Ihr Browser ist veraltet. Bitte aktualisieren Sie Ihren Browser auf die neueste Version, oder wechseln Sie auf einen anderen Browser wie ChromeSafariFirefox oder Edge um Sicherheitslücken zu vermeiden und eine bestmögliche Performance zu gewährleisten.

Zum Hauptinhalt springen

7,6 Millionen Franken gegen die Angst vor 5G-Strahlen

Zwei Prozent der Einnahmen aus der Versteigerung der Mobilfunkstrahlung soll in Forschungsporjekte fliessen, fordert Edith Graf-Litscher (SP). Foto: Keystone/Peter Klaunzer
Jetzt abonnieren und von der Vorlesefunktion profitieren.
BotTalk

Bei 5G sind sich die Forscher einig. Die Strahlung für die schnellere Datenübertragung unterscheidet sich nicht von jener bisheriger Mobilfunknetze. Trotzdem sind der Widerstand und die Unsicherheit in der Bevölkerung gross. In Bern demonstrieren 5G-Gegner am Samstag gegen die «Zwangsbestrahlung».

Über 1000 Menschen nahmen im vergangenen Mai an einer ähnlichen Kundgebung teil. Jede dritte neue Antenne in der Schweiz ist derzeit wegen Einsprachen blockiert, wie die «SonntagsZeitung» berichtete.

Überzeugungsarbeit unterschätzt

Edith Graf-Litscher (SP) will die 5G-Debatte versachlichen. «Viele Menschen sind verunsichert, weil Schreckensszenarien verbreitet werden», sagt die Nationalrätin. Sie hat diesen Donnerstag eine Motion eingereicht, welche von 23 anderen Parlamentariern mitunterzeichnet wurde. Der Bundesrat soll dafür sorgen, dass die gesundheitliche Wirkung der Mobilfunkstrahlung gründlicher geklärt wird.

Graf-Litscher schlägt vor, Forschungsprojekte mit dem Geld zu finanzieren, das der Staat durch die Versteigerung der Mobilfunkkonzessionen erhalten hat. «Wenn der Bund zwei Prozent von den 380 Millionen einsetzt, würden 7,6 Millionen für die Forschung zur Verfügung stehen», sagt die Nationalrätin. Das erachte sie als angemessen.

Der Bund habe bereits Geld für die Forschung zu den gesundheitlichen Effekten der Strahlung gesprochen, jedoch nur für eines oder zwei Projekte, wie es im Vorstoss heisst. Das sei ungenügend. Ein fundiertes Projekt einer Hochschule koste bis zu 350'000 Franken.

«Viele Menschen sind verunsichert, weil Schreckensszenarien verbreitet werden», sagt Edith Graf-Litscher. Foto: Keystone/Patrick Hürlimann

Edith Graf-Litscher nimmt mit dem Vorstoss eine Forderung der Branche auf. Der Bund solle vehementer gegen Fake News zu 5G vorgehen, sagte Sunrise-Chef Olaf Swantee im Juli in einem Interview. Die Unternehmen und die Politik hätten es versäumt, falsche Behauptungen zu widerlegen. Dieser Meinung ist auch Edith Graf-Litscher. Bei 5G sei der Nutzen für die Bevölkerung nicht sofort ersichtlich. «Heute funktioniert ja alles. Wir können Filme am Handy schauen; unsere E-Mails checken», sagt sie. Aber die Schweiz dürfe den technologischen Fortschritt nicht verschlafen.

Neue Technologien erforschen

Immer mehr technische Geräte sind mit dem Internet verknüpft. Autos könnten mit einer mobilen Verbindung selbstständig fahren. Nationalrat Martin Candinas (CVP) sagt darum: «Wenn wir immer mehr Daten übertragen wollen, brauchen wir auch immer mehr Kapazität und eine schnellere Datenübertragung.»

An 5G führe kein Weg vorbei. In den kommenden Jahren werde das Parlament wieder darüber debattieren, ob die Strahlengrenzwerte erhöht werden dürften und die Übertragung der Daten somit schneller werde. Der Ständerat hat dies bisher zweimal verhindert. «Fakten sind für diesen Entscheid wichtig», sagt Candinas.

Die zusätzlichen Gelder für die Forschung sind auch für Technologien bestimmt, die erst in einigen Jahren Verwendung finden werden. Eine solche ist die sogenannte Millimetertechnologie, die in den USA heute schon zum Einsatz kommt. Durch höhere Frequenzen können Daten extrem schnell übermittelt werden. Das ist besonders dort ein Gewinn, wo viele Menschen surfen, etwa in einem Stadion oder in einer Bahnhofshalle.

«Weil Millimeterwellen schnell gedämpft werden, können damit nur kleine Gebiete oder Lokalitäten abgedeckt werden», sagt Gregor Dürrenberger, der die Forschungsstiftung Strom und Mobilkommunikation an der ETH leitet. Dürrenberger findet es sinnvoll, auch für solche zukünftige Technologien mögliche Wirkungen abzuklären. Bei der Millimetertechnologie sei die Forschung noch nicht gleich weit wie bei anderen Frequenzen.

Bericht noch in diesem Jahr

Gregor Dürrenberger ist auch Mitglied der Arbeitsgruppe Mobilfunk und Strahlung, die von Bundesrätin Doris Leuthard initiiert wurde. Noch in diesem Jahr werde die Gruppe einen Bericht vorlegen, teilt das Verkehrsdepartement mit – eine erste Faktenbasis.

GLP-Präsident Jürg Grossen würde es begrüssen, wenn zusätzliche Gelder für die Abklärung der Risiken von Mobilfunktechnologien zur Verfügung stünden. «Die extremen Kritiker werden wir mit der Forschung nicht erreichen», sagt er. Verunsicherte hingegen schon.