Der Mittelstand fährt am wenigsten Zug und Bus
So nutzen Schweizer den öffentlichen Verkehr: Neue Zahlen zeigen, welche Rolle Einkommen, Wohnort und Fahrtziel spielen.
Volle Züge und Busse sind zu den Pendlerzeiten an der Tagesordnung. Im vergangenen Jahr haben die SBB mit 107 Millionen Stück eine Rekordanzahl an Tickets verkauft. Zudem fliessen immer wieder Milliarden von Franken in den Ausbau des öffentlichen Verkehrs.
Doch das heisst nicht, dass Schweizerinnen und Schweizer heute anteilsmässig den öffentlichen Verkehr dem Auto vorziehen. Seit Jahren verharrt diese Zahl bei rund 20 Prozent der gefahrenen Personenkilometer. Nun zeigt eine neue Auswertung, wer am meisten mit Zug, Bus und Tram fährt. Und wer lieber mit dem Auto unterwegs ist.
1. In der Stadt das Tram, auf dem Land das Auto
Gerade rund um grosse Städte wie Zürich, Bern und Basel nutzen sehr viele Personen den öffentlichen Verkehr. In der Region Zürich wird der öffentliche Verkehr für 31 Prozent der Wege genutzt. In Basel liegt diese Zahl bei 25 Prozent. Im Gegensatz dazu wird zum Beispiel im Kandertal im Berner Oberland der ÖV nur zu 4 Prozent genutzt. Die Regel: Je städtischer und dichter die Region, desto mehr öffentlicher Verkehr.
Diese Zahlen sind jeweils meist höher, wenn man die zurückgelegten Strecken in Kilometern zugrunde legt. In der Stadt Zürich heisst das zum Beispiel: Zwar werden nur 31 Prozent der Fahrten mit dem ÖV absolviert, was aber 45 Prozent der gesamten Distanz entspricht.
2. Deutschschweizer fahren lieber ÖV als Romands und Tessiner
Die Studie kommt zum Schluss, dass bei gleicher Qualität des öffentlichen Verkehrs in der Westschweiz und im Tessin der öffentliche Verkehr weniger genutzt wird als in der Deutschschweiz. Die Studienautoren kommen zum Schluss, dass es einen kulturellen Unterschied in der Nutzung der Verkehrsmittel zwischen Deutschschweiz einerseits und Romandie und Tessin andererseits gibt.
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3. Arm und Reich fahren im öffentlichen Verkehr
Die Studie zeigt auf, dass das Einkommen mitentscheidend ist für den Gebrauch des öffentlichen Verkehrs. Personen, die bis 4000 Franken verdienen, bringen 28 Prozent ihrer Wege mit dem ÖV hinter sich. Bei einem Haushaltseinkommen von 4001 bis 8000 Franken sind es 21 Prozent. Mit 22 Prozent ähnlich hoch ist es auch in der Einkommensklasse von 8001 bis 12'000 Franken. Wohingegen ab einem Haushaltseinkommen von über 12'000 Franken 26 Prozent der zurückgelegten Strecken mit dem ÖV gemacht werden.
Gerade bei einem tieferen Einkommen zeigt sich auch, dass das Auto deutlich weniger genutzt wird als bei einem höheren Einkommen. Hier scheint also der Kostenfaktor entscheidend.
Doch auch andere Faktoren bestimmen, wer den öffentlichen Verkehr nutzt und wer nicht. Das Spektrum von möglichen Gründen ist breit und sehr individuell: Vom Umweltschutzgedanken bis hin zur Gewohnheit kann fast alles ausschlaggebend sein für die Wahl des Fortbewegungsmittels. Fest steht laut der Studie, dass nicht jede Fahrt systematisch analysiert wird, bevor man sich entscheidet, wie man von A nach B kommt.
4. Zur Arbeit mit dem ÖV, zum Einkaufen mit dem Auto
Der öffentliche Verkehr ist laut der Studie vor allem auf dem Arbeitsweg wichtig. 35 Prozent aller zurückgelegten Kilometer werden in diesem Fall im öffentlichen Verkehr verbracht. Wer Verwandte oder Bekannte besucht, nutzt dafür nur zu einem Fünftel Zug, Tram und Bus. Dasselbe zeigt sich auch beim Einkaufen.
Milliarden für den ÖV
In Auftrag gegeben haben die Studie der Verband öffentlicher Verkehr, der Informationsdienst des öffentlichen Verkehrs Litra und der Bund. Der Präsident von Litra, Nationalrat Martin Candinas, ist überzeugt, dass es möglich sei, den ÖV-Anteil zu erhöhen. Dazu fordert Litra konkrete Massnahmen für Gebiete ausserhalb von Agglomerationen.
Zurzeit liegt der Fokus, etwa beim Ausbauschritt 2035 für den öffentlichen Verkehr, vor allem in der Agglomeration. Für diesen Ausbau hat der Bundesrat erst kürzlich rund 12 Milliarden Franken gesprochen. Litra sieht nun auch ausserhalb der Agglomerationen das Potenzial, den ÖV auszubauen. Zudem will die Organisation, dass der öffentliche Verkehr auch für Freizeitreisende gefördert wird. Es brauche zusätzliche Anstrengungen, um die Infrastruktur für Freizeitaktivitäten besser auf den öffentlichen Verkehr auszurichten.
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