Der erste Beach BoyAn den Stränden der Welt bewunderten sie ihn wie einen Popstar
Duke Kahanamoku war im Schwimmbecken erfolgreich und wurde im Meer zur Legende. Der Hawaiianer spielte in Hollywoodstreifen und machte den Lifestyle der Beach Boys berühmt.
Fast hätte er ihn verschlafen, den Moment, der ihm zu Weltruhm verhalf. Duke Kahanamoku machte vor dem grossen Final ein Nickerchen. Doch ein Betreuer des amerikanischen Teams fand den 21-Jährigen gerade noch rechtzeitig, Minuten später schwamm der Hawaiianer 1912 in Weltrekordzeit zu olympischem Gold über 100 Meter Freistil in einer Bucht vor Stockholm. Es folgte noch Silber mit der Staffel.
Und dies nur elf Monate nach seinem ersten Schwimmwettbewerb, bei dem er im Hafenbecken von Honolulu gleich die Weltrekorde über 100 sowie 200 Yards unterboten hatte. Sein Gold-Coup sollte für Kahanamoku der Startschuss zu einem wilden Leben sein – und in der Folge den Surfsport weltbekannt machen. Ja, den Surfsport.
Denn der Modellathlet mit den grossen Pranken und Schuhgrösse 48 war eigentlich ein für Hawaii so typischer Beach Boy. Geboren 1890 in Honolulu und aufgewachsen am weltbekannten Waikiki Beach als Sohn eines Polizisten und Ältestes von neun Geschwistern, verbrachte Kahanamoku schon jung die meiste Zeit auf oder am Wasser. Als Lifeguard, im Kanu oder auf seinem Surfbrett.
Früh zeigte sich sein Talent als Schwimmer und Surfer – und seine Liebe zu beiden Sportarten. «Mich hat immer beides fasziniert. Aber Surfen bedeutet mir viel mehr. Der grösste Kick in meinem Leben ist, auf einem dieser schweren und langen Bretter eine grosse Welle zu reiten», sagte er später.
In den Jahren nach seinem Erfolg von Stockholm blieb er beiden Leidenschaften treu, trainierte als Schwimmer und probierte, seine Passion, das Wellenreiten, über Hawaii hinaus bekannt zu machen. Er wurde von «beinahe jeder Stadt auf der Welt eingeladen, die ein Schwimmbecken besass», schreibt Biograf Joseph L. Brennan Jahre später. 1912 bereiste Kahanamoku Kalifornien, 1914 Australien und Neuseeland. Überall zeigte er seine Kunststücke auf den Wellen.
Gigantische Show in Australien
Seine Show an Heiligabend in Freshwater bei Sydney vor grossem Publikum schlug medial so hohe Wellen, dass sie heute als Geburtsstunde der modernen Surfkultur in Australien gilt. Auch in Kalifornien und Neuseeland verbreitete sich nach Kahanamokus Besuchen die Begeisterung am Wellenreiten rasant.
Seine Reisen als «Surf-Missionar» taten seinem Erfolg als Schwimmer keinen Abbruch. Nachdem die Olympischen Spiele 1916 wegen des Weltkriegs nicht stattgefunden hatten, gewann er 1920 in Antwerpen wieder Gold über 100 m Freistil und dieses Mal auch mit der Staffel. Vier Jahre später in Paris schwamm er mit fast 34 Jahren zu einer Silbermedaille über 100 Meter Freistil, Dritter wurde Samuel Kahanamoku. Geschlagen wurden die beiden Brüder nur von Johnny Weissmüller, dem Überschwimmer der damaligen Zeit.
Weissmüller erlangte später Berühmtheit als Tarzan-Darsteller in der Hollywoodfilmreihe.
Auch Duke Kahanamoku verkehrte nach seiner olympischen Schwimmkarriere im Film-Mekka. Suchten die Produzenten der grossen Studios einen Indigenen oder Beach Boy, Kahanamoku war zur Stelle. So spielte er etwa in Filmen neben Stars wie Jack Lemmon oder John Wayne.
«Superhuman», Sheriff und Botschafter
In den 1920er-Jahren lebte der Surfpionier daher hauptsächlich in Kalifornien, wo er am 14. Juni 1925 zum «Superhuman» wurde, wie es der Polizeichef von Newport Beach später sagte. Kahanamoku rettete an diesem Tag mit seinem Surfbrett acht Männer aus dem Ozean, deren Fischerboot im rauen Wellengang vor Newport Beach gekentert war.
Mittlerweile wieder zurück auf Hawaii, wurde er 1932 zum Sheriff von Honolulu gewählt und zwölfmal im Amt bestätigt. Als die Hawaii-Inseln 1959 offiziell Bundesstaat der USA wurden, wurde er zum offiziellen Botschafter Hawaiis ernannt. Noch einmal durfte er um die Welt reisen, um die Kultur seiner Heimat zu repräsentieren. Er schüttelte JFK die Hand oder liess sich an den Stränden der Welt als Popstar feiern.
Bis heute ist «The Duke» der einzige Sportler, der in die Hall of Fame, die sportliche Ruhmeshalle, sowohl des Schwimmens wie auch des Surfens Aufnahme fand. Zudem ist er Mitglied der U.S. Olympic Hall of Fame. Ihm wurden Lieder gewidmet, Statuen gebaut, es wurden Restaurants nach ihm benannt, Bücher und Dokumentationen erzählen das Leben des Surfpioniers nach.
Am 22. Januar 1968 starb Duke Kahanamoku im Alter von 77 Jahren auf einem Parkplatz in Honolulu an einem Herzinfarkt. In einer grossen Zeremonie samt Parade wurde seine Asche im Ozean vor Hawaii verstreut. Dort soll er in Frieden ruhen, so wie damals vor seinem Olympiagold in Stockholm, das ihn weltberühmt machte.
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