Zoom – Der FotoblogAlpaufzug mit Alpakas
Die Fotografin Claudia Schildknecht zeigt im Buch «Kamele im Kuhstall, Shrimps im Swimmingpool» eine extravagante Nische der Schweizer Landwirtschaft.
Eine «Spinner-Mentalität» habe er, sagt Arnold Luginbühl aus Aeschi bei Spiez. Als der gelernte Forstwart 1994 auf dem väterlichen Bauernbetrieb Lamas zu züchten begann, war er einer der Ersten in der Schweiz. Heute hält der Berner 200 Lamas und 100 Alpakas, er verkauft Wolle und Fleisch, die Milchwirtschaft hat er aufgegeben.
Luginbühl ist einer von zehn «Nischeler:innen», die im Buch «Kamele im Kuhstall, Shrimps im Swimmingpool» porträtiert werden. Die Fotografin Claudia Schildknecht und die Autorin Alice Britschgi stellen Landwirtschaftsbetriebe vor, die nicht mehr auf Kühe oder Schweine, sondern auf Kamele, Strausse, Wasserbüffel, Kängurus oder Seidenraupen setzen. Und damit eine Nische gefunden haben in einer Landwirtschaft, die sich in den letzten 50 Jahren grundlegend verändert hat: Mehr als die Hälfte der Betriebe ist seither verschwunden.
Wer nicht aufgegeben hat, ist gezwungen, zu expandieren – oder unkonventionelle Wege zu beschreiten. So stehen im Eyhof bei Burgdorf im ehemaligen Schweinestall nun Pools mit Shrimps, auf den Weiden von Christian Lecomte im Berner Jura grasen Bisons, und bei Familie Spengeler im luzernischen Menznau wachsen Maulbeerbäume als Futter für Seidenraupen.
Wer Exoten hält und davon leben will, braucht allerdings ein gewisses Mass an Risikobereitschaft: Für viele der Nischen-Tiere gibt es keine Direktzahlungen vom Bund. Darum schreibt Alice Britschgi: «Nischeler:innen sind mutig – und auch ein wenig verrückt.»
Schön, wie Claudia Schildknecht diese ruralen Extravaganzen in Szene setzt – die Lamas und die Schweizerflagge, das Aromat und die Alpakas oder das Kamel auf dem Appenzeller Gurt. «Kamele im Kuhstall» zeigt: Die Schweizer Landwirtschaft ist auch, was ihr Erscheinungsbild angeht, nicht mehr zwingend ein Hort des Traditionellen.
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