Abstimmung ZürichRathausbrücke soll für 58 Millionen Franken ersetzt werden
Die Stadt will die Rathausbrücke über die Limmat bis Anfang 2029 komplett neu bauen. Die SVP hält das Projekt für überteuert und spricht von typischem «Zürich-Finish».
Sanierungsbedürftig und den Anforderungen des Hochwasserschutzes nicht mehr gewachsen: Dies ist das Verdikt der Stadt Zürich zur Rathausbrücke in der Altstadt. Deshalb will der Stadtrat das Bauwerk aus den frühen 1970er-Jahren abreissen und bis Anfang 2029 komplett neu bauen lassen. Am 24. November entscheidet das Stimmvolk darüber.
Warum soll die Brücke ersetzt werden?
Die Rathausbrücke über die Limmat gilt als historisch sowie städtebaulich bedeutsamer Ort in der Zürcher Altstadt. Ab dem 14. Jahrhundert diente sie auch als Marktplatz, was ihr die Bezeichnung Gemüsebrücke eintrug. Die rund 50 Jahre alte jetzige Brücke ist laut der Stadt an verschiedenen Stellen schadhaft und sanierungsbedürftig. Zudem bildet sie einen Engpass in der Limmat für den Abfluss von Hochwasser aus dem Zürichsee.
Bei extremem Hochwasser steht ab 2026 der neue Entlastungsstollen Sihl-Zürichsee zur Verfügung. Dieser leitet das Wasser aus der Sihl in den Zürichsee. Damit wird einerseits das grösste Hochwasserrisiko im Kanton beseitigt. Andererseits wird dann auch mehr Wasser aus dem Zürichsee in die Limmat fliessen. Um dieses zusätzliche Volumen ableiten zu können, muss laut der Stadt unter anderem die Abflusskapazität der Limmat im Bereich der Rathausbrücke mit einer Absenkung der Flusssohle und dem Ersatzneubau der Brücke erhöht werden.
Was genau ist geplant?
Die jetzige Rathausbrücke wird samt den fünf Brückenpfeilern, den Brückenaufbauten und den darauf stehenden Kiosken abgebrochen. Danach wird sie durch eine neue, leicht schmalere Brücke mit nur noch zwei Pfeilern ersetzt. Die Brückenoberfläche wird neu gestaltet. Die Kioskbauten werden nicht ersetzt, hingegen kann die freie Platzmitte künftig für den Wochenmarkt, das Karussell und für Veranstaltungen flexibler genutzt werden, wie es in der Abstimmungspublikation heisst.
Was kostet das Ganze?
Der Neubau der Rathausbrücke und die Tieferlegung der Limmat kosten insgesamt 58 Millionen Franken. Die rund 8 Millionen Franken für die Absenkung der Flusssohle und die archäologische Begleitung übernimmt der Kanton.
Wer ist dafür?
SP, Grüne, AL, GLP, FDP sowie Mitte/EVP halten die Investition aufgrund von Hochwasserschutz- und Instandhaltungsmassnahmen für richtig. Die Aufenthaltsqualität auf der Brücke werde steigen, und es entstehe mehr Platz für Velofahrende. Die beträchtlichen Kosten beurteilen allerdings auch einige Vertreterinnen und Vertreter dieser Parteien kritisch.
Wer ist dagegen?
Die SVP spricht von einem überteuerten Projekt. Eine neue Brücke sei zwar nötig, doch keine mit kostspieligem «Zürich-Finish». Die SVP stört sich auch daran, dass es erneut zu einer massiven Kostensteigerung bei einem städtischen Bauprojekt kommt. 2019 wurden die Kosten für die neue Brücke noch auf 32 Millionen Franken geschätzt. Die Stadt rechtfertigt die Kostensteigerung damit, dass das Projekt seit damals zahlreiche Erweiterungen erfahren habe. Hinzu kämen die hohe Teuerung sowie Verwaltungskosten und Reserven.
Weiter kritisiert die SVP den geplanten Radweg über die Rathausbrücke, wo jeweils viele Touristen flanieren. Dies berge ein grosses Unfallrisiko.
Wann und wie lange wird gebaut?
Bei einem Ja sollen die Arbeiten für die Absenkung der Flusssohle und den Brückenneubau Anfang 2026 beginnen und bis Anfang 2029 dauern. Für die Bauzeit wird eine Hilfsbrücke zwischen Weinplatz und Limmatquai erstellt.
Was geschieht mit dem Markt?
Folgen hat der Neubau auch für die Marktfahrenden auf der Gemüsebrücke. Laut der Stadt wird der Markt ab Baubeginn 2026 an einem anderen Ort in der Nähe stattfinden. Abklärungen dazu laufen noch, wie es beim Tiefbaudepartement auf Anfrage heisst.
Fehler gefunden?Jetzt melden.