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Sie trotzt dem Alter
41, Mutter, Box-Weltmeisterin – der Aufstieg von Nina Hughes

Kleine Frau mit grossen Träumen – und einem riesigen WM-Gürtel: Box-Weltmeisterin Nina Hughes lässt sich nach ihrem Titelkampf feiern.
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Diese zierliche Frau würde als Schweizer Max Muster heissen – oder in ihrer Heimat als Engländer John Smith. Denn so manches ist bei ihr durchschnittlich. Sie hat einen durchschnittlichen Job, hat durchschnittlich viele Kinder und ist durchschnittlich alt. Und doch ist das Leben von Nina Hughes nicht ganz so normal.

Die Britin ist zwar 41, Mutter zweier Kinder und arbeitet Teilzeit als Büroangestellte. Doch ist sie auch Boxerin, ungeschlagen und Weltmeisterin der WBA, einem der vier grossen Boxverbände der Welt. Der riesige WM-Gürtel wirkt an der zierlichen, 1,60 Meter kleinen, 53 Kilogramm leichten Frau noch überdimensionierter, als es diese Gürtel generell schon tun. 

Ihren ersten WM-Kampf gewann Hughes letzten Dezember in Dubai überraschend gegen Jamie Mitchell. Der Kampf gegen die zuvor ungeschlagene US-Amerikanerin war erst ihr fünfter, seit sie vor zwei Jahren im hohen Sportlerinnenalter von 39 Jahren doch noch eine Profikarriere hatte starten können.

«Mein Alter war immer ein Hindernis»

Dafür brauchte es viel Überzeugung. Bei ihr, aber noch viel mehr bei anderen. «Seit ich mich entschieden habe, Profi zu werden, war mein Alter immer ein Hindernis. Niemand wollte mich damals unter Vertrag», sagte sie nach ihrem Titelgewinn der BBC. Wieder einmal habe sie damals kurz davor gestanden, mit dem Boxen aufzuhören. Es sei schwer gewesen, die Leute hinter sie zu bringen, an sie zu glauben. «Aber ich habe mein Team, meinen Manager, meinen Trainer gefunden, sie haben an mich geglaubt, und ich habe weitergemacht.» In ihren Worten schwingt deutlich die Genugtuung mit, es ihren Zweiflern gezeigt zu haben.

Hughes hiess noch Smith und war 25-jährig, als sie ein erstes Mal mit dem Boxen in Kontakt kam. Gemeinsam mit einer Freundin belegte sie Boxkurse in einem Fitnessstudio in ihrer Heimat, der Grafschaft Essex. Ganz ohne Gedanken an Wettkämpfe oder gar eine Karriere. Nur zum Spass und als Ausgleich. Doch ihr Coach erkannte bald das Talent seiner Schülerin und überredete sie zu ersten Amateurkämpfen. Sie überzeugte und schaffte den Sprung ins britische Nationalkader. Mit ihren Teamkolleginnen bereiste sie die Welt, kündigte ihren Job und setzte voll aufs Boxen. Hughes’ Traum war die Teilnahme an den Olympischen Spielen 2012 in ihrem Heimatland. In London feierte das Frauenboxen seine olympische Premiere.

Ihr Schlag sitzt: Nina Hughes verteidigt in der Londoner Wembley-Arena erfolgreich ihren WM-Titel gegen Katie Healy (l.).

Der Olympiatraum platzte: Hughes, damals kurz vor ihrem 30. Geburtstag, wurde nicht für das britische Kader nominiert. «Es war herzzerreissend», sagt Hughes. An ihrer Stelle kämpfte Nicola Adams – und gewann zwei Goldmedaillen. Noch einmal vier Jahre warten und mit dann 34 Jahren die Sommerspiele 2016 in Rio anpeilen? Das erschien nicht nur Hughes unrealistisch. Sie beendete ihre Amateurkarriere, begann wieder zu arbeiten und bekam ihr erstes Kind. Boxen war ab diesem Zeitpunkt wieder Passion, Hobby, nicht mehr.

Nach der Geburt ihres zweiten Sohnes intensivierte sie ihr Training, hauptsächlich um Gewicht zu verlieren, wie sie sagt. Sie wollte sich mit einem letzten Amateurkampf vom Boxsport verabschieden, das war damals ihr Plan. Es kam anders als geplant – und Hughes doch noch zu ihrem grossen Boxkampf in London.

Sie will noch mehr

In ihrem sechsten Profi-Boxkampf verteidigte sie ihren WM-Gürtel am vergangenen Samstag in der Londoner Wembley-Arena erfolgreich gegen ihre Landsfrau Katie Healy. «Katie ist 25. Ich spüre mein Alter nicht. Ich fühle mich gut, ich fühle mich fit, und ich hoffe, ich habe bewiesen, dass das Alter nur eine Zahl ist», sagte Hughes. Und kündigte danach an, nun einen Kampf gegen Ebanie Bridges anzustreben. Sollte dieser zustande kommen und Hughes ihn gewinnen, wäre sie Weltmeisterin gleich zweier grosser Welt-Boxverbände, der WBA und der IBF. Und das mit 42. Aber das Alter ist ja nur eine Zahl.