AboZürcher Feuerwehren im Dauerstress1500 Unwetter-Einsätze in drei Tagen
1000 Notrufe in einer Stunde, 300 Personen im Dauereinsatz – die Zahlen von Schutz & Rettung Zürich für diese ausserordentliche Woche sind eindrücklich.

Der Kanton Zürich hat eine ausserordentliche Woche hinter sich. Insbesondere die Städte Zürich und Winterthur sowie die Gemeinden dazwischen plus die Ortschaften am Zürichsee und Greifensee sowie im Limmattal. Der Hagelsturm in der Nacht auf Dienstag, der Starkregen und das Hochwasser in den folgenden Tagen haben die Rettungsorganisationen auf Trab gehalten.

1500 Einsätze wegen des Unwetters und Hochwassers hat Schutz & Rettung Zürich zwischen Dienstagmorgen und Freitagmittag gezählt, 800 davon in der Stadt Zürich. 300 Personen von den Berufs- und Milizfeuerwehren, vom Zivilschutz, von Einsatzleitungen und Führungsstäben standen in fast pausenlosem Einsatz, wie Ivo Bähni, Sprecher von Schutz & Rettung Zürich, aufzählt.
Keine Todesfälle
Abgedeckte oder eingestürzte Dächer, zusammengebrochene Lagerhäuser, abrasierte Strommasten und heruntergerissene Fahrleitungen, unzählige abgeknickte Bäume, überflutete Keller und Strassen – die Einsatzpalette war gross. Glücklicherweise kam es nach bisherigem Kenntnisstand zu keinen Todesfällen. Allein in der ersten Sturmstunde in der Nacht auf Dienstag erreichten über 1000 Notrufe die Leitzentrale von Schutz & Rettung.
Das musste koordiniert werden. «Es hat sich bei dieser Unwetterlage bewährt, dass die mehrere Hundert Einsätze in kürzester Zeit aus einer Hand disponiert und durch den Führungsstab von Schutz & Rettung Zürich priorisiert wurden.» So könne es bei derart vielen gleichzeitigen Ereignissen sein, dass etwa ein gefluteter Keller hinter einem umgestürzten Baum, der eine Hauptverkehrsachse versperrt, nur zweite Priorität geniesst, sagt Bähni.
Limmatufer ist ein Hotspot
Die aktuellen Hotspots sind die Ufergebiete entlang der Limmat. Das Wasser drückt von unten in die Keller und Liftschächte. Grund sind das steigende Grundwasser und die gesättigten Böden, welche das Wasser nicht mehr aufnehmen können. Unter Beobachtung stehen derzeit die bekannten Überflutungsgebiete am Zürichsee.

Am Freitagnachmittag lag der Seepegel bei 406,72 Metern – 10 Zentimeter höher als am Vortag. Normal ist alles um 406 Meter. An Pfingsten 1999 lag der Pegel bei 407,01 Metern. 1910 fand ein noch grösseres Hochwasserereignis mit einem Pegelstand von 407,22 Metern statt.
Gemäss der Hochwasserfachstelle des kantonalen Amts für Wasser, Energie und Luft (Awel) ist die Gefahr am Zürich- und am Greifensee immer noch gross (Stufe 4 von 5).
Aufruf an Freizeitkapitäne fürs Wochenende
Die Schiffs- und Bootskapitäne wurden angewiesen, am Wochenende gar nicht auszufahren oder zumindest nicht zu schnell zu fahren, um möglichst wenig Wellen zu erzeugen. Im Zürcher Seebecken sind maximal 10 km/h erlaubt. Der Pfäffiker- und der Türlersee sind im Vergleich unproblematisch (Stufe 2 von 5).
«Aufgrund der instabilen Wettersituation muss auch in den kommenden Stunden jederzeit mit ansteigenden Pegeln gerechnet werden», schrieb das Awel am Freitagmittag. Man solle die Ufer von Gewässern meiden und die Absperrungen beachten. Der Wasserstand von Bächen und Flüssen könne unerwartet schnell ansteigen, «die Strömung in den Flüssen ist ausserordentlich stark».
Fehler gefunden?Jetzt melden.