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Kreml-Propaganda im Ukraine-Krieg
527’000 statt 300’000 Soldaten – Hochzeits­boom entlarvt Putins Lügen

Nach der russischen Teilmobilmachung am 21. September 2022 ist die Zahl der Hochzeiten sprunghaft angestiegen: Frisch verheiratetes Paar auf dem Standesamt der russischen Stadt Tschita.

Sie gilt als die blutigste Schlacht im Ukraine-Krieg: die Schlacht um Bachmut. Jeden Tag verlieren die russischen Truppen schätzungsweise 500 Soldaten durch Tod oder Verwundung. Daher ist es nicht erstaunlich, dass Putins Generäle ständig neue Soldaten suchen, die sie an die Front und nicht selten in den sicheren Tod schicken können.

Bei der Teilmobilmachung im Herbst 2022 hatte das russische Militär laut offiziellen Angaben 300’000 Mann ausgehoben. Wie der ukrainische Geheimdienst jüngst berichtete, soll nun noch vor dem Ende dieses Monats eine weitere Mobilmachung folgen. Insbesondere sollen künftig auch Vollzeitstudenten an russischen Universitäten für den Krieg eingezogen werden können.

Wie das unabhängige russische Nachrichtenportal «Mediasona» jetzt berichtet, dürfte die kolportierte Zahl von 300’000 Rekrutierten aus der ersten Welle allerdings weit untertrieben sein. «Mediasona» geht von mindestens 527’000 russischen Männern aus, die im Herbst 2022 für den Ukraine-Krieg eingezogen worden sind. Die Schätzung basiert auf einer Analyse der Hochzeiten in Russland, deren Zahl nach dem Beginn der Teilmobilmachung am 21. September 2022 sprunghaft angestiegen ist.

In der Regel müssen heiratswillige Paare in Russland einen Monat warten, bis sie nach der Anmeldung die Hochzeit vollziehen können. Für Männer, die in den Krieg ziehen sollten, wurde diese Frist aber komplett gestrichen. Das heisst: Sie konnten sofort heiraten. 

Und das taten sie auch, wie das Beispiel Burjatien zeigt: Vom 1. bis 21. September 2022 registrierten die Standesämter in Burjatien durchschnittlich 83 Hochzeiten pro Woche, nach dem 21. September waren es 662 pro Woche. Aus Burjatien kommen besonders viele Soldaten, die Region ist arm – und daher bietet die Armee gute Verdienstmöglichkeiten.

Die russischen Medien zelebrierten den Anstieg der Hochzeiten, die massenhaft begangen wurden. Diese seien «gut für die Moral». Ausserdem würden sich die Soldaten nach der Hochzeit sicherer und zugehöriger fühlen. Wahrscheinlicher sind aber schlicht pragmatische Überlegungen: So sind Ehefrauen bei einem allfälligen Tod ihrer Männer besser abgesichert als bloss Freundinnen ohne rechtlichen Status.

Manche Bräute werden für die Hochzeit eingeflogen

Offiziell endete die Teilmobilmachung in Russland Anfang November. Doch wie die Daten für 2022 zeigen, hält der Hochzeitsrausch im Dezember an – wenn auch nicht mehr so stark. Gemäss der Analyse von «Mediasona» ist das aber kein Beweis für die bereits vom ukrainischen Geheimdienst angekündigte neue Rekrutierungswelle, sondern immer noch eine Folge der ersten Welle. Die Soldaten würden jetzt vermehrt am Dienstort heiraten, zum Teil würden die Frauen extra eingeflogen, heisst es im Bericht von «Mediasona». Immer wieder gebe es zudem Hochzeiten von Soldaten auf Diensturlaub zu Hause.

Die Schätzungen des russischen Medienportals basieren auf Daten der Volkszählung: Berücksichtigt sind die Zahlen von unverheirateten Paaren, die in einem gemeinsamen Haushalt leben, sowie die registrierten Hochzeiten nach Regionen.