Kolumne «Heute vor»Als die Pfadi Passanten in Schrecken versetzte
Vor 60 Jahren führte der Adliswiler Samariter-Verein gemeinsam mit der Pfadi eine nicht alltägliche Übung aus. In Küsnacht wiederum diskutierte man über den Bahnhof.
Im Oktober 1962 drehte sich global alles um die Kuba-Krise. Doch nicht nur am anderen Ende der Welt hatten die Menschen Angst vor Katastrophen, sondern auch im Sihltal. Um im Falle eines Zugunglücks bereit zu sein, führten der Adliswiler Samariter-Verein und die Adliswiler Pfadi im Zürcher Manessetunnel eine Übung durch. Mitten in der Nacht und bei diffusem Laternenlicht. Einige Passanten offensichtlich erschraken gehörig, als sie den «Spuk» bemerkten. Mehrfach betonte der «Anzeiger des Bezirks Horgen», wie sehr das Schauspiel unbeteiligte Fussgänger in Schrecken versetzte.
Berichtet wurde damals von einer Katastrophenübung. Diesen Namen hat sich diese Aktion durchaus verdient. Die Pfadfinderinnen und Pfadfinder, als auch die Mitglieder des Samariter-Vereins, mussten nämlich «Verletzte» aus Bahnwagen bergen und diese dann in ein sogenanntes «Verwundetennest» bringen.
Speziell ist ebenfalls, dass nicht nur der Samariter-Verein, sondern auch die Pfadi diese Übung durchführte. Vor 60 Jahren wurde der Leitspruch «Jeden Tag eine gute Tat» wahrlich ausgelebt. Dennoch wären die Adliswiler Pfadi- und auch Samariter-Vereinsmitglieder froh, wenn es nur bei einer Übung bleiben würde und es nie in der Region zu einem Zugunglück kommen würde, schrieb die Zeitung.
Wer in den letzten Tagen durch die zentrale Küsnachter Bahnhofsunterführung gehen wollte, kam auf der Bergseite nicht weit. Nach jahrelangen Diskussionen wird diese nun saniert und ein Zugang für gehbehinderte Menschen geschaffen. Diskussionen um den Bahnhof sind jedoch nicht erst in den letzten Jahren aufgekommen. Die «Zürichsee-Zeitung» titelte im Oktober 1962 «Die Küsnachter Bahnhofsprobleme».
Das Dorf sei durch die Gleise in zwei Hälften geteilt, hiess es vom Gemeinderat. Deswegen machte sich eine gemeinderätliche Delegation vertraut mit dem «amerikanischen Prinzip des Shoppingcenters». Geplant war ein neues Bahnhofsgebäude, ein teils ober-, teils unterirdisches Shopping-Zentrum mit 15 Ladenlokalen, sowie ein Parkhaus mit Platz für 300 Autos. Durch das Projekt, auf dem «bergseitlichen Gemeindeland», soll die Gemeindeteile mit der unterirdischen Ladenunterführung verbunden werden. Die Zentrumsentwicklung, welche 2017 von der Bevölkerung abgelehnt worden war, war also nicht der erste Anlauf. Jetzt werden am Bahnhof Küsnacht kleinere Brötchen gebacken.
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