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Französische Filmikone
Alain Delon ist tot

Der franzoesische Schauspieler Alain Delon, aufgenommen in einer Pause waehrend der Dreharbeiten zum Film "The Sicilians" in Rom am 27. Maerz 1969. Delon feiert am Dienstag, 8. Nov. 2005, seinen 70. Geburtstag. (AP Photo/Jim Pringle) ** zu unserem Korr **
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Der französische Schauspieler Alain Delon ist tot. Wie seine drei Kinder Alain Fabien, Anouchka und Anthony am Sonntagmorgen in einer gemeinsamen Erklärung der Nachrichtenagentur AFP mitteilten, starb der legendäre französische Filmstar im Alter von 88 Jahren «friedlich in seinem Haus in Douchy» südlich von Paris. Die Familie bitte «in diesem äusserst schmerzhaften Moment der Trauer», ihre Privatsphäre zu respektieren.

Sie seien «zutiefst betrübt, den Tod ihres Vaters bekannt geben zu müssen», erklärten Delons Kinder. Auch der Hund des Schauspielers, Loubo, sei untröstlich. Den Angaben zufolge starb der Schauspieler «sehr früh mitten in der Nacht».

Der Schauspieler war nach mehreren Schlaganfällen schwer krank. Seit Monaten lieferten sich seine drei Kinder einen heftigen Streit darüber, wo und wie ihr Vater behandelt werden soll. Zuletzt wurde Delons rechtliche Betreuung, die bislang vor allem für medizinische Entscheidungen zuständig war, auch auf seine Geldangelegenheiten ausgeweitet. «Alain Delon hat legendäre Rollen verkörpert und die Welt zum Träumen gebracht», schrieb der französische Präsident Macron am Sonntag im Onlinedienst X. Er würdigte den Schauspieler als «ein französisches Denkmal».

(FILES) French actor Alain Delon (R) his son Anthony Delon arrives for the funeral ceremony for late French actor Jean-Paul Belmondo at the Saint-Germain-des-Pres church in Paris on September 10, 2021. French film legend Alain Delon has died at the age of 88, his three children told AFP in a statement on August 18, 2024, following a battle with ill health. (Photo by Thomas COEX / AFP)

In Verbindung mit einem Mord

Delons Biografie liest sich wie ein Sozialdrama: Zuerst lassen sich die Eltern scheiden, dann kommt der Vierjährige in eine Pflegefamilie, anschliessend fliegt er mehrmals von der Schule, beginnt eine Metzgerlehre und meldet sich schliesslich im Alter von 17 Jahren freiwillig als Soldat für den Indochina-Krieg. Nach seiner Rückkehr hält er sich mit dubiosen Geschäften über Wasser. Sogar Kontakte zur Mafia in Paris und Marseille werden ihm nachgesagt.

Geboren wurde Alain Delon am 8. November 1935 in Sceaux in der Nähe von Paris. Über seine jungen Jahre sagte er später: «Wie viele wissen, dass ich meine Kindheit im Gefängnis verbracht habe? Zumindest im Gefängnishof von Fresnes, wo ich mit anderen Kindern von Gefängniswärtern gespielt habe.» Delons Pflegevater war Gefängniswärter.

Auch noch später, als gefeierter Filmstar, gab es Überschneidungen zwischen seinen Rollen und der Realität. Im Jahr 1968 wurde sein jugoslawischer Leibwächter und Freund Stevan Markovič ermordet. Man fand ihn auf einer Müllhalde. Markovič war nicht nur Delons Bodyguard, sondern auch der angebliche Geliebte seiner damaligen Frau und Schauspielerin Nathalie Delon alias Francine Canovas. Die Boulevardpresse brachte Delons Name mit dem Fall in Verbindung. Im Jahr 1975 wurde die Akte Markovič jedoch geschlossen – ergebnislos.

«Der eiskalte Engel» wurde zum Mythos

Die Aura des schönen Todesengels machte Alain Delon dann zur Filmlegende. Der Nachwelt hinterlässt er mehrere Meisterwerke. Zum Mythos wurde der Darsteller mit «Der eiskalte Engel» unter der Regie von Jean-Pierre Melville.

Mit dem Kriminalthriller aus dem Jahr 1967 legte Delon den Grundstein seines Images als Profikiller und gefühlloser Schönling, der jeden verführt und niemanden liebt: als Gangster in «Lautlos wie die Nacht» (1963), als Boxer in «Rocco und seine Brüder» (1960), als eiskalter Verführer in «Clan der Sizilianer» (1969) und als gewissenloser Mörder in «Nur die Sonne war Zeuge» (1960). Mit dem Erotikthriller «Der Swimmingpool» (1969) mit Romy Schneider und «Der Panther» (1985) gab er seinem Bild den letzten Schliff. In über einem halben Jahrhundert hat der Beau mehr als 80 Filme gedreht.

Delon war auch ein Frauenheld. Seine Affären füllten die Seiten der Klatschpresse – vor allem seine Beziehung mit Romy Schneider. Beide verlobten sich. Doch ihre Liebesgeschichte endete ebenso unglücklich wie die in «Christine», in der die beiden 1958 erstmals zusammendrehten. Fünf Jahre später trennte sich Delon von ihr. 1963 unternahm Schneider einen Suizidversuch. Nur rund ein Jahr später heiratete er die Schauspielerin Francine Canovas, die einzige Frau, die er vor den Traualtar führte. Kurz danach kam ihr gemeinsamer Sohn Anthony zur Welt.

Photo taken on August 12, 1968 shows French actor Alain Delon and German actress Romy Schneider in Nice. (Photo by Paul LOUIS / AFP)

Zu seinen «Coup de foudre», den Lieben auf den ersten Blick, gehörte auch das Model Rosalie van Breemen. Delon lernte die etwa 30 Jahre jüngere Niederländerin 1987 kennen. Aus ihrer rund 15-jährigen Beziehung gingen die beiden Kinder Anouchka und Alain-Fabien hervor.

Eine kurze Liaison hatte der Frauenheld auch mit der deutschen 1988 verstorbenen Sängerin Nico. Die Ikone der Popkultur behauptete zeitlebens, dass Delon der Vater ihres Sohnes Christian Aaron «Ari» Päffgen sei, was die Filmlegende stets bestritt.

Von Romy Schneider ausgesucht

Frauen bestimmten nicht nur sein Privatleben, sondern auch seine Karriere. Er sei durch Frauen zur Schauspielerei gekommen. Sie hätten ihn gewollt, gemacht und ihm alles gegeben, sagte er in einem Interview in der französischen Zeitung «Le Monde».

Als Delon mit Schneider 1958 «Christine» drehte, war er 23, sie drei Jahre jünger. Sie war damals bereits ein Star, Delon stand noch am Anfang seiner Karriere. Ihr soll er seine Rolle in dem Melodrama zu verdanken haben, wie Thilo Wydra in der 2020 erschienenen Doppelbiografie «Eine Liebe in Paris. Romy & Alain» schrieb.

Laut dem Schauspieler und Freund von Delon, Jean-Claude Brialy, den er darin zitierte, sollen ihr Fotos mehrerer junger Schauspieler vorgelegt worden soll. Ihre Wahl sei auf Delon gefallen. «Ich hatte nur mein Aussehen und meinen Mangel an Erfahrung vorzuweisen. Als ich erfuhr, dass die mich wollten, blieb mir die Spucke weg», führte Wydra Delon aus einem Interview mit der französischen Tageszeitung «Le Figaro» an.

Entscheidend für seine Karriere war aber vor allem Michèle Cordou. Sie war die Ehefrau von Yves Allégret, Regisseur von Delons erstem Film «Die Killer lassen bitten». Die Schauspielerin Brigitte Auber hatte ihr den jungen Charmeur vorgestellt.

Sanft, brutal und sehr kontrovers

Das schöne Gesicht Delons hat Frauen und Männer gleichermassen fasziniert. So auch Luchino Visconti. Der damals 30 Jahre ältere Regisseur hat mit Delon die Meisterwerke «Der Leopard» und «Rocco und seine Brüder» gedreht. Visconti wollte einen sanften und zugleich brutalen Darsteller, erzählte er in Kohlys Dokumentarfilm. In dem Arbeiterepos spielt Delon einen jungen Italiener, der seine Familie mit allen Mitteln vor dem Zerfall retten will.

(FILES) A portrait taken on March 5, 1976 shows French actor Alain Delon smoking. French film legend Alain Delon has died at the age of 88, his three children told AFP in a statement on August 18, 2024, following a battle with ill health. (Photo by AFP)

Seit seiner Trennung von Rosalie van Breemen Anfang der 2000er-Jahre lebte Delon vorwiegend allein. Auch als Schauspieler rückte er in den vergangenen Jahren immer mehr aus dem Rampenlicht. Stattdessen machte er als Filmproduzent, Pferdezüchter, Rennstallbesitzer und Sympathisant der Front National (FN) von sich reden. Den ultrarechten Parteigründer Jean Marie Le Pen nannte er seinen Freund.

Als Delon 2019 in Cannes für sein Lebenswerk geehrt wurde, protestierten Aktivistinnen und Aktivisten mit einer Petition, für die sie über 25’000 Unterschriften gesammelt hatten. Sie warfen Delon Rassismus, Homophobie und Frauenfeindlichkeit vor. In einem Fernsehinterview hatte Delon unter anderem zugegeben, früher seine Frau geschlagen zu haben.

Delon ging in seiner Dankesrede indirekt auf die Kritik an seiner Person ein. «Man muss mit mir nicht einverstanden sein», sagte er. «Aber es gibt eine Sache, deren ich mir sicher bin, auf die ich stolz bin, wirklich nur eine, das ist meine Karriere.» Dafür sei ihm die Goldene Palme zugestanden worden «und für nichts anderes».

AFP/nlu