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Heute vor 110 Jahren
Als der «blonde Mädchenkopf» wichtiger war als ein schnelles Rennen

Aus dem Archiv der «Zürichsee-Zeitung».
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Viele messen sich gern mit anderen in Wettkämpfen. Das ist nicht nur an Olympischen Spielen oder anderen internationalen Wettkämpfen so, sondern auch im Breitensport. Rund 100 Teilnehmer liessen es sich deshalb im September 1911 nicht nehmen, am vom Zürcher Gehsport-Komitee veranstalteten Wettmarsch um den Zürichsee teilzunehmen.

Sowohl der «Allgemeine Anzeiger vom Zürichsee» als auch die rechtsufrige «Zürichsee-Zeitung» berichteten ausführlich über den Anlass. Die Route führte das rechte Seeufer entlang bis Rapperswil, dann über den Damm und via Wädenswil nach Zürich, mit Ziel im Sihlhölzli. «Der Erste, ein Zürcher, legte die 70 Kilometer betragende Strecke in 7 Stunden, 20 Minuten zurück. Ein bald 60-jähriger Mann namens Schoch, Obermeister in Thalwil, brauchte ungefähr 9 Stunden», ist zu lesen. Der Berichterstatter zeigt sich ob der Leistungen beeindruckt: «Was sich die vielen Zuschauer von dieser Hetze wohl für Gedanken machten? Die Strapazen, die die Teilnehmer bei dem heissen Wetter auszustehen hatten, müssen nicht gering gewesen sein.»

Nicht alle schafften es indes bis ins Ziel: «Einer hatte sich schon bis Stäfa die Füsse wund gelaufen und fuhr von Ürikon aus per Bahn nach Hause.» Und einige nahmen es betont gemütlich, wie im Beitrag weiter zu lesen ist: «Ein schlanker Jüngling schreitet mit langsamen, aber Riesenschritten nebenan, beisst herzhaft in einen Apfel und hat sogar für einen am Fenster erscheinenden blonden Mädchenkopf noch ein freundliches Lächeln.»

Keine Eile hatten wohl auch all jene, die von der Ausschreibung für einen Schönschreibekurs angetan waren. «Es ist eine bekannte Tatsache, dass eine schöne Schrift nicht nur eine vorzügliche Empfehlung für alle Berufsarten, sondern trotz der Schreibmaschine auch ein dringendes Erfordernis für jüngere und ältere Personen jeden Standes ist und immer bleiben wird.» Leider werde die Pflege der Handschrift von jungen Leuten nur zu oft vernachlässigt, während ältere Personen bisher nicht Gelegenheit gehabt hätten, ihre Schrift zu verbessern. Eine Schreibschule, welche «als Spezialinstitut für Schriftverbesserung unter der tüchtigen und bewährten Leitung ihres Vorstehers in allen grösseren Plätzen Schönschreibekurse zu angenehmen Bedingungen» durchführte, sollte dies ändern.

Wie viele Personen damals die Kurse in Wädenswil, Richterswil und Horgen besucht haben, ist nicht klar. Immerhin haben Schönschreibekurse – auch als Handlettering oder Kalligrafie bekannt – Schreibmaschine, Computer oder Whatsapp bis heute überdauert.