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5-Sterne-Bewegung stimmt für Koalition

Das ganze Land wartet auf eine Nachricht von ihm: Luigi Di Maio, Chef der Cinque Stelle, verkündete das Resultat der Abstimmung. (Symbolbild) Foto: Angelo Carconi/Keystone
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Nach wochenlangem Tauziehen ist bei der Regierungsbildung zwischen Fünf-Sterne-Bewegung und Sozialdemokraten (PD) in Italien ein weiteres entscheidendes Hindernis aus dem Weg geräumt.

Bei einer nervenzerreissenden Abstimmung auf einer Onlineplattform stimmten die Mitglieder der Fünf-Sterne-Bewegung am Dienstag mehrheitlich für ein solches Bündnis unter der Führung des designierten Ministerpräsidenten Giuseppe Conte. Damit kann Conte nun sein Kabinett bei Staatschef Sergio Mattarella präsentieren. Der muss es dann noch absegnen. Es wird erwartet, dass dies am Mittwoch geschieht.

Nach der Vereidigung müssen noch beide Parlamentskammern einer neuen Regierung zustimmen. Die beiden Parteien haben dort eine Mehrheit. Der Pakt war zustanden gekommen, nachdem das europakritische Bündnis zwischen Sternen und der rechten Lega von Matteo Salvini - ebenfalls mit Conte als Premier - im August zerbrochen war.

Fast 80 Prozent für Bündnis mit Ex-Erzfeind

Auf dem Onlineportal «Roussau» stimmten nun 79,3 Prozent für das neue Bündnis mit dem ehemaligen Erzfeind PD, 20,7 Prozent dagegen. «Jetzt sind wir auf den letzten Metern angekommen», sagte Sterne-Chef Luigi Di Maio. Nun müsse eine Regierungsmannschaft ans Werk, die das Leben der Italiener verbessern müsse.

Di Maio verteidigte das umstrittene Abstimmungsportal als Instrument der Basisdemokratie. Kritiker bemängeln bei «Rousseau» aber fehlende Transparenz und Sicherheit. Am Dienstag stürzte es mehrmals ab. Das Ergebnis verzögerte sich, während ganz Italien auf eine Entscheidung einiger Zehntausend Sterne-Aktivisten wartete. Nun kann Italien nach wochenlanger Krise also bald eine neue Regierung mit den europafreundlicheren Sozialdemokraten bekommen.

Conte hatte davon gesprochen, dass nun «Träume» wahr werden könnten. «Wir haben grosse und gute Ideen für dieses Land.» Mit Spannung wird auf die Besetzung der Ministerposten geschaut. Um das wirtschaftlich angeschlagene Land zu reformieren, «braucht man keine Superhelden, die meinem Sohn so gefallen», sagte Conte. «Es reichen normale Personen, die aber verantwortungsbewusst und entschlossen sind.»

Grosse Hoffnung in der EU

In der EU sind die Hoffnungen gross, dass Italien mit dem Bündnis wieder näher an Brüssel heranrückt. Rechtspopulist Salvini war auf extremen Konfrontationskurs gegangen. Sterne-Chef Di Maio hatte sich zuletzt gemässigter gezeigt. «Das Ziel ist sehr klar: In der EU und im Euro zu bleiben, aber mit Italien als einem der Protagonisten.»

In einem Programmentwurf für die geplante Regierung ist von einer «expansiven Wirtschaftspolitik» die Rede, die jedoch das Gleichgewicht der öffentlichen Finanzen nicht aufs Spiel setzen soll. Beim Thema Haushaltsdisziplin gab es regelmässig Streit mit Brüssel über die ausufernden Schulden Italiens.

Entscheidend bei Migrationsfragen wird vor allem, wer Salvini im Innenministerium folgt. Er hatte einen harten Kurs gegen Flüchtlinge und Einwanderer gefahren und damit viele Stimmen im Volk geholt.

Für Änderung der Dublin-Regel

In einem Entwurf des Regierungsprogramms von Sternen und PD wird das Streitthema weitestgehend ausgespart - es heisst lediglich, dass die illegale Einwanderung bekämpft und die sogenannte Dublin-Regel in der EU geändert werden soll. Diese besagt, dass Flüchtlinge in dem Land ihr Asylverfahren durchlaufen sollen, wo sie zuerst die EU betreten haben. Das ist wegen seiner Mittelmeerküsten häufig Italien.

Nach den mühsamen Verhandlungen der letzten Tage zwischen den beiden zerstrittenen Parteien steht ein grosses Fragezeichen hinter der Stabilität einer solchen Koalition. Denn: «Für einen Aktivisten der Fünf Sterne ist der Name PD das gleiche wie für einen Stier ein rotes Tuch», sagte Politanalyst Francesco Galietti von der Denkfabrik Policy Sonar der Nachrichtenagentur DPA.

Die Fünf-Sterne-Bewegung war aus der Parlamentswahl vom März 2018 mit mehr als 32 Prozent der Stimmen als die mit Abstand stärkste Partei hervorgegangen. Die PD hatte Italien in der Legislaturperiode 2013-2018 regiert, bei der Wahl aber kräftig Stimmen verloren.

SDA