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Österreichs Kanzler auf der Schippe
17-Jähriger veräppelt Sebastian Kurz

Das Original und sein Imitator: Sebastian Kurz und Johannes Häfele.
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Herr Häfele, wie ist es zu Ihrem ersten Auftritt als österreichischer Bundeskanzler gekommen?

Im Mai 2020, da war ich 16, habe ich gemeinsam mit zwei Schulfreunden einen Sketch gedreht. Seit wir 10 sind, machen wir das manchmal. Diesmal versuchten wir uns an einer Homestory, bei der ich als Sebastian Kurz eine Journalistin in meiner Wohnung empfange und mit ihr in seinem typischen Sprachduktus über Tomatensauce und Schallplattenspieler rede. Einen Tag vor dem Dreh waren wir auf diese Idee gekommen, weil ich wegen der Quarantäne lange Haare hatte, sodass ich ihn gut parodieren konnte. Eigentlich trage ich meine Haare eher kurz.

Solche parodistischen «Homestorys» gibt es auch in der ORF-Satiresendung «Willkommen Österreich».

Genau, die haben uns dazu inspiriert. Drum haben wir denen unser Video auch später geschickt. Und die waren so begeistert, dass sie es auf Facebook gepostet und mich nach Wien eingeladen haben, damit ich in einem ihrer Sketche ebenfalls Sebastian Kurz spiele. Dafür haben die mir sogar extra einen Slim-Fit-Anzug gekauft. Aber einen, der mir viel zu eng ist. Privat trage ich so was nicht. Ich bin aber auch 17 Jahre jünger als Kurz.

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Es gibt Länder, in denen führt politische Satire schnell einmal ins Gefängnis.

Absolut. Aber unsere Art von Satire scheint sogar für Freunde der ÖVP annehmbar zu sein. Wir wollen auch nicht unter die Gürtellinie gehen, wie zum Beispiel Jan Böhmermann bei seinem Erdogan-Gedicht. Das ist halt nicht unser Stil. Böse Kommentare im Netz gab es jedenfalls kaum, und meine Lehrer haben mich nach der Sendung sogar beglückwünscht.

«Viele wollen mich als Kurz-Double buchen, aber da bin ich lieber vorsichtig, sonst werde ich diese Rolle nie mehr los.»

Haben sie?

Die Kunst ist es ja, den Kanzler so zu imitieren und zu parodieren, dass es gleichermassen lustig wie kritisch, aber möglichst subtil rüberkommt. Viele wollen mich jetzt als Kurz-Double buchen, aber da bin ich lieber vorsichtig, sonst werde ich diese Rolle nie mehr los. Bisher habe ich mit meinem Freund Loric zwei eigene Kurz-Videos gemacht und fünf mit «Willkommen Österreich», die im Fernsehen ausgestrahlt wurden. Aber langfristig auf eine Arbeit als Imitator setzen, das möchte ich in keinem Fall.

Im kommenden Jahr steht bei Ihnen die Matura an. Werden Sie danach Rechtswissenschaften studieren, so wie Kurz?

Um Himmels Willen, nein. Ich mache lieber gute Musik mit netten Menschen. Hauptsache, das Geld reicht mir später einmal, um die Miete zu bezahlen. In meiner Familie war Musik immer eine Selbstverständlichkeit, darüber bin ich sehr glücklich. Schon als kleines Kind durfte ich in der Grazer Oper erste Bühnenerfahrungen sammeln. Am Klavier spiele ich gerne Chopin, in der Oper mag ich Mozart und Puccini, und seit meinem Stimmbruch singe ich im Jugendchor der Oper Graz Oratorien in der Kirche. Jedenfalls bin ich völlig anders als der Bundeskanzler, der sein Studium übrigens abgebrochen hat.

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Aber seine Matura, die hat Kurz noch mit Auszeichnung bestanden. In Ihrem Alter war er politisch bereits sehr aktiv.

Ich sage mir: Hauptsache, ich schaffe den Abschluss. Niemand konnte mir erklären, warum wir in solch minimalen Zeitfenstern immer so viel Stoff in unsere Hirne quetschen müssen. Das ist Merken, aber nicht Lernen. Was mir manchmal fehlt, ist die Leidenschaft.

«In Wien kam kürzlich ein 13-jähriger Junge während der Dreharbeiten auf mich zu und sagte: Hallo, Herr Bundeskanzler!»

Herr Kurz und sein Finanzminister Gernot Blümel, das sind schon sehr leidenschaftliche Politiker, nicht?

Da muss ich jetzt aufpassen, was ich sage. Also: Beruflich haben sie es sicher geschafft, aber leider habe ich nicht unbedingt den Eindruck, dass es ihnen wirklich um gute Politik für eine bessere Welt geht. Und logisch, da sind sie nicht die Einzigen. (Lesen Sie zum Thema den Kommentar von Österreich-Korrespondentin Cathrin Kahlweit «Alles Lug und Trug».)

Ist das jetzt nicht ein bisschen hart?

Der Satz «Kriegst eh alles, was du willst» aus den veröffentlichten Chat-Protokollen des Kanzlers, das sagt doch viel. Wenn es nur darum geht, seinen Freunden gute Posten zu verschaffen, dann reicht das nicht. Politiker sollten ihren Job machen und nicht alles darauf ausrichten, bald wiedergewählt zu werden, damit sie dann wieder Posten vergeben können. Der ständige Wahlkampfmodus bringt doch nichts. Gerade jetzt, wo unsere Welt den Bach runtergeht.

Wie schwierig war es für Sie, in die Rolle des alerten Kanzlers zu schlüpfen?

Sehr leicht. Am meisten Mühe habe ich mir mit seinem Lächeln gegeben. Seine Hände sind so geformt, als würden sie die Erdkugel halten. Dazu die Faust und die sich manchmal überschlagende Stimme. Ich übertreibe so wenig wie möglich.

Werden Sie in Österreich gelegentlich mit Kurz verwechselt?

In Wien kam kürzlich ein 13-jähriger Junge während der Dreharbeiten auf mich zu und sagte: «Hallo, Herr Bundeskanzler!» Aber der hatte mich zuvor nur von hinten gesehen, in meinem viel zu engen Anzug. Als ich mich umgedreht habe, da ist er schon etwas erschrocken.

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