Corona-Nothilfe für KreativszeneZürcher Kulturschaffende kommen neu einfacher an Hilfsgelder
Ab Freitag können Künstler erneut Corona-Entschädigungen beantragen – unbürokratischer als bisher, aber weniger, als dies Regierungsrätin Jacqueline Fehr einst vorsah.
3840 Franken als befristetes Grundeinkommen – das wollte die Regierungspräsidentin Jacqueline Fehr (SP) für die Zürcher Kulturschaffenden, die in den vergangenen Monaten unter der Pandemie litten. Für jene, die keine Lesungen, keine Ausstellungen, keine Konzerte mehr machen konnten und deshalb in existenzielle Not gerieten. Für die Einführung des «Zürcher Modells» legte sich Fehr mit dem Bundesamt für Kultur an, denn dieses war nicht bereit, die Hälfte der Kosten zu tragen (die andere Hälfte sollte der Kanton Zürich übernehmen).
Also entschied sich die Zürcher Kulturministerin für den Alleingang: 8,3 Millionen Franken stellte der Kanton zur Verfügung, um Kulturschaffenden in der Zeit zwischen November 2020 und Januar 2021 ein Einkommen zu ermöglichen. 683 Gesuche seien bis Ende März eingegangen, schreibt die Direktion der Justiz und des Inneren am Donnerstag in einer Mitteilung. «Das unkomplizierte Zürcher Modell hat nicht zu einer Gesuchsexplosion geführt», sagt Kulturministerin Fehr auf Anfrage. Sie geht davon aus, dass sich zahlreiche Kulturschaffende andere Einkommensquellen ausserhalb der Kreativszene gesucht hätten. «Ob es sich dabei nur um Übergangsjobs handelt oder um einen Ausstieg aus der Kulturbranche, wird sich erst noch zeigen.»
Kein Zürcher Modell, aber eine Verschlankung des Bundesmodells
Am Donnerstag stellt die Regierungspräsidentin ein neues Gesuchsportal vor, die Weiterführung des «Zürcher Modells». Denn ein Grundeinkommen von maximal 3840 Franken für Künstlerinnen, Tänzer oder Musikerinnen wird es nicht mehr geben. «Es stand aber ab Beginn fest, dass das Modell nur weitergeführt werden kann, sofern der Bundesrat dieses akzeptiert», heisst es in der Mitteilung. Man bedauere den Entscheid des Bundesrats, sich nicht finanziell am «Zürcher Modell» zu beteiligen. Zurück zum alten Bundesmodell kam für Jacqueline Fehr aber nicht infrage: «Wir wollten den komplizierten Status quo ante unbedingt verhindern», sagt sie. Kulturschaffende mussten bei früheren Gesuchen unter anderem detaillierte Belege über ihre Einkünfte und Ausgaben zusammentragen, welche die Fachstelle Kultur überprüfen musste – teilweise pro Gesuch bis zu 100 Stück.
Eine überkantonale Arbeitsgruppe, in der Vertretungen des Bundesamts für Kultur, der Kulturbeauftragten-Konferenz und Delegierte der Kantone Basel-Stadt, Genf und Zürich sassen, hat deshalb das System markant vereinfacht: Neu deklarieren die Gesuchstellenden ihren Einkommensverlust anhand der Steuererklärung selbst.
Ab Freitag können selbstständige Kulturschaffende ein Gesuch für finanzielle Unterstützung für die Zeit zwischen Februar und April 2021 stellen, freie Kulturschaffende für die Periode November 2020 und April 2021. Wie viel Geld konkret zur Verfügung steht, dazu macht Jacqueline Fehr keine Angaben – «aber es wird genug für alle haben», sagt sie.
Genug Geld für alle Gesuchstellenden
Als Berechnungsbasis wählen Kulturschaffende das finanziell beste der drei Jahre vor der Pandemie – also 2017 bis 2019. Der Maximalbetrag, den sie dabei für die drei Monate insgesamt fordern können, liegt bei 6100 Franken, im «Zürcher Modell» betrug dieser 9000 Franken. Freie Künstlerinnen und Künstler können ihren finanziellen Schaden aufgrund des versicherten Einkommens der Arbeitslosenversicherung berechnen.
Zwar sind mittlerweile wieder einige Kulturbetriebe offen, Konzerte, Ausstellungen oder Theateraufführungen können unter bestimmten Auflagen wieder durchgeführt werden. Trotzdem ist die Gesuchsrunde diese Woche nicht die letzte, wie Jacqueline Fehr sagt. Für den Zeitraum von Mai bis August werden Kulturschaffende nochmals die Möglichkeit erhalten, finanzielle Unterstützung von Bund und Kanton zu beantragen. Wie es danach weitergehe, sagt Fehr, sei abhängig von weiteren Öffnungsschritten – und ob der Bundesrat noch mehr Geld für das Kulturleben spreche.
Fehler gefunden?Jetzt melden.