Kolumne «Dorfgeflüster»Ab an den Zürichsee, es könnte das letzte Mal sein!
Wenn am letzten Sommerferien-Wochenende schönes und heisses Wetter herrscht, wird das Zürichseeufer zum Tollhaus.

Es war kein gutes Jahr für alle Sonnenhungrigen und Badelustigen am Zürichsee. Meistens regnete es – und wenn es nicht regnete, war es kühl oder Montag.
So erklären sich wohl auch die Szenen, die sich am letzten Samstag vor Schulbeginn am Seeufer in Männedorf abgespielt haben. Es war ein schöner, heisser Tag. Bei vielen Menschen dürfte dies einen Impuls ausgelöst haben: ab ans Wasser, es könnte das letzte Mal sein!
So kam es, wie es kommen musste.
Bereits am Vormittag begann im Bereich unseres Badeplätzli – das normalerweise nur von Anwohnern frequentiert wird – der grosse Bahnhof. Die wenigen Parkplätze an der Seestrasse waren innert Kürze belegt. So wurden die Autos dann auf dem Trottoir oder auf den Besucherparkplätzen im Quartier hingestellt.
Karawanen von Menschen, ausgerüstet mit Sonnencreme, Badetuch, Picknickkoffer, Stand-up-Paddles und aufblasbaren Gummitieren wälzten sich zum See. Das Volk planschte in der aufgewühlten, von Sedimenten getrübten Brühe. Es herrschte eine Stimmung, als ob der Sommer nach diesem Tag für immer abgeschafft werden würde.
Ich beobachtete das Ganze aus sicherer Distanz. Plötzlich spürte aber auch ich diesen seltsamen Impuls. Hatten die Leute am Ende recht? Sollte ich mich auch noch ins Gewühl stürzen, um nichts zu verpassen?
Am Tag drauf – in der Nacht war eine Kaltfront über das Land gezogen, und es war angenehm kühl – ging ich zum Ort des Geschehens. Niemand war zu sehen. Lediglich das niedergetrampelte Gras erinnerte an den Trubel des Vortags. Zwei Schwäne zogen in aller Ruhe am Ufer vorbei. Das Wasser war klar und ruhig.
Der See war noch da. Und der Sommer auch. Was für eine Erleichterung!
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