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Meinung

Kolumne «Heute vor»
Ärgerliche Häufchen und das Netflix von damals

Mittlerweile gehören fast alle Videotheken der Vergangenheit an. Auch die hier abgebildete Videothek Filmriss in Wiedikon schloss ihre Tore 2017 für immer.
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Videotheken treffen den Nerv der Zeit – oder zumindest taten sie das im Frühjahr 1983. Damals, als sich die Welt der Filme noch nicht hauptsächlich im Internet abspielte, standen die mittlerweile fast verschwundenen Kulturstätten am Anfang einer goldenen Ära. Einer der Ersten, der das Potenzial des Videokassettenverleihs erkannte, war der Stäfner Unternehmer Felix Bosshard.

So eröffnete er die erste Videothek am rechten Seeufer und vermietete im ersten Monat bereits über 1000 Kassetten, wie die «Zürichsee-Zeitung» im März 1983 berichtete. Sein Konzept war damals noch eine absolute Neuheit: «Die Videothek funktioniert ähnlich wie eine Bibliothek», erklärte der Autor der Leserschaft. Wobei die Ausleihzeiten für die VHS-Kassetten etwas kürzer und die Preise etwas höher seien.

Anlässlich der Eröffnung veranstaltete der Stäfner Betrieb einen Wettbewerb in Form eines Kreuzworträtsels. Der Preis: ein brandneuer «Videorecorder». Rund 275 Filmbegeisterte – teilweise von weit her – hätten bei der Verlosung mitgemacht. Bei der Auslosung habe sich die «Glücksgöttin Fortuna aber an einen Einheimischen gehalten», heisst es im ZSZ-Bericht. Zufälligerweise traf es nämlich einen Stäfner. 

Stolz übergibt Videofachmann Felix Bosshard (links) dem glücklichen Gewinner 1983 den brandneuen Videorecorder. 

Nach dem erfolgreichen Start wirtschaftete das Unternehmen an der Kreuzstrasse noch viele Jahre weiter – jedoch irgendwann als klassisches Fernsehgeschäft. Erst Anfang 2018 wurde der Eintrag im Handelsregister gelöscht. 

Während das Geschäftsmodell des Filmverleihs längst überholt ist, diskutierte man im «Anzeiger des Bezirkes Horgen» 1983 über ein Thema, das auch noch heute für erhitzte Gemüter sorgt.

In einem Leserbrief mit dem Titel «Hundekot – immer noch ein Problem!» regte sich ein Wädenswiler über das unbeliebte Geschäft der Vierbeiner auf: Als Eltern von zwei Kleinkindern gestalte sich der Gang ins Freie stets als gleich «erholsam», schreibt er zynisch. Auf der einen Seite müsse man schauen, dass die Kinder nicht «auf die verkehrsreiche Strasse springen», auf der anderen Seite, dass sie nicht «in einen der unzähligen Hundedrecks trampeln». Scheinbar sei die Eigenschaft, den «Hundekot statt vor der eigenen Tür lieber vor dem Zuhause anderer» abzuladen, leider bei allzu vielen Hundebesitzern anzutreffen.  

Nur wenige Tage später folgte die Reaktion einer Hundehalterin – ebenfalls in Form eines Leserbriefs: «Zugegeben, es ist ein Chaos in dieser Sache», gesteht die Leserin ein. Sie selbst versuche aber mit ihrem Dackel, wenn immer möglich, etwas «abseits zu gehen», damit er sein Geschäft verrichten könne. «Irgendwo hat es immer ein Gebüsch», rät sie anderen Hundehaltern. Wirklich andere Möglichkeiten gab es vor 40 Jahren auch noch nicht, denn die 1981 erfundenen «Robidogs» waren wohl noch kaum verbreitet.