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Starke Nordländer am French Open
Zwei Tennisexoten sind daran, das Establishment zu stürzen

Schaffte in Roland Garros einen Favoritensturz: Der 19-jährige Däne Holger Rune während der Partie gegen Stefanos Tsitsipas.
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Es gab eine Zeit, da dominierten die Schweden das Profitennis wie einst die Wikinger das nördliche Europa. Im Sog von Björn Borg stiess über ein halbes Dutzend seiner Landsleute in die Top 10 vor, teilweise stellten sie sogar die Hälfte dieses Elitezirkels: Mats Wilander, Stefan Edberg, Henrik Carlsson, Henrik Sundström, Anders Jarryd, Mikael Pernfors, Joakim Nyström … Vergangene Zeiten: Heute steht noch ein einziger Schwede in den Top 100, Mikael Ymer auf Rang 95. Björn Borgs Sohn Leo ist mit 19 auf Rang 924 zu finden.

Derweil wird gerade in zwei von Schwedens Nachbarländern Tennisgeschichte geschrieben. Mit Casper Ruud und dem ungesetzten Holger Rune duellieren sich am Mittwoch ein Norweger und ein Däne um einen Platz im Halbfinal des French Open. Zwar findet man in der über 2000 Namen umfassenden ATP-Rangliste noch immer viel mehr Schweden (31) als Dänen (9), Norweger (5) oder Finnen (7). Aber selbst der beste Finne, Emil Ruusuvuori, liegt als 61. noch vor dem bestklassierten Schweden. Im Vergleich mit diesen Ländern schwingt die Schweiz übrigens obenaus, mit ebenfalls 31 klassierten Spielern, von denen zwei in den Top 100 und vier in den Top 200 stehen.

Schreibt die Tennisgeschichte Norwegens weiter: Gstaad- und Genf-Sieger Casper Ruud.

Der Norweger Casper Ruud ist schon seit ein paar Jahren daran, die Tennisgeschichte seines Landes umzuschreiben. Der 23-jährige Golf- und NHL-Fan aus Oslo erreichte als erster Norweger die Top 10 und nun auch als erster einen Grand-Slam-Viertelfinal, er qualifizierte sich letztes Jahr für das ATP-Finale und hat schon acht ATP-Turniere gewonnen – darunter drei in der Schweiz (Genf 21/22, Gstaad 21).

Ruud, dessen Vater Christian ebenfalls Tennisprofi war und bis auf Rang 39 vorstiess, geht als Favorit in die Partie gegen Rune – wobei der Sieger im Halbfinal gegen Medwedew-Bezwinger Marin Cilic oder Andrej Rublew gute Chancen haben dürfte, sogar den Final zu erreichen. «An diesem Roland Garros fühle ich mich viel erfahrener als früher, was Best-of-five angeht. Ich fühle mich nicht mehr so gehetzt oder nervös, denn ich weiss, es wird auf jeden Fall eine lange Partie geben», sagt Ruud, der alle drei bisherigen Duelle gegen den vier Jahre jüngeren Dänen ohne Satzverlust gewonnen hat.

Holger Rune wurde Ende April erst 19, hat aber schon ein reich befrachtetes Palmares und sich dieses Jahr von Rang 103 auf 40 verbessert. Auf dem Weg zum ersten ATP-Titel schlug er in München Alexander Zverev, nun in Roland Garros auch Stefanos Tsitsipas – nachdem er zuvor Denis Shapovalov, Henri Laaksonen und Hugo Gaston mit 9:0 Sätzen eliminiert hatte.

«Er ist extrem emotional, und es scheint, als ob ihn immer etwas stören würde.»

Stefanos Tsitsipas über Rune

Tstitsipas, der über Probleme mit seinem neuen Schläger klagte, wunderte sich danach über das Auftreten des jungen Dänen, der 2019 das Juniorenturnier in Paris gewonnen hatte und die Nummer 1 der U-18-Rangliste geworden war. «Er ist jung und spielt mit vielen Emotionen, ich würde sagen, er ist einzigartig. Er ist extrem emotional, und es scheint, als ob ihn immer etwas stören würde. Das ist schon ziemlich seltsam.» Aber er spiele ausgezeichnet, vor allem mit der Rückhand. Schon Laaksonen hatte sich über Rune gewundert: «Ich habe jetzt dreimal gegen ihn gespielt, und viermal liess er den Physio auf den Platz kommen, wobei ich nie wusste, was das Problem war.»

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Rune ist der erste dänische ATP-Turniersieger seit Kenneth Carlsen, der den letzten seiner drei Pokale 2005 in Memphis geholt hatte. Die wichtigste Person in seinem Umfeld ist die Mutter: «Wir stehen uns sehr nahe. Sie war mein ganzes Leben mit mir, auch fast an allen Turnieren. Sie kennt mich wirklich gut und ist wie ein Mentalcoach für mich. Es ist gut, dass sie an meiner Seite ist, denn sie hilft mir mit viel mehr als nur Tennis.»

Nicht ohne meine Mutter: Holger Rune nach dem Finalsieg in München.

An Selbstvertrauen fehlt es dem Teenager, der Roger Federer als sein Idol bezeichnet, keineswegs. «Ich glaube stark an mich und daran, dass ich fast alle schlagen kann, wenn ich mich wirklich konzentriere.» Dass das nordeuropäische Tennis durch eine Renaissance geht, ist Rune nicht entgangen: «Es geht definitiv in die richtige Richtung, mit Casper Ruud, Mikael Ymer und mir. Wir hatten noch nie einen wirklich guten dänischen Spieler, und es ist grossartig, dass das Tennis bei uns immer wichtiger wird.»

Zumindest einer würde ihm da widersprechen, wenn er denn noch könnte: Der 2011 verstorbene Däne Kurt Nielsen stand 1953 und 1955 immerhin zweimal im Wimbledon-Final und holte im Mixed einen Grand-Slam-Titel.

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