Ihr Browser ist veraltet. Bitte aktualisieren Sie Ihren Browser auf die neueste Version, oder wechseln Sie auf einen anderen Browser wie ChromeSafariFirefox oder Edge um Sicherheitslücken zu vermeiden und eine bestmögliche Performance zu gewährleisten.

Zum Hauptinhalt springen

Arrestzellen im Industriequartier
Zürcher Stadtpolizei setzt im Gefängnis auf private Sicherheitsleute

Die Einzelzellenstrasse im neu gebauten Gebäude der Stadtpolizei Zürich am Mühleweg.

Verhaftet die Stadtpolizei Zürich jemanden, kann es sein, dass sie die Person in eine der insgesamt zwölf Zellen im Hafttrakt im neuen Gebäude am Mühleweg beim Toni-Areal in Zürich-West steckt, das vergangenes Jahr bezogen worden ist.

Für das Durchsuchen beim Eintritt, die Sicherung und die regelmässigen Zellenkontrollen sind hier nicht nur Polizeiangehörige zuständig. Seit Anfang Jahr ist ein privater Sicherheitsdienst unterstützend im Einsatz. Diesen Auftrag hat die Stadtpolizei nun neu ausgeschrieben. Auch weiterhin sollen Private diese Aufgaben übernehmen.

Stadtpolizei klagt über zu wenig Personal

«Aufgrund der angespannten personellen Situation können diese Aufgaben nicht mehr ausschliesslich Korpsangehörige vornehmen», sagt Stadtpolizeisprecher Michael Walker auf Anfrage. Die Stadtpolizei beklagt seit einiger Zeit, zu wenig Personal zu haben. Der Stadtrat hatte dem Gemeinderat bis 2030 insgesamt 152 Vollzeitstellen beantragt, doch das Parlament will lediglich die Hälfte bewilligen.

Dass private Sicherheitsdienste im Freiheitsentzug eingesetzt werden, sorgt schon länger immer wieder für Kritik. Zu den Kritikern gehört auch der grüne Gemeinderat Luca Maggi: «In einem so sensiblen Bereich wie der Betreuung von Inhaftierten muss der Staat eine einwandfreie und seriöse Betreuung gewährleisten», sagt er. Da dürfe es keinen Platz für qualitative Abstriche geben. Doch diese Gefahr bestehe, wenn man einen Auftrag an Private ausschreibe, wobei nicht nur die Qualität, sondern auch der angebotene Preis eine wichtige Rolle spiele.

Polizeisprecher Walker betont, dass die Privaten lediglich als Sicherheitsassistenz mithelfen würden und diese mindestens zur Hälfte nach wie vor von Korpsangehörigen des polizeilichen Assistenzdienstes sowie des Konsulatschutzes geleistet werde. «Die Verantwortung bei der Durchsuchung und Inhaftierung von Personen trägt nach wie vor ein Polizist», sagt Walker.

Dies ist auch für Andreas Egli, FDP-Gemeinderat und Präsident der Kommission des Sicherheitsdepartements, entscheidend. Solange die Polizei nach wie vor die Aufsicht habe, sei es richtig, nicht für jede Aufgabe voll ausgebildete Polizistinnen und Polizisten einzusetzen. «Ich begrüsse es, dass die Polizei ihre Kräfte kostenbewusst einsetzt – gerade auch, weil das Personal knapp ist», sagt Egli.

Den Einsatz privater Sicherheitskräfte noch mehr fördern möchte die SVP. Die beiden Gemeinderäte Samuel Balsiger und Stephan Iten haben im Gemeinderat ein Postulat eingereicht, in dem sie den Stadtrat auffordern, zu prüfen, wie private Sicherheitsfirmen im öffentlichen Raum eingesetzt werden könnten, bis der Personalnotstand bei der Stadtpolizei behoben sei.

Private sorgen auch im «Hotel Suff» für Sicherheit

Bereits seit längerem setzt die Stadtpolizei bei der Zentralen Ausnüchterungs- und Betreuungsstelle (ZAB), im Volksmund auch «Hotel Suff» genannt, auf private Sicherheitsdienste. In die ZAB kommen Menschen, die so stark unter dem Einfluss von Alkohol oder Drogen stehen, dass sie sich selbst oder andere gefährden. Aktuell arbeiten dort Angestellte der Securitas AG. Doch der Vertrag läuft Ende Jahr aus. Deshalb hat die Stadtpolizei die Sicherheitsdienstleistung im Haftbetrieb am Mühleweg zusammen mit jener im ZAB ausgeschrieben.

Bei der Unterbringung eines 43-Jährigen ist es im Dezember 2020 zu einem tragischen Vorfall gekommen. Der Mann wurde in die ZAB gesteckt, weil er in berauschtem Zustand diverse parkierte Autos beschädigt hatte. Während der Unterbringung hatte er einen Kreislaufstillstand erlitten. Ein herbeigerufener Notarzt von Schutz & Rettung Zürich musste den Mann reanimieren. Daraufhin wurde dieser ins Spital gebracht. Doch die Hilfe kam zu spät, der Mann verstarb.

Die Zürcher Staatsanwaltschaft untersucht den Fall noch immer, wie es auf Anfrage dieser Zeitung heisst. Es läuft ein Strafverfahren gegen zwei Schweizer im Alter zwischen 30 und 50 Jahren wegen fahrlässiger Tötung. Genaueres zu den Beschuldigten sagt die Staatsanwaltschaft nicht, aber es handle sich bei ihnen nicht um Polizisten. Neben der Polizei und dem Sicherheitsdienst arbeitet in der ZAB auch medizinisches Personal.