Zürich Marathon am SonntagDer letzte 42-Kilometer-Lauf des Jürg Denneberg
Mit 55 begann der Herrliberger mit dem Rennen. 20 Jahre später bestreitet er in Zürich seinen letzten Marathon. Dabei möge er doch gar keine Wettkämpfe, sagt der 75-Jährige.

- Jürg Denneberg startete seine Marathonkarriere erst mit 55 Jahren. Jetzt, mit 75 Jahren, bestreitet der Herrliberger seinen 30. Marathon.
- Er trainiert seit zwanzig Jahren in derselben Laufgruppe.
- Nach dem Zürich Marathon plant er, weiterhin Halbmarathons zu bestreiten.
An welchem Marathon er seine Bestzeit gelaufen ist, daran kann sich Jürg Denneberg erst gar nicht mehr erinnern. An die Zeit hingegen schon: 3 Stunden und 55 Minuten brauchte er für die 42,2 Kilometer.
Das war 2007 in Berlin, Denneberg hat nachgeschaut. Insgesamt ist er schon 29 Marathons gerannt. In München und New York, 11-mal in Zürich und «ab und zu» den Jungfrau-Marathon, wie er sagt.
«Laufen hält mich jung», sagt Denneberg, der dieses Jahr 76 wird und am Sonntag ein weiteres Mal am Zürich Marathon antritt. Neben ihm läuft nur ein weiterer gleichaltriger Mann in der Kategorie Ü75, Teilnehmerinnen gibt es in dieser Altersklasse nur beim Halbmarathon.
Der 30. ist auch der letzte Marathon für Jürg Denneberg
Denneberg hat entschieden, dass dieser Zürich Marathon sein letzter sein wird. «Das Training ist schon anstrengender geworden», sagt Denneberg, und: «Ich bin jetzt alt genug.» Ihm gefällt der Gedanke, dass er mit 30 Marathons eine runde Zahl erreicht.
Jürg Denneberg ist Rentner, früher war er als kaufmännischer Angestellter tätig. Denneberg engagierte sich bei der Freiwilligen Feuerwehr und der lokalen FDP, er rief Ende der 90er-Jahre einen Nachtbus ins Leben, war Rettungsschwimmer, Mitglied im Samariterverein und in der Schulpflege.
«Peter sagte, er bringe jeden an einen Marathon»
Dass der «Herrliberger des Jahres», zu dem er 2020 gekürt wurde, mit 55 auch noch zum leidenschaftlichen Läufer wurde, war Zufall: 2004, neun Monate vor seinem ersten Marathon, habe ein Bekannter aus der Gemeinde, Peter Bamert, in der «Zürichsee-Zeitung» eine Ausschreibung gemacht für eine Laufgruppe: «Peter sagte, er bringe jeden an einen Marathon», erinnert sich Denneberg.
Das wollte er beweisen: Denneberg begann, in Bamerts Laufgruppe zu trainieren, und befolgte dessen Pläne fürs individuelle Training rund um den Greifensee, am Pfannenstiel oder am Zürichsee-Ufer.
«In der Vorbereitungsphase muss man bei jedem Wetter raus», sagt Denneberg. Die frische Luft tue ihm gut.

Den Wettkampf selbst hingegen mag Denneberg weniger: «Ob man am Marathon den Plausch hat, ist eine andere Frage», sagt er. Aber der Rentner ist jeden Marathon angetreten, für den er sich angemeldet hat, und musste noch nie aufgeben.
Nicht einmal, als er zwei Wochen vor seinem ersten Marathon in New York einen Töffunfall hatte: «Mir hat beim Laufen jeder Schritt wehgetan.» Doch weil er bereits über ein halbes Jahr in die Vorbereitung gesteckt hatte, wollte er es durchziehen. «Dass ich nie abgebrochen habe, macht mich ein bisschen stolz.»
Denneberg ist ein Gewohnheitstier: Er trägt seit 20 Jahren bei jedem seiner Wettkämpfe das gleiche T-Shirt. Und er trainiert bis heute in derselben Gruppe und mit denselben Trainingsplänen. Die Konstellation habe sich etwas verändert: «Ich bin ein altes Überbleibsel in der Gruppe, da ist nur einer noch ein Jahr älter als ich.» Marathons laufe dieser jedoch keine mehr.
Wie am Wettkampf ist auch beim Training die Zeit relevant, erklärt Denneberg. Seine Trainings dauern meistens ungefähr eine Stunde, wobei er unterschiedliche Geschwindigkeiten kombiniert – klassisches Intervalltraining. Um schnellere Geschwindigkeiten zu trainieren, nimmt er manchmal an den Läufen des Zürilauf Cup teil – einer Laufserie im Kanton Zürich.
Während der Trainings achte er auf seine Herzfrequenz. Weil er schlecht auf seinen Körper hören kann, braucht er stets technische Hilfe: «Ohne meine Uhr mit Pulsmesser geht es nicht», sagt Denneberg.
Das Langstreckenlaufen lässt ihn nicht los
Mittlerweile ermüde ihn das immer gleiche Training: «Manchmal frage ich mich vor einem Training: Muss das wirklich sein?», sagt Denneberg. Doch dann überwindet er sich trotzdem. Wenn Jürg Denneberg sich etwas in den Kopf gesetzt hat, zieht er es durch.
Dass er am Sonntag seinen letzten Marathon läuft, heisst übrigens nicht, dass der Herrliberger sein Lauf-Hobby ganz aufgibt. Er will auch weiterhin bei Rennen antreten – und hat sich bereits für einen Halbmarathon in Valencia im Oktober angemeldet. «Wenn ich aufhöre zu rennen, müsste ich zu sehr aufpassen, dass mein Körper nicht zum Fass wird», sagt Denneberg lachend.
Für den Sonntag möchte er keine Bestmarken mehr erreichen: «Das Ziel ist das Ziel.»
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