Seeuferweg auf Social MediaDie einen werben brachial, die anderen zahm
Die Kampagnen von Gegnern und Befürwortern eines durchgehenden Seeuferwegs unterscheiden sich stark. Ein Video gibt dabei besonders zu reden.
Gerade war alles noch so friedlich an der «Tönt-gut-Promenade» irgendwo am Seeufer. Das Zvieri-Fleischplättli wird aufgetragen, die Familie geniesst die Idylle am See. Doch dann fallen Horden von wild gewordenen Kampf-Erholungsuchenden in den Garten ein.
Nicht ohne zuvor Velofahrende weggekickt, alle Parkplätze besetzt und einen asphaltierten Weg vor sich ausgerollt zu haben. Der Tisch zittert, der Kaffee schwappt fast über, und zum Schluss fällt sogar noch das Vogelhäuschen um.
So wirbt das Komitee gegen die Uferinitiative. Das Beispiel macht deutlich, wie Social Media die politische Werbung verändert.
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Im Radio und im Fernsehen ist in der Schweiz politische Werbung verboten. Keine Regulierung gibt es aber noch auf Internetplattformen. Auf ein Postulat von SP-Nationalrat Jon Pult über die politische Werbung im Internet antwortete der Bundesrat, dass diese Plattformen «einen wachsenden Faktor in der Meinungsbildung» darstellten. Im Moment ist das Uvek daran, abzuklären, ob und wie Kommunikationsplattformen reguliert werden könnten. Eine entsprechende Vorlage soll Ende März 2024 in die Vernehmlassung gehen.
Uetliberg statt Seeufer
Bis anhin aber ist erlaubt, was gefällt – oder aufregt. Profis für Politwerbung auf Social Media haben dabei eine klare Botschaft: Videos statt Texte. So wird etwa die Politberaterin Jessica Zuber im September 2023 in der «NZZ am Sonntag» mit der Aussage zitiert: «Videos, Videos, Videos.» – Und: «Text ist die unattraktivste Form.»
Die Kampagne der Uferinitiative-Gegner hat auf ihrer Website, neben dem erwähnten, als «Lead-Video» deklarierten Beitrag, bisher sieben weitere Videos aufgeschaltet. Darunter Interviews mit Gegnern wie einem Berufsfischer oder dem Stadtpräsidenten von Wädenswil.
Aber auch drei weitere, allerdings weit weniger angriffige Clips, in denen ein junges Paar kundtut, weshalb die Initiative zwar gut töne, aber eben abzulehnen sei: «Sollen wir der Goldküste einen goldenen Uferweg finanzieren?»
Dazu kommen Testimonials wie etwa dieses des Horgner Gemeindepräsidenten Beat Nüesch (FDP), der den Followern kundtut, dass sie doch auch vom Uetliberg den See sehen könnten.
Gemessen daran kommt die Kampagne der Befürworter zahm daher. Ihr Auftritt ist ¨über weite Strecken klassisch. Zwar nutzen sie ebenfalls Social-Media-Kanäle, doch hat das befürwortende Komitee eine komplett andere Strategie eingeschlagen. Es setzt stark auf Inhalte und vertraut dabei dem geschriebenen Wort.
Das tut es allerdings professionell und mit grossem Vorlauf. So startete es bereits im Dezember 2022 einen Newsletter, der bisher mit 15 journalistisch aufgemachten Texten dahergekommen ist.
Zudem setzten auch die Befürworter auf sogenannte Testimonials: Dafür konnten sie auf prominente Befürworter ausserhalb der Politik zurückgreifen, wie etwa Franz Hohler, der eine Kurzgeschichte zum Thema geschrieben hat. Oder Petra Ivanov.
Auch im analogen Wahlkampf gibt sich die befürwortende Seite zurückhaltender. So war die Wädenswiler Alt-Kantonsrätin Julia Gerber Rüegg zwar treibende Kraft der Kampagne, doch sagte sie ihre Teilnahme am grossen Podium in Horgen ab. Die Begründung: Sie wolle noch aktiven Kantonsrätinnen oder Kantonsräten die Bühne überlassen.
Auf dem Podium sassen danach vier Männer, darunter der bekannteste Exponent der Gegner, SVP-Kantonspräsident Domenik Ledergerber. Gerber Rüegg sass derweil im Publikum und meldete sich von dort aus zu Wort.
Reiher versus Ente
Die unterschiedliche Ausgestaltung der beiden Kampagnen zeigt sich auch deutlich im Logo: Während sich die befürwortende Seite mit einem edel stilisierten Graureiher präsentiert, zeigen die Gegner eine traurige Comic-Ente mit hängenden Flügeln, die im durch Abfall verunreinigten Wasser steht.
Das von einer Einzelperson zum Thema Uferweg auf Facebook gepostete Video eines Reihers, der minutenlang versucht, eine Ringelnatter zu verschlingen, könnte allerdings ein gefundenes Fressen für Gegner und Befürworter sein.
So erwähnt der Initiativtext explizit, dass die Ufer ökologisch aufgewertet werden müssen. Der Clip mit dem Graureiher könnte demnach aufzeigen, dass sich dank der Initiative selbst die scheuen Nattern wieder am Ufer zeigen.
Die Gegner aber sehen darin wohl, wie der Reiher, Symbol der Initiative, der Natur schadet, indem er der Schlange den Garaus macht. Oder es wenigstens versucht.
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Das eingangs erwähnte Video ist inzwischen von der Homepage des Komitees gegen die Uferinitiative entfernt worden. (Stand 8. Febr. 2024)
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