Heute vor 90 JahrenAls Leichtsinn auf dem Zürichsee zur Katastrophe führte
Eine Fahrt über den Zürichsee endete vor 90 Jahren für sieben Personen tödlich. Auch heute geraten private Boote auf dem Wasser immer wieder in brenzlige Situationen.
Nach ihrer erfolgreichen Zusammenkunft wollten die «Freien Radler» im August 1931 einen entspannten Abschluss am See geniessen. Die Mitglieder des Arbeiter-Radfahrer-Bunds Thalwil beschlossen nach dem Treffen, sich in Küsnacht noch einen Abendschoppen zu genehmigen. Für die Überfahrt stellte ein Herr Leemann sein Ruderboot zur Verfügung, das mit einem Aussenbordmotor ausgestattet war und bis zu acht Personen befördern konnte.
Die erste Überfahrt nach Küsnacht mit zwölf Personen im Boot verlief reibungslos. Bei der zweiten Runde, die elf Personen beförderte, darunter Frauen und Töchter der Mitglieder, zogen unerwartet starke Winde auf. Um 20.30 Uhr kenterte das Boot etwa 100 Meter vom Küsnachter Horn entfernt. Obwohl vom Ufer sofort Hilfe kam, konnten nur vier Personen lebend ans Ufer gelangen oder dorthin gebracht werden. Die Suche nach Toten und Vermissten dauerte bis Mitternacht, bevor die Suchmannschaft der Zürcher Stadtpolizei am nächsten Arbeitstag übernahm. Die letzte Leiche wurde drei Tage nach dem Unglück geborgen, das Unglücksboot wurde in Thalwil angetrieben. Nur ein Büchlein mit Berner Volksliedern war im Boot noch zu finden.
Sowohl der linksufrige «Allgemeine Anzeiger vom Zürichsee» als auch die rechtsufrige «Zürichsee-Zeitung» berichteten damals von einer grossen Betroffenheit in der Seebevölkerung. Besonders heroisch hervorgetan habe sich dabei die 15-jährige Tochter des Bootsbesitzers, die ihren Vater ans Ufer rettete, da dieser nicht schwimmen konnte. Leider kam er nicht mehr zu Besinnung, man vermutete einen Herzschlag als Todesursache.
Die Ursache des Unfalls dagegen war schnell klar. Durch die zu grosse Belastung des Bootes reichte der Wasserpegel fast bis an den oberen Rand der Reling, was das Boot in Kombination mit den starken Winden schliesslich zum Kentern brachte. Die «Zürichsee-Zeitung» mahnte damals, dass viele private Bootsbesitzer zu wenig Seekenntnisse besitzen und oft leichtsinnig Personen über den See befördern würden. Mit sieben Todesopfern zählt das Unglück zu den verheerendsten auf dem Zürichsee. Noch heute kommt es immer wieder zu Unfällen, weil sich Amateur-Schifffahrer nicht an geltende Regeln oder Empfehlungen halten.
Fehler gefunden?Jetzt melden.