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Briten ignorieren Versammlungsverbot
Als ob es Corona nie gegeben hätte

Von Abstand keine Spur: Szene vom Strand in Brighton. (AP Photo/Matt Dunham)
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Das wunderbare Wetter in Grossbritannien lockte Tausende in den letzten Tagen an die Strände. An der Südküste kam es zu Menschenansammlungen, die jeglichen Vorschriften der Pandemie spotteten, wie Bilder von der Insel zeigen.

Besonders betroffen war am Donnerstag der Badeort Bournemouth, der wegen seines breiten Strandes und der viktorianischen Architektur beliebt ist. Dort lösten die Behörden einen «ernsten Zwischenfall» aus, weil die Lage nicht mehr zu beherrschen war. Das gibt den Einsatzkräften mehr Rechte und Abstimmungsmöglichkeiten. Die Polizei und Anwohner klagten über illegales Parken, Müllverschmutzungen, aggressives Verhalten der Strandbesucher und Alkoholmissbrauch.

Überfüllter Strand in Bournemouth: Die Menschen ignorieren die Pandemievorschriften der Regierung.

Viele Besucher reisten aus London und sogar aus Birmingham an und hatten kurz vor Bournemouth bis zu zwei Stunden warten müssen, bis sie mit ihren Autos in die Stadt kamen. Auch die Züge waren überfüllt. Am Strand wurden Tonnen von Müll hinterlassen.

Wohin mit dem Müll? Stundenlang muss der Abfall in Bournemouth aufgeräumt werden.

Ordnungskräfte und Vertreter der Stadt sagten, dass sie beim Eingreifen bespuckt worden seien. Es war der bisher heisseste Tag des Jahres im Land.

Schwerstarbeit auch für die Polizei an den Küsten Englands. Mit einem solchen Ansturm haben die Behörden nicht gerechnet.

Auch anderenorts schenkten viele Briten dem Versammlungsverbot wenig Beachtung: Tausende Menschen feierten am Donnerstagabend den Gewinn des Titels des FC Liverpool am Anfield-Stadion.

In London wurde die Polizei das zweite Mal beim Auflösen einer illegalen Strassen-Party attackiert. Auch Wales meldete überfüllte Strände und eine Massenschlägerei beim Küstendorf Ogmore-by-Sea mit Verletzten.

Grosse, Freude, keine Masken: Die Fans des FC Liverpool feiern den Titel der Reds ausgelassen und sorglos.

Die britische Regierung zeigte sich über die Missachtung des Versammlungsverbotes «not amused». Gesundheitsminister Matt Hancock drohte am Freitag mit der Schliessung von Stränden. «Das letzte, was die Leute wollen, ist, dass das Virus wieder kommt», sagte Hancock dem Sender TalkRadio. Die Vorschriften zur sozialen Distanz müssten eingehalten und eine zweite Pandemie-Welle verhindert werden. Sollten die Fallzahlen wieder steigen, dann werde die Regierung handeln. «Wir dürfen nicht rückwärts gehen. Wir müssen diese Krankheit stoppen.»

Südländische Begeisterung vor dem Stadion Anfield Road in Liverpool: Das Versammlungsverbot wird völlig ignoriert.

Da das Wetter sich in Teilen des Landes verschlechtern soll, rechnen die Behörden zum Wochenende mit einer Entspannung der Lage.

Nein, kein Photo aus Brighton vor der Corona-Zeit, sondern vom 25. Juni 2020: Die Menschen in England sehnen sich nach Sonne und Freiheit. Aber zu welchem Preis?

Das Vereinigte Königreich ist am schlimmsten in Europa von der Corona-Krise betroffen. Jeder Landesteil hat eigene Vorschriften im Kampf gegen die Pandemie. Premier Boris Johnson hatte schon vor Wochen Tagesausflüge in England erlaubt und war damit auf Kritik gestossen.

Angesichts der jüngsten Vorkommnisse dürften die Kritiker an Johnsons Pandemie-Politik kaum verstummen.