Bankrat reagiert auf Kritik Zürcher Kantonalbank senkt wohl die Boni
Der Bankrat lenkt nach heftiger Kritik an der Lohnpolitik der Zürcher Kantonalbank ein.
Die Zürcher Kantonalbank will den Fixlöhnen im Betrieb künftig wieder mehr Gewicht geben und dafür die variablen Lohnanteile verkleinern. Wie der Bankrat in einer Antwort auf eine Anfrage von Mario Senn (FDP) schreibt, ist er daran, das Vergütungsmodell zusammen mit externen Fachexpertinnen und -experten zu überprüfen. Er werde den Kantonsrat regelmässig über «Entscheide und Fortschritte» in dieser Sache informieren, schreibt der Bankrat.
Auslöser waren diverse politische Vorstösse und Berichte über hohe Boni bei der Zürcher Kantonalbank gewesen. Es war deshalb ein sehr unangenehmer Morgen, den ZKB-Bankratspräsident Jörg Müller-Ganz (FDP) Mitte April im Zürcher Kantonsrat erlebte. Das Parlament diskutierte über einen Lohndeckel für den CEO der Zürcher Kantonalbank und kritisierte dabei vehement die Vergütungspraxis in der Staatsbank.
Von «Abzockerei», «Raub am Volksvermögen» und von «Lohnexzessen» war die Rede. Selbst aus seiner eigenen Partei bekam Müller-Ganz deutliche Worte zu hören: «Wir fordern den Bankrat zu Verantwortungsbewusstsein auf», sagte die damalige FDP-Fraktionschefin Beatrix Frey-Eigenmann.
Auf den Lohndeckel hat der Kantonsrat am Ende zwar verzichtet, doch von allen Seiten wurde klargemacht, dass die hohen Boni in der ZKB nicht länger toleriert würden.
Bonus beträgt über ein Drittel der Vergütungen
Im vergangenen Jahr hat die ZKB die variablen Vergütungen bei einem rekordhohen Gewinn von über einer Milliarde Franken erneut um 54 auf total 349 Millionen Franken angehoben. Wie dieses Geld verteilt wurde, hat die Bank nicht bekannt gegeben. Bonusberechtigt waren aber rund 5000 Mitarbeitende, was einem durchschnittlichen variablen Lohnbestandteil von fast 70’000 Franken pro Person und Jahr entspricht.
An der Parlamentsdebatte im April hatte sich Müller-Ganz nicht zur Lohnpolitik geäussert. Doch nun hat der Bankrat kurz vor den Sommerferien auf die acht kritischen Fragen von FDP-Kantonsrat Mario Senn aus Adliswil schriftlich geantwortet.
Dabei verteidigt er seine «konservative Lohnpolitik». Die Gesamtvergütungen lägen im Branchenschnitt und seien geprägt von unterdurchschnittlichen Fixlöhnen und gegenwärtig hohen variablen Vergütungsanteilen.
Letztere sind in den letzten Jahren stark überproportional gewachsen. Ihr Anteil an den Gesamtvergütungen betrug im letzten Jahr 38 Prozent.
Mehrfach wehrt sich der Bankrat gegen die Verwendung des Wortes «Bonus». Die Bank verfüge über ein Gewinnbeteiligungssystem. Wo für ihn die Unterschiede zu einem Bonussystem liegen, erläutert der Bankrat allerdings nicht weiter.
ZKB will Fixlöhne erhöhen
Die konkreten Fragen von Mario Senn beantwortet der Bankrat nicht vollständig. Insbesondere wollte Senn wissen, bei welchen Mitarbeitenden der Anteil der variablen Vergütungen besonders tief oder besonders hoch ausfällt und wie die «Altersstruktur der Boni-Empfänger» ist.
Dies sei Teil des Geschäftsgeheimnisses, schreibt der Bankrat. Er sei nur bereit, die Mitglieder der zuständigen Kantonsratskommission vertraulich zu informieren.
Trotz der gegenwärtig eher tiefen Fixlöhne gelinge es der Bank gut, offene Stellen zu besetzen. Dies hänge auch mit den Gewinnbeteiligungen zusammen, welche die ZKB zahle, schreibt der Bankrat. Er spricht von einer tiefen Personalfluktuation. Am meisten Kündigungen gebe es immer im Frühling, wenn die Boni ausbezahlt worden seien.
Ärger über Geheimniskrämerei
Mario Senn ist mässig zufrieden mit der Antwort, wie er auf Anfrage mitteilt. Er betont, wegen der hohen Boni in der ZKB nicht auf einem «Empörungstrip» zu sein. Gleichwohl habe er nach Gesprächen mit verschiedenen Angestellten aus der Bankbranche gemerkt, dass die variablen Vergütungen in der ZKB zu gross geworden seien.
Senn begrüsst deshalb, dass der Bankrat das Lohnsystem überprüft und den Fixlohnanteil erhöhen will. Doch insgesamt sei er von der Antwort des Bankrates enttäuscht. Wenn es um variable Vergütungen gehe, antworte dieser genau gleich wie andere private Grossunternehmen und verstecke sich hinter dem Geschäftsgeheimnis. Dies stört Senn.
«Die ZKB ist als Staatsbank ein Sonderfall und muss sich Fragen, wie ich sie gestellt habe, gefallen lassen.»
Immerhin präsentiere sich die ZKB stets als transparent und korrekt. Vom Ruf der soliden Bank profitiere sie massiv. Ihm habe sie auch ihren Geschäftserfolg zu verdanken. «Die ZKB ist als Staatsbank ein Sonderfall und muss sich Fragen, wie ich sie gestellt habe, gefallen lassen», sagt Mario Senn.
Der FDP-Kantonsrat erwartet von der Bank, dass sie die Signale aus dem Parlament ernst nimmt und die variablen Vergütungsanteile herunterfährt. Wie hoch sie in Zukunft noch sein dürfen, will Senn hingegen nicht sagen.
Ein Beispiel könnte die Raiffeisen-Bank sein. Sie zahlt seit kurzem «Erfolgsbeteiligungen», die unter zehn Prozent des regulären Lohnes betragen.
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