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50'000 Soldaten, 10'000 Panzer und eine Warnung an Russland

Niederländische Soldaten brechen am Flughafen Eindhoven zur Übung «Trident Juncture» der Nato auf. (19. Oktober 2018)
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Die Übung «Trident Juncture 18» in Norwegen richtet sich offiziell nicht gegen einen bestimmten Angreifer. Angesichts der seit Jahren wachsenden Spannungen mit Russland ist die Machtdemonstration des westlichen Militärbündnisses in Nordeuropa aber kein Zufall.

«Trident Juncture 18» findet vom 25. Oktober bis zum 7. November statt. Simuliert wird der Angriff auf einen Verbündeten und die Anrufung der Beistandsklausel nach Artikel 5 des Nordatlantikvertrags. Bei dem Manöver soll die Fähigkeit der Nato trainiert werden, schnell Truppen aus anderen Teilen Europas und aus Nordamerika zusammenzuziehen.

Denn die Nato hat seit der Annexion der ukrainischen Halbinsel Krim durch Russland nicht nur ihre Präsenz in Osteuropa massiv verstärkt. Gleichzeitig baute das Militärbündnis seine Reaktionsfähigkeit und die Möglichkeiten zur Truppenverlegung im Krisenfall aus.

«Nicht gegen Russland»

Erst zwei Wochen vor Beginn der Übung verkündete die Nato, dass auch der US-Flugzeugträger «Harry S. Truman» teilnimmt. Das Schiff war schon im Irak-Krieg im Einsatz und seine Entsendung an sich schon eine 330 Meter lange Machtdemonstration.

Übungsgebiet sind Mittel- und Ost-Norwegen, «umgebende Gebiete im Nordatlantik und in der Ostsee, einschliesslich Island und dem Luftraum über Finnland und Schweden». Die beiden skandinavischen Länder gehören nicht der Nato an, sind aber Partnerstaaten der Militärallianz.

Der für die Übung zuständige norwegische General Rune Jakobsen weist zurück, dass sich das Szenario gegen Russland richte. Das «Kerngebiet» der Übung liege «1000 Kilometer von der russischen Grenze» im Norden Norwegens entfernt, sagt er. Einsätze der Luftwaffe fänden in 500 Kilometer Abstand statt. «Es sollte keinen Grund für die Russen geben, Angst zu bekommen», sagt der General.

Sorge gibt es bei der Nato jedoch, dass das Grossaufgebot zu gefährlichen Zwischenfällen mit Russland führen könnte. Bündnis-Generalsekretär Jens Stoltenberg forderte das russische Militär am Mittwoch auf, sich «professionell» zu verhalten und «gefährliches Verhalten» zu vermeiden.

Denn in den vergangenen Jahren hatte die Nato immer wieder gemeldet, sie habe russische Kampfflugzeuge «abgefangen», die sich ihren Verbänden auf «aggressive Weise» genähert hätten. Stoltenberg begrüsste gleichzeitig, dass Moskau die Nato-Einladung angenommen habe, Beobachter zu der Übung zu entsenden.

Zunehmende Spannungen

Die Stimmung zwischen beiden Seiten hat sich kurz vor dem Manöver aber weiter verschlechtert. US-Präsident Donald Trump kündigte am Wochenende an, aus dem 1987 geschlossenen INF-Abkommen zur Abschaffung von landgestützten, atomar bestückbaren Mittelstreckenraketen auszusteigen. Washington und Moskau werfen sich schon länger gegenseitig vor, den Vertrag zu unterlaufen.

Moskau ist darüber hinaus beunruhigt, dass die Nato-Mitglieder USA und Grossbritannien unabhängig von «Trident Juncture» ihre Präsenz in Norwegen verstärken. Das russische Aussenministerium kritisiert dies als «Säbelrasseln» der Allianz und spricht von einem «verantwortungslosen Vorgehen», das die Spannungen in Nordeuropa erhöhen könne.

Russland rüstet aber seinerseits seine Armee im hohen Norden auf: Militärbasen wurden errichtet oder modernisiert, Radar- und Luftabwehranlagen installiert. Die Nord-Flotte – das Rückgrat der russischen Marine – soll bis Jahresende fünf neue Kriegsschiffe, fünf Versorger und 15 Flugzeuge bekommen.

Und mit «Wostok-2018» hat Russland dieses Jahr überdies bereits das grösste Militärmanöver in seiner Geschichte abgehalten. An der Übung unter Beteiligung Chinas und der Mongolei im Osten des Landes nahmen fast 300'000 Soldaten, 36'000 Panzer und Militärfahrzeuge, tausend Flugzeuge und 80 Kriegsschiffe teil.

SDA/ij