Ihr Browser ist veraltet. Bitte aktualisieren Sie Ihren Browser auf die neueste Version, oder wechseln Sie auf einen anderen Browser wie ChromeSafariFirefox oder Edge um Sicherheitslücken zu vermeiden und eine bestmögliche Performance zu gewährleisten.

Zum Hauptinhalt springen

Lukaschenko in Bedrängnis
Angebliche Bombendrohung aus der Schweiz war vermutlich Fälschung

In der polnischen Stadt Danzig wird gegen die Verhaftung und Folterung des weissrussischen Regimekritikers Roman Protassewitsch protestiert. 
Jetzt abonnieren und von der Vorlesefunktion profitieren.
BotTalk

Die erste Nachricht über eine Bombendrohung sei aus der Schweiz gekommen. Mit dieser Mitteilung überraschte Weissrusslands Diktator Alexander Lukaschenko gestern die Welt. Lukaschenko rechtfertigte vor dem Parlament in Minsk die erzwungene Landung einer Ryanair-Maschine, die auf dem Weg von Athen nach Vilnius war. Nach dem Grounding in Minsk wurden zwei Passagiere verhaftet und sind seither in einem weissrussischen Gefängnis, wo sie vermutlich auch gefoltert werden: der oppositionelle Blogger Roman Protassewitsch und seine Freundin Sofia Sapega.

Lukaschenko sprach von einer Bombendrohung durch die palästinensische Terrororganisation Hamas. Die Schweiz kam ins Spiel, weil die Drohmail angeblich über den Schweizer Webdienst Protonmail verschickt worden war. Offenbar gibt es diese Mail tatsächlich. Die vom russischen Regimekritiker MichailChodorkowski finanzierte Recherchegruppe Dossier Center bekam sie zugespielt und fand ein interessantes Detail: Die Mail wurde erst verfasst, nachdem das Flugzeug der Ryanair bereits durch einen weissrussischen Kampfjet zum Abdrehen gezwungen und im Landeanflug auf Minsk war.

Hamas distanziert sich

Laut dem Zeitplan, den Dossier Center rekonstruierte, flog die Maschine am 23. Mai um 12.30 Uhr in den weissrussischen Luftraum, bekam drei Minuten später vom Tower in Minsk eine Warnung, dass eine Bombe an Bord sei, und drehte um 12.47 Uhr Richtung Flughafen Minsk ab. Aber erst um 12.57 Uhr wurde die Mail mit der Bombendrohung an eine allgemeine Adresse des Flughafens verschickt. Die weissrussischen Behörden hatten die Flugbesatzung also 24 Minuten früher vor der Bombe gewarnt, als sie selbst laut Lukaschenko davon wissen konnten.

Absender der Mail ist ein gewisser Ahmed Jurlanow, der einen Account bei Protonmail besitzt. Auf Englisch wird in der Mail das sofortige Ende der europäischen Unterstützung für Israel verlangt. Sonst explodiere die Bombe an Bord. Die Mail endet mit «Allahu Akbar». Von welchem Ort aus sie geschickt wurde, ist kaum noch herauszufinden. Die Hamas erklärte, sie habe mit der Drohung nichts zu tun.

Der weissrussische Diktator Alexander Lukaschenko erklärt am 26. Mai im Parlament in Minsk, dass eine Mail mit einer Bombendrohung aus der Schweiz gekommen sei. 

Laut der Nachrichtenagentur Reuters hat die in Genf ansässige Firma Protonmail bestätigt, dass die Mail erst um 12.57 Uhr abgeschickt worden sei. Protonmail wolle in diesem Fall auch die europäischen Behörden bei ihren Ermittlungen unterstützen.

Nach ihrer erzwungenen Landung in Minsk konnte die Ryanair-Maschine erst nach mehreren Stunden den Flug in die litauische Hauptstadt Vilnius fortsetzen. Mehrere Passagiere blieben in Weissrussland zurück: zwei mutmassliche Agenten des weissrussischen Geheimdienstes KGB sowie das verhaftete Paar Roman Protassewitsch und Sofia Sapega. Von beiden veröffentlichte das weissrussische Regime danach Videos, in denen sie Geständnisse ablegen. In beiden Videos ist jedoch ersichtlich, dass sie unter Zwang gemacht wurden. Protassewitsch weist im Gesicht Spuren schwerer Folter auf.