AboInterview mit Design-Koryphäe«KI macht, dass menschliche Imperfektion an Charme gewinnt»
Oliver Reichenstein ist der wohl einflussreichste Schweizer Designer. Er erklärt, warum künstliche Intelligenz den Medien und der Kunst schadet, und nennt positive Folgen der KI-Flut.
Herr Reichenstein, im letzten Herbst haben wir es zum ersten Mal mit künstlich generierten Bildern zu tun bekommen. Was war Ihr erster Gedanke, als Sie zum ersten Mal so ein Bild gesehen haben?
Ich habe über die hohe Auflösung der Bilder gestaunt. Inhaltlich erinnerten sie mich an Plattencover aus den 1980er-Jahren, etwa von der Band Asia mit ihren Fantasy-Motiven. Oder an den britischen Musiker Aphex Twin, der schon 1999 mit seinen Videos den KI-Horror vorweggenommen hat: Kitsch wie aus den 1950er-Jahren, gemischt mit den furchteinflössenden Zeichnungen von Schizophrenen, die etwas Künstlerisches haben, ohne Kunst zu sein.