontrolle, fünf Tote gemeldet.
- Präsident Biden hat den Katastrophenfall ausgerufen, Bundesmittel werden bereitgestellt.
- Schwere Winde erschweren die Brandbekämpfung, Evakuierungen in Hollywood Hills.
- Die Feuer haben über 130’000 Menschen zur Flucht gezwungen, mehr als 1000 Gebäude sind zerstört.
Die seit Dienstag wütenden Grossbrände in Los Angeles sind noch immer nicht unter Kontrolle. Sie haben eine Schneise der Verwüstung hinterlassen.
Die Flammen griffen am Mittwochabend (Ortszeit) auf die berühmte Hügelkette Hollywood Hills über, Teile des Stadtviertels müssen evakuiert werden. (Lesen Sie hier, wie Paris Hilton, Mark Hamill und andere Promis von der Feuersbrunst betroffen sind.)
Bislang kamen bei den Bränden Behördenangaben zufolge fünf Menschen ums Leben, zahlreiche weitere wurden verletzt. Gemäss Medienberichten sind rund 130’000 Menschen auf der Flucht, knapp 2000 Gebäude wurden zerstört. Mehr als 7500 Einsatzkräfte kämpfen gegen die Feuersbrunst.
Die verschiedenen Brände haben sich auf einer Fläche von insgesamt über 100 Quadratkilometern ausgeweitet. Zum Vergleich: Die Stadt Bern ist 52 Quadratkilometer gross, die Stadt Zürich umfasst 88 Quadratkilometer, der Kanton Basel-Stadt 37.
Biden ruft Katastrophenfall aus
Der scheidende US-Präsident Joe Biden rief den Katastrophenfall aus und sagte seine für Freitag geplante Reise nach Italien ab.
Die Entscheidung zur Absage der Reise habe Biden nach seiner Rückkehr am Mittwochabend aus Los Angeles getroffen, sagte seine Sprecherin Karine Jean-Pierre. Dort habe sich der Präsident mit der Polizei, der Feuerwehr und den Rettungskräften getroffen, die die historischen Brände in der Region bekämpfen.
Bei der Gelegenheit kündigte der US-Präsident an, 2000 Einsatzkräfte der Nationalgarde zur Unterstützung zu schicken. Dazu zählten auch 15 Lösch-Helikopter, so Biden weiter.
Jean-Pierre teilte weiter mit, Biden wolle sich in den kommenden Tagen auf die Leitung der gesamten Bundesmassnahmen im Kampf gegen die Brände konzentrieren.
Sheriff: «Null Eindämmung bei diesem Feuer»
Laut US-Medien handelt es sich schon jetzt um eine der schlimmsten Feuerkatastrophen der Stadtgeschichte von Los Angeles. Die Zahl der Todesopfer ist auf mindestens fünf gestiegen. Es sei mit weiteren Toten zu rechnen, sagte Sheriff Robert Luna am Mittwoch dem Radiosender KNX News.
«Ich bete wirklich, dass wir nicht weitere finden, aber ich glaube nicht, dass dies der Fall sein wird», sagte Luna mit Blick auf die Todesopfer. Schliesslich sei die Lage immer noch sehr instabil, es gebe «null Eindämmung bei diesem Feuer».
Feuer auf den Hollywood Hills
Die Todesfälle wurden demnach nordöstlich der Metropole Los Angeles registriert, nahe Pasadena, wo das sogenannte «Eaton Fire» weiter ausser Kontrolle war.
Ein weiteres Feuer hat auf der bekannten Hügelkette Hollywood Hills vollgefressen. Der Brand mit dem Namen «Sunset Fire» begann am Mittwochabend. Die Flammen breiten sich Medienberichten zufolge vom Runyon Canyon schnell aus, in Richtung des berühmten Hollywood-Boulevards. Die Behörden ordneten für Teile des Stadtviertels Evakuierungen an.
Biden stellt Bundesmittel in Aussicht
Biden hat die von Bränden betroffene Region in Kalifornien zum Katastrophengebiet erklärt. Dadurch könnten Gemeinden und Überlebende sofort Bundesmittel erhalten, um den Wiederaufbau voranzutreiben, teilte das Weisse Haus am Mittwoch mit. Ausserdem habe die Katastrophenschutzbehörde (Fema) dem US-Bundesstaat Kalifornien finanzielle Hilfe bei der Brandbekämpfung zugesagt.
Die Unterstützung sehe auch individuelle Hilfsprogramme für Bürgerinnen und Bürger sowie Unternehmen vor, wie Notunterbringung und Geld bei zerstörtem Eigentum, hiess es seitens Kaliforniens Gouverneur Gavin Newsom.
Schwere Winde mit Geschwindigkeiten von bis zu 130 Kilometern pro Stunde fachten die Feuer immer weiter an und erschwerten die Löscharbeiten. Brandbekämpfung aus der Luft sei nur sehr schwer möglich, teilten die Behörden mit.
Inzwischen gibt es aber zumindest vereinzelt Luftunterstützung: US-Medien zeigten am Mittwoch Aufnahmen von Helikoptern, die Wasser abwarfen, etwa beim «Sunset Fire» in den Hollywood Hills.
Einsatzkräfte machten dort erste Fortschritte, teilte das Büro des County Sheriffs auf X mit. Dieses Feuer sowie weitere Brände in und um Los Angeles sind den Angaben zufolge aber weiterhin nicht unter Kontrolle.
Mehrere Menschen, unter anderem auch eine Feuerwehrfrau, erlitten Brandverletzungen, berichtet der US-Sender ABC. Es gebe eine «grosse Zahl» an verletzten Anwohnern, die ihr Zuhause nicht rechtzeitig verliessen, sagte Marrone bei einer Pressekonferenz.
Laut dem obersten Feuerwehrmann, Anthony Marrone, fehlt es bei der Bekämpfung der Feuer an Einsatzkräften. Die 29 Feuerwehren in Los Angeles County seien auf eine derartig «weitgestreute Katastrophe» nicht vorbereitet, so der Feuerwehrchef. Man könne mit ein oder zwei grösseren Buschfeuern umgehen, «aber nicht mit vier, ganz besonders nicht bei solch heftigen Winden und hoher Trockenheit».
Vier Brände rund um die Millionenmetropole
Der grösste Brand befindet sich in der Umgebung des Stadtteils Pacific Palisades. Dieser Teil von Los Angeles grenzt an das berühmte Strandviertel Santa Monica. Am Dienstagabend (Ortszeit) brach das «Eaton Fire» aus, ein zweiter Brand im Umkreis der nahe gelegenen Stadt Pasadena, der sich binnen weniger Stunden auf eine Fläche von rund neun Quadratkilometern ausweitete. Nahe der Stadt San Fernando im Norden und im Stadtteil Van Nuys im Nordosten der Metropole gibt es weitere kleine Brände.
Der künftige US-Präsident Donald Trump hat den demokratischen Gouverneur von Kalifornien, Gavin Newsom, für das Ausmass der Waldbrände verantwortlich gemacht. Konkret kritisierte der Republikaner auf Truth Social Wassersparmassnahmen Newsoms und warf ihm vor, dass ihm die Menschen in dem US-Bundesstaat egal seien. «Jetzt wird der ultimative Preis dafür gezahlt. Ich werde verlangen, dass dieser inkompetente Gouverneur schönes, sauberes, frisches Wasser nach Kalifornien fliessen lässt!», schrieb Trump. Newsom trage die Verantwortung für die Situation.
Die Rettungskräfte arbeiteten an ihrer Belastungsgrenze, sagte Kristin M. Crowley von der Feuerwehr der Stadt Los Angeles. «Wir sind absolut noch nicht aus der schlimmsten Gefahr heraus», sagte sie bei der Pressekonferenz. Innerhalb von 24 Stunden seien mehr als 3600 Notrufe bei den Rettungskräften eingegangen, mehr als doppelt so viele wie normal. Rettungskräfte, die sich nicht im Dienst oder im Urlaub befinden, sind aufgerufen, sich zum Einsatz zu melden.
Hunderttausende ohne Strom
Laut der Seite poweroutage.us waren zwischenzeitlich in Kalifornien über 300’000 Haushalte ohne Elektrizität. Die Behörden warnen, dass es zu weiteren Stromausfällen kommen könnte, sollte das Feuer sich ausbreiten.
Am Dienstag hatte sich ein zunächst kleines Feuer am Westrand von Los Angeles durch heftige Winde rasch in ein Inferno verwandelt. Die Anwohner von Pacific Palisades an der Pazifikküste mussten teils fluchtartig ihre Häuser verlassen. Wie gross die Schäden bislang sind, ist unklar.
Pacific Palisades ist ein wohlhabender Stadtteil im Westen von Los Angeles mit rund 25.000 Einwohnern. Stars wie Jennifer Aniston, Bradley Cooper, Tom Hanks und Reese Witherspoon haben dort Häuser.
Chaos auf den Strassen
Auf einigen Strassen in dem wohlhabenden Stadtviertel spielten sich chaotische Szenen ab. Der Verkehr kam zum Erliegen, Autos steckten im Stau fest. Einige liessen ihre Fahrzeuge zurück und brachten sich zu Fuss in Sicherheit. Mit Bulldozern habe die Feuerwehr abgestellte Autos aus dem Weg räumen müssen, um mit ihren Löschwagen weiterzukommen, berichtete der Sender KTLA.
Seit die Flammen auch die Hollywood Hills erreicht haben, versuchen auch dort etlich Bewohner, das Gebiet zu verlassen. Dies führte laut US-Medien zu massiven Staus. Ein Anwohner berichtete dem Sender CNN von «chaotischen Szenen».
Veranstaltung abgesagt
Die verheerenden Feuer in Los Angeles haben auch Auswirkungen auf Hollywoods Showbusiness. Die Verleiher der renommierten Critics Choice Awards haben ihre für diesen Sonntag geplante Trophäen-Gala in Santa Monica aufgrund der Brände verschoben. «All unsere Gedanken und Gebete sind mit denen, die gegen die zerstörerischen Feuer ankämpfen und mit allen, die davon betroffen sind», hiess es in einer Mitteilung von Verbandschef Joey Berlin.
Filmstudios cancelten die geplanten Premierenfeiern für die Filme «Unstoppable» und «Wolf Man», berichtete das Branchenportal «Hollywood Reporter». Auch eine Vorführung des Films «I’m Still Here», die von Regisseur Guillermo del Toro moderiert werden sollte, wurde demnach abgesagt. Del Toro habe wegen der Feuer sein Haus verlassen müssen, hiess es.
Hollywoods Schauspielverband SAG (Screen Actors Guild) sagte die Live-Übertragung der für Dienstag angekündigten Nominierungszeremonie ab. Man werde die Liste der Nominierten am Mittwochmorgen (Ortszeit) auf der Webseite schriftlich verkünden, schrieb der Verband auf Instagram.
Auch der Vergnügungspark Universal Studios Hollywood und das aus vielen Filmen bekannte Griffith-Observatorium auf dem Hügel der Stadt bleibe am Mittwoch geschlossen, teilten die Einrichtungen im Internet mit. Die Universal Studios zählen zu den zehn grössten Vergnügungsparks der USA und hatten 2023 laut Branchenstatistiken fast 9,7 Millionen Besucher.
Trockenes Wetter seit Monaten
Erst im Dezember hatte ein zerstörerischer Waldbrand in dem kalifornischen Küstenort Malibu gewütet. Die Flammen drangen aus dem hügeligen Hinterland bis an die Strände vor. In Südkalifornien blieben in den letzten Monaten Regenfälle weitgehend aus. Wegen extremer Winde hatten die Behörden in dieser Woche die höchste Warnstufe für Feuergefahr ausgerufen.
DPA/SDA/chk
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