Aargauer stellt Masken her, Häftlinge produzieren Desinfektionsmittel
Schutzmasken und Desinfektionsmittel sind derzeit Mangelware. Was eine Firma in Rothrist und die New Yorker Behörden dagegen tun.
In der Schweiz wird der Ruf nach Schutzmasken immer lauter. Nachdem die deutsche Regierung letzte Woche ein Ausfuhrverbot für medizinisches Schutzmaterial erlassen und sogar einen Lastwagen auf dem Weg in die Schweiz gestoppt hat, ist die Lage an Masken zumindest angespannt.
Der Aargauer Unternehmer Felix Schönle, dessen Fabrik in Rothrist Verbandsstoffe und medizinische Textilien produziert, hat schnell auf die Pandemie reagiert und bereits vor drei Wochen eine Maschine aus China zur Herstellung der Masken bestellt. 80'000 US-Dollar habe er sich die Anlage kosten lassen, sagt er auf Anfrage von CH Media. Anfang April soll diese in seinem Betrieb eintreffen. «Die Maschine verfügt über eine Kapazität von 140'000 Masken pro Tag», erklärt der Besitzer. Durch eine Produktion von sieben Tage pro Woche soll die Maschine rasch amortisiert werden.
Zu vernünftigen Preisen verkaufen
Schönle will aus der Not nicht ein dickes Geschäft machen. Werden auf Onlineportalen bis zu 100 Euro pro Stück verlangt, so soll der Preis bei der Wernli AG vernünftig sein. «Wenn wir 20 Rappen pro Maske bekommen könnten, wäre das schon sehr gut.» Der Unternehmer wird das weitere Material zur Herstellung der Masken in Europa beschaffen: Das Vlies soll aus Deutschland kommen, dass Aussenmaterial aus Ungarn und Tschechien.
Der Firmenboss will mit der Produktion von Schutzmasken nicht zuletzt auch seiner Kundschaft dienen. Mit Blick auf die Zukunft will Schönle diese besonders gut pflegen. «Denn die Wernli AG gehört zu jenen Firmen, die hart von einer neuen europäischen Regulierung für Medizinaltechnik-Produkte getroffen werden», schreibt CH Media weiter. Die europäische Medical Device Regulation ist ab dem 26. Mai dieses Jahres geplant. Für die Schweizer Hersteller ist die Regulierung ein grosses Problem. Bisher erhielten ihre Produkte den EU-Pass, wenn diese hierzulande eine Zulassung erhielten. Ohne Rahmenabkommen mit Brüssel ist die Schliessung des privilegierten Zugangs bedroht.
Auch Zahnärzte betroffen
Dass eine Schweizer Firma ab April wieder Schutzmasken liefern kann, dürfte im ganzen Land mit Freude zur Kenntnis genommen werden. Denn der Vorrat schrumpft. «Wir sind auf Lieferungen aus dem nahen Ausland angewiesen, um unseren Bedarf an medizinischem Verbrauchsmaterial decken zu können», heisst es aus dem Luzerner Kantonsspital auf Anfrage von 20 Minuten. Der Lagerbestand sei zwar mittelfristig ausreichend, langfristige Prognosen seien schwierig. Man hoffe aber, dass sich die Situation bezüglich des Nachschubs entspanne.
Die Situation macht auch der Schweizer Zahnärztegesellschaft (SSO) Sorgen. SSO-Sprecher Marco Tackenberg nimmt den Ausfuhrstopp der deutschen Regierung mit Befremden zur Kenntnis. «Die Blockade an der Grenze macht deutlich, wie abhängig die Schweiz von Importen ist», sagt er zu «20 Minuten». Das Schutzmaterial wird in Zahnarztpraxen knapp: «Einzelne Praxen aus allen Landesteilen wenden sich wegen Engpässen bei Schutzmasken an uns.» Deshalb empfehle die SSO ihren Mitgliedern, die Masken ressourcenschonend einzusetzen. «Aber ohne Schutzmasken dürfen die Patienten nicht behandelt werden», sagt Tackenberg.
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Was die Lieferung mit dem angehaltenen Lastwagen aus Deutschland betrifft, so befindet sich das Seco in Kontakt mit Berlin. «Wir warten stündlich auf die Antwort der deutschen Behörden. Wir wollen, dass die Situation so schnell wie möglich geklärt wird», erklärt Fabian Maienfisch, stellvertretender Leiter Kommunikation und Sprecher des Staatssekretariats für Wirtschaft (Seco), auf Anfrage von Tamedia. Tatsache ist, dass am letzten Freitag das Seco den deutschen Botschafter in Bern zu einer dringlichen Sitzung aufgeboten hat. Das Seco schreibt dazu: «Die Schweiz ist umgehend und auf hoher Ebene bei den zuständigen Ministerien in Berlin vorstellig geworden. Ferner hat das Seco den Botschafter der Bundesrepublik Deutschland in Bern am Freitag, 6. März, zu einem Gespräch in dieser Angelegenheit eingeladen. Bei diesen Kontakten wurden die deutschen Behörden mit Nachdruck aufgefordert, die blockierte Sendung umgehend freizugeben.»
New York greift zur Selbsthilfe
Nicht nur bei Wernli in Rothrist wird mit Intuition gegen ausgehende Schutzmittel vorgegangen. Der US-Bundesstaat New York kündigte an, dass Häftlinge ein Desinfektionsmittel für die Hände produzieren werden, weil diese auch in Übersee so langsam ausgehen und die Preise in die Höhe schnellen. Gouverneur Andrew Cuomo meinte am Montag an einer Medienkonferenz, dass das aus den Gefängnissen stammende «NYS Clean» wegen seines Geruchs und dem Alkoholgehalt von 75 Prozent besser sei als übliche Mittel. Cuomo sagte überdies, dass die Strafanstalten imstande seien, jede Woche 100'000 Gallons (ungefähr 378'541 Liter) pro Woche von «NYS Clean» herzustellen. Eine Gallone (3,78 Liter) kostet dabei 6 Dollar (circa 5,60 Franken).
Das Desinfektionsmittel wird gemäss lokalen Medien in Regierungsbüros, öffentlichen Verkehrsmitteln, Schulen und Haftanstalten zur Anwendung kommen. Es wird aber nicht im Handel verkauft. Unklar ist, wie weit die Insassen für ihre Arbeit honoriert werden. Der durchschnittliche Lohn in den Gefängnissen beträgt zwischen 10 und 33 Cent per Stunde. Zurzeit sind im Staat New York laut dem Gouverneur 142 Menschen am Coronavirus infiziert, davon 19 Personen, die in der Millionenstadt leben.
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