Ihr Browser ist veraltet. Bitte aktualisieren Sie Ihren Browser auf die neueste Version, oder wechseln Sie auf einen anderen Browser wie ChromeSafariFirefox oder Edge um Sicherheitslücken zu vermeiden und eine bestmögliche Performance zu gewährleisten.

Zum Hauptinhalt springen

Abgaben für Zürcher Vierbeiner
SVP-Gemeinderat will, dass Hündeler weniger Steuern zahlen müssen

SVP-Gemeinderat Martin Götzl will Hundesteuer senken
Zürich, 20.10.2023

Die Anzahl der Hunde in der Stadt Zürich ist von 7000 im Jahr 2015 auf über 9500 Hunde in diesem Jahr angestiegen. Insbesondere seit dem Ausbruch der Corona-Pandemie haben sich viele Zürcherinnen und Zürcher einen Hund zugetan.

Dies spült Geld in die Stadtkasse, denn für jeden Hund bezahlt man in Zürich 160 Franken, im ersten Jahr noch zuzüglich einer einmaligen Schreibgebühr von 20 Franken. Die Höhe der Steuer darf jede Zürcher Gemeinde selbst festlegen. Der Kanton gibt vor, dass sie zwischen 70 und 200 Franken betragen muss und die Gemeinden pro Hund 30 Franken an den Kanton abliefern müssen. So reizt Schlieren zum Beispiel die Grenze voll aus, während Hundehalter in der Nachbargemeinde Uitikon bloss die Hälfte bezahlen.

Im schweizweiten Vergleich gehört Zürich zu den teureren Städten für Menschen, die Hunde besitzen. Von den zehn grössten Städten bezahlt man nur in Winterthur (170 Franken) und in Lausanne (190 Franken) mehr.

Für den SVP-Gemeinderat Martin Götzl ist klar, dass die Stadt Zürich die Hundesteuer senken soll. In einer schriftlichen Anfrage stellte er, zusammen mit seinem Parteikollegen Roger Bartholdi, dem Stadtrat diverse Fragen zur Situation der Hündeler und ihrer Tiere in Zürich.

Wie viele Hundekotbehälter gibt es?

In Zürich kann der Hundekot in 4180 Abfallbehältern öffentlich entsorgt werden, 650 davon verfügen über einen Hundesackspender. Der klassische grüne «Robidog»-Eimer wird systematisch durch gewöhnliche 70- oder 110-Liter-Abfallbehälter ersetzt.

Thema Robidog oder normale Abfallkübel?
Robidog am Küsnachter Horn.
(Foto Michael Trost)

Wie teuer ist der Unterhalt der Hundekotbehälter für die Stadt Zürich?

Dazu schreibt die Stadt wörtlich: «Da die Entsorgung und das Abfüllen der Hundekotbeutel Hand in Hand mit der Entleerung und dem Abführen aller 4180 Abfallbehälter verschmelzen, werden keine Daten für den jährlichen finanziellen Aufwand für die Bewirtschaftung des Hundekots erhoben.»

Wie viel Geld nimmt die Stadt mit der Hundesteuer ein?

2022 waren es 1,5 Millionen Franken, wobei die Stadt dem Kanton davon 242'690 Franken überweisen musste.

Wozu wird das Geld verwendet?

Damit werden Hundewiesen und der übrige öffentliche Grund gereinigt, die Hundekotsackspender aufgefüllt und der Müll entsorgt. Ausserdem finanziert die Stadt damit den polizeilichen Vollzug von Tierschutz und Hundewesen sowie die Hundeadministration.

Die Stadt Zürich könnte die Einnahmen aus der Hundesteuer aber auch für alles andere verwenden, denn die Steuer ist nicht zweckgebunden. Martin Götzl, der selber zwei kleine Hunde besitzt, möchte nun die Hundesteuer in der Stadt Zürich von 160 auf 140 Franken pro Hund senken. Es gehe ihm dabei nicht um ihn selbst, betont der SVP-Gemeinderat. In den vergangenen acht Jahren seien die Stadtzürcher Einnahmen von 1,1 Millionen auf 1,5 Millionen Franken angestiegen. «Das steht in keinem Verhältnis zum Mehraufwand wegen der zusätzlichen Hunde», sagt Götzl.

Die Stadt Zürich erhebe ohnehin schon zu viele und zu hohe Steuern, Abgaben und Gebühren. «Es kann nicht sein, dass die Stadt Hundesteuer-Gewinne erzielt», sagt Götzl. Mit 140 Franken würde man im Durchschnitt der zehn grössten Schweizer Städte liegen.

Serie Politiker mit Hund: Roger Bartholdi, SVP, mit seinen Hunden XXX und YYY.
04.02.2019.
(Tages-Anzeiger/Urs Jaudas)

Götzl will nun nächste Woche im Gemeinderat ein Postulat einreichen, das den Stadtrat dazu auffordert, eine entsprechende Senkung der Hundesteuer zu prüfen. Einen Entwurf hat der Gemeinderat bereits geschrieben. Nun wird er noch mit seiner Fraktion besprechen, ob sie sein Vorhaben unterstützt.

Der Stadtrat äussert sich in der schriftlichen Anfrage von Götzl und Bartholdi bereits zur Frage: «Der Stadtrat erachtet es nicht für angezeigt, die Hundeabgabe zu senken.» Die gegenwärtige Höhe stehe in einem vertretbaren Verhältnis zum Gesamtaufwand, der durch die Hunde entstehe.

«Überhundung» im 18. Jahrhundert

So richtig einträglich wäre die Hundesteuer im 18. Jahrhundert gewesen. Damals führten verschiedene Städte entsprechende Abgaben ein. Man sprach von einer «Überhundung», wie die Historikerin Aline Steinbrecher kürzlich in einem Interview mit der NZZ sagte. Die Privatdozentin für Geschichte der Neuzeit an der Universität Zürich zeigte in ihrer Habilitation («Auf den Hund gekommen. Zur Kultur- und Sozialgeschichte der Mensch-Hund-Beziehung, 1700–1850») auf, dass es ohne den Hund als Haustier den Spaziergang als Kulturtechnik nicht geben würde: «Der Hund hat den Spaziergang für den Menschen gewissermassen erfunden», sagt Steinbrecher.

In Zürich war es im 18. Jahrhundert üblich, dass man zu Repräsentationszwecken mehrere Hunde besass. Viele Familien hielten laut der Historikerin neben einem Wachhund etwa einen Damenhund, einen Herrenhund – und natürlich einen Hund für die Kinder. «Gewisse Stadthäuser haben für 30 bis 40 Hunde Steuern bezahlt», sagt Steinbrecher der NZZ.

Heute leben deutlich weniger Hunde in der Stadt Zürich. Auf 100 Einwohner zählt die Stadt etwa 2,2 Hunde.