Kommentar zum Alinghi-OutErst grosse Worte, nun die grosse Enttäuschung
Nach der klaren Niederlage gegen Grossbritannien ist der Traum von der nächsten Schweizer America’s-Cup-Sensation vorbei. Gelohnt hat sich die Teilnahme trotzdem.
Es war ein kurzes Aufbäumen, bevor am Ende eben doch das Unvermeidliche eintrat: Das Schweizer Segelteam Alinghi Red Bull gewann im Halbfinal des Louis-Vuitton-Cups gegen Grossbritannien immerhin zweimal, scheiterte dann aber doch mit 2:5 Siegen und verpasst also die Teilnahme am America’s Cup.
Für Teambesitzer Ernesto Bertarelli muss das Out besonders bitter schmecken. Ende 2021 hatte der Genfer Unternehmer bekannt gegeben, mit Alinghi nach 14 Jahren wieder am America’s Cup teilzunehmen. Nicht mehr als Segler wie bei den Siegen 2003 und 2007. Dafür als starker Mann im Hintergrund.
Ein Milliardär wie er tut das nicht einfach aus Spass an der Freude, denn der America’s Cup ist ein teures Unterfangen. Die Kampagne dürfte um die 100 Millionen Franken gekostet haben. Entsprechend ambitioniert ging Bertarelli an das Projekt heran. «Wir werden gewinnen!», hatte der Patron in einem Interview mit der NZZ gesagt. Nicht wollen. Werden.
An diesen Worten muss sich Alinghi messen lassen, und so fällt das Urteil trotz schönem Wetter an diesem Mittwoch in Barcelona wenig milde aus: Die zwei Siege im Halbfinal waren nicht viel mehr als Resultatkosmetik. Über alle Regatten gesehen, war die Schweizer Crew zu oft chancenlos und nicht der konkurrenzfähige Herausforderer, als der sie sich selbst gern gesehen hätte. Dafür leistete sich Alinghi schlicht zu viele Fehler. Im Halbfinal. Und zuvor schon in der Vorrunde. Auf dem Wasser. Auch bei der Bootskonstruktion.
Sicher: Bertarelli hat Mut bewiesen, nach einer Pause von 14 Jahren wieder mit einem Team beim America’s Cup anzutreten. Die Konkurrenz in diesem Prestigewettbewerb ist namhaft und einschüchternd, und der Wissensvorsprung dieser Konkurrenten ist es ebenso. Ein Erfolg wäre eine Sensation gewesen.
Trotzdem hat sich die Teilnahme gelohnt, denn Bertarelli hat gezeigt, dass der Name Alinghi lebt. Dass es der Schweizer Segelsport tut. Wegen einer neuen Nationenregel durften nur einheimische Segler aufs Boot, trotzdem war die Schweiz in der Lage, sich mit den Titelverteidigern aus Neuseeland zu messen. Das können nur eine Handvoll Länder von sich behaupten. In der diesjährigen Austragung des America’s Cup waren es gerade einmal fünf.
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