Patrouille des Glaciers gesichertAmherd rettet für das Wallis das härteste Skitourenrennen der Welt
Die Verteidigungsministerin sorgt dafür, dass ihr Heimatkanton die Verantwortung über die Patrouille des Glaciers übernimmt. Der bisherige Trägerverein wird entmachtet.
Es genügte ein einziges Gespräch zwischen zwei Wallisern. Die Protagonisten waren sich rasch einig: «Ja, wir wollen, dass es die Patrouille des Glaciers auch weiterhin gibt.» So schilderten Verteidigungsministerin Viola Amherd (Die Mitte) und der Walliser Regierungsrat Frédéric Favre (FDP) am Montagvormittag ihr erstes Gespräch über die Zukunft der Patrouille des Glaciers.
Das 1943 gegründete, härteste Skitourenrennen der Welt wird derzeit durch heftige Querelen erschüttert. (Hier die Recherche dieser Zeitung.) Der private «Verein zur Unterstützung, Verwaltung und Förderung der Patrouille des Glaciers» und das Verteidigungsdepartement in Bern organisierten den weltweit bekannten Sportanlass bislang gemeinsam. Der Verein war für Marketing und Sponsorensuche zuständig, die Schweizer Armee kümmerte sich um die Logistik und Sicherheit und übernahm die Rennleitung. Der legendäre Anlass führt über 53 Kilometer und rund 4000 Höhenmeter von Zermatt nach Verbier.
Doch heute geben weniger die sportliche Herausforderungen, als vielmehr undurchsichtige Vereinsfinanzen zu reden. Dafür sorgt Jean-Marie Cleusix, der in den letzten Monaten als Whistleblower an die Öffentlichkeit gelangt ist. Der Gymnasiallehrer und Milizoffizier machte bekannt, dass der Verein seit 2010 ein Vermögen von 2,3 Millionen Franken angehäuft hat. Zudem liessen sich die Vorstandsmitglieder für ihre Arbeit mit Hunderttausenden Franken entlöhnen. Pikant ist dies auch darum, weil der Kanton Wallis die Austragung der letzten drei Rennen mit total über 900’000 Franken mitfinanzierte. Die Loterie Romande gab ähnlich viel Geld, und auch die Walliser Kantonalbank beteiligte sich finanziell.
«Eine erfolgreiche Zukunft ist gesichert.»
Sponsoren sollen auch in Zukunft helfen, doch statt des Vereins wird sich eine gemeinnützige Stiftung um Werbung und Marketing kümmern. Sie wird dafür mit Firmen und Organisationen wie «Promotion Valais/Wallis» Dienstleistungsverträge abschliessen. Darauf haben sich Verteidigungsministerin Viola Amherd und Regierungsrat Frédéric Favre geeinigt. «Alle ziehen nun am gleichen Strick. Eine erfolgreiche Zukunft ist gesichert», betonte Amherd am Montag an einer Medienkonferenz in Sitten.
Die Zusammenarbeit zwischen Bund und Kanton wird bis 2028 und damit für vier Rennen fixiert. Die Walliser Regierung muss nun Stiftungsräte bestimmen. Wird sie dafür auch Mitglieder des entmachteten Vereins ernennen? Frédéric Favre dementierte dies. Vorgesehen ist aber, dass eines der bisherigen Vorstandsmitglieder in einer Arbeitsgruppe zur Austragung der nächsten Patrouille des Glaciers im April 2022 mittun wird.
Hohe Kollateralschäden
Der Verein hat der von Amherd und Favre vorgeschlagenen Lösung am letzten Freitag an einer Versammlung zugestimmt. «Einstimmig», wie Regierungsrat Favre betonte, der an der Versammlung anwesend war. Weiter waren die Mitglieder damit einverstanden, dass sich ihr Verein an der Patrouille des Glaciers künftig auf die Nachwuchsförderung fokussieren wird.
Vorgesehen ist, dass 75 Prozent des Vereinsvermögens in die Kasse der neuen Stiftung fliessen. Wie viel Geld das am Ende wird, ist offen. Der Vorstand muss diverse Verbindlichkeiten begleichen. Gemäss Recherchen dieser Zeitung kostet allein die Bewältigung der Krise den Vereinsvorstand eine halbe Millionen Franken, hauptsächlich wegen Anwaltskosten und der Kommunikation.
Unter anderen hat der Vorstand den Whistleblower Jean-Marie Cleusix wegen übler Nachrede verklagt und Anfang Monat aus dem Verein ausgeschlossen. Cleusix wehrt sich gegen den Vereinsausschluss und will selbst gegen den Vorstand klagen. Er wirft aktuellen und ehemaligen Vorstandsmitgliedern ungetreue Geschäftsführung vor.
Für den ehemaligen Vereinspräsidenten, der heute normales Vereinsmitglied ist, hatte die Affäre berufliche Folgen. Gemäss mehrerer, gut informierter Quellen ist der Mann, der für einen Schweizer Weltkonzern in mehreren Ländern als CEO tätig war, seit kurzem nicht mehr für seinen Arbeitgeber tätig.
Marc Comina, der Sprecher des Vereinsvorstands, ist mit der nun gefundenen Lösung zufrieden. Er sagt: «Für den Vorstand war immer klar, dass die Patrouille des Glaciers den Walliserinnen und Wallisern gehört. Doch ein Akteur fehlte: der Kanton Wallis.» Nun sei ein strukturelles Problem behoben und das Rennen damit nachhaltig gesichert. Comina sagt, Vereinsmitglieder würden nun Hand bieten, in den nächsten Monaten den Wissens- und Vermögenstransfer zu garantieren.
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