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Amtseinführung von Donald Trump
Pinke Mützen und rote Käppis: Washington im Ausnahmezustand

Am Montag wird Donald Trump in Washington zum zweiten Mal vereidigt. Vor dem Weissen Haus versammeln sich Gegner und Unterstützer.
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Valentin R. ist mehr als 6000 Kilometer gereist. Er kommt aus der Nähe von Stuttgart und ist extra für die Amtseinführung des künftigen US-Präsidenten Donald Trump am Montag nach Washington geflogen. Trump sei «jemand, der auch ein paar Mal auf dem Tisch haut», sagt der Deutsche. Auf seinem Pullover steht «Deutsche für Trump», auf dem Kopf trägt er eine klassisch rote MAGA-Kappe, eine Art Erkennungszeichen der Trump-Anhänger mit dem Slogan «Make America Great Again». Valentin R. ist auf der National Mall unterwegs, der grossen Promenade zwischen dem Kapitol und dem Lincoln Memorial. Nur wenige hundert Meter weiter protestieren die Trump-Gegner.

Zahlreiche Stände verkaufen Trump-Fanartikel, die regen Absatz finden.

Washington befindet sich vor der Vereidigung des Republikaners im Ausnahmezustand. Extrem hohe Sicherheitsvorkehrungen, Strassensperren überall, exorbitant hohe Hotelpreise. Und, wohin man blickt: Menschen, die aus dem ganzen Land in die liberale Ostküstenstadt gekommen sind, um das Ereignis mitzuerleben – ausstaffiert mit Schals, Mützen und Pullovern in USA-Optik. Die Trump-Ästhetik: Sie hält für ein paar Tage Einzug in der US-Hauptstadt. Trump will für vier Jahre bleiben. 

Trump-Fan reist aus Deutschland an

«Für mich ist kein Weg zu weit», sagt Valentin R. über seine lange Anreise aus Baden-Württemberg. Allerdings sei er enttäuscht, dass die Vereidigung wegen klirrender Kälte nun ins Kapitol verlegt wurde. «Klar, das Wetter macht, was es will, aber ich bleibe positiv. Das trübt nicht die Stimmung und ich schaue mal, was da auf mich zukommt.» Er wolle versuchen, einen Platz in der Sportarena zu ergattern, in der nun die Parade im Anschluss an die Vereidigung stattfinden soll. Doch was begeistert den Deutschen an Trump?

Die wichtigste Botschaft des Republikaners sei: «America First» – also Amerika zuerst, sagt Valentin R. «Und so sollte es eigentlich in jedem Land sein, dass eine Regierung für die eigenen Leute erst mal einsteht», findet er. Wenn Migranten kämen, müsse es einen geordneten Prozess geben. «Also, dass man nicht wirklich jeden reinlässt, so wie 2015 in Deutschland.» Für Deutschland fände Valentin R. es gut, wenn etwa die AfD bei der Bundestagswahl im Februar «erste oder zweite Wahl wird von den Prozenten her». Die CDU sollte mit Blick auf die Regierungsbildung keine «Brandmauer» errichten, findet er. 

Mehr Trump-Gegner als Anhänger vor Ort

Der Deutsche zieht etwas Aufmerksamkeit auf sich – immer wieder bleiben neugierige Menschen stehen. Auf der National Mall finden sich an diesem Samstag aber mehr Trump-Gegner als Anhänger. Das liegt vor allem an einer Demonstration, die verschiedene Organisationen in Anlehnung an den «Women’s March» 2017 organisiert haben. Damals protestierten kurz nach Trumps Einzug ins Weisse Haus allein in Washington Hunderttausende Menschen. Der Andrang war so enorm, dass es kaum möglich war, sich fortzubewegen. Das Telefonnetz brach zeitweise zusammen. Es war eine der grössten Demonstrationen in der Geschichte der USA.

Demonstranten protestieren gegen den designierten Präsidenten Donald Trump während des People’s March in Washington, USA, am 18. Januar 2025. Eine grosse Menschenmenge mit Plakaten und Bannern vor einem historischen Gebäude.

Heute ist die Stimmung eine ganz andere. Von Menschenmassen kann keine Rede sein, nur einige tausend haben sich am Lincoln Memorial versammelt. Die Mall ist nur spärlich gefüllt. Hier und da blitzen die 2017 populär gewordenen pinkfarbenen Mützen auf – «Pussy Hats» genannt. Zur selben Zeit vor acht Jahren dominierten diese Mützen das Stadtbild, heute vermischen sie sich mit den leuchtend roten Trump-Käppis. Es ist bezeichnend für Trumps politische Standhaftigkeit und sein eindrucksvolles Comeback – ebenso wie für die Apathie der politischen Linken.

Trump versammle «schlechte Menschen» um sich

«Ich glaube, die Leute sind entmutigt. Sie sind einfach dermassen gleichgültig», beklagt Jennifer. Sie war 2017 beim «Women’s March» in Washington dabei, jetzt sitzt sie auf einer Bank neben ihrer Tochter Kristen, ein pinkfarbenes Protestschild in der Hand. Die beiden sind aus dem benachbarten US-Bundesstaat Maryland angereist. Dass nur so wenig los ist, schreibt Jennifer auch dem ungemütlichen Wetter zu – es hat etwa sechs Grad Celsius, ist grau und nieselt. 

Zwei Aktivistinnen mit Pussyhats bei einer Kundgebung in Washington, DC. Sie umarmen sich vor einer Menschenmenge, mit dem Lincoln Memorial im Hintergrund.

Die Zukunft der USA unter Trump macht Jennifer Angst. «Ich mache mir Sorgen wegen der Kontrolle, die er über alle hat», sagt sie. «Ich sorge mich wegen der Feiglinge bei den Republikanern, die ihm hinterherlaufen.» Dann fügt sie hinzu: «Ich hoffe, es stört Sie nicht, wenn ich das sage – (...) er könnte unser Hitler sein.» Trump, so meint Jennifer, versammle «schlechte Menschen» um sich. Sie habe grosse Befürchtungen bezüglich der nächsten Wahlen, des Gesundheitssystems und der Rechte von Einwanderern. «Ich habe Angst um die Pressefreiheit, um die Redefreiheit, um Frauenrechte. Um alles.»

Die beiden sind nicht das einzige Mutter-Tochter-Duo hier. «Es bedeutet eine Menge, wenn Deine Tochter die gleichen politischen Ansichten hat wie Du», sagt Jennifer. Sie habe noch eine andere Tochter, die in Kalifornien lebe. Dort werde gerade auch demonstriert. Das gibt Kristen Hoffnung: «Wir sind also alle im Geiste vereint, über das ganze Land hinweg.»

DPA/wy