Zürcher Autobahnverkehr gestörtBlockade im Morgenverkehr war Nötigung
Zwei Klimaaktivisten hätten sich vor dem Zürcher Bezirksgericht verantworten müssen. Doch einer zog seine Einsprache zurück, der andere blieb dem Prozess fern.
Nach einer so genannten «Respektsviertelstunde» des Wartens entschied das Bezirksgericht am Freitagmorgen, die Verhandlung offiziell für beendet zu erklären. Der Stuhl, auf dem der 25-jährige Klimaaktivist hätte Platz nehmen müssen, war leer geblieben.
Damit wird der Strafbefehl gegen den Schaffhauser rechtskräftig. Sein 25-jähriger Mitstreiter, ebenfalls aus Schaffhausen, hatte seinen Rekurs noch in letzter Minute am Vortag zurückgezogen.
Auch sein Strafbefehl der Zürcher Staatsanwaltschaft ist damit offiziell rechtskräftig. Beide sind nun wegen Nötigung vorbestraft und erhalten bedingte Geldstrafen von 15 Tagessätzen zu 30 Franken.
Autobahnabfahrt blockiert
Die zwei Aktivisten von «Renovate Switzerland» waren am 19. Juni diesen Jahres an der Blockade der Autobahnabfahrt Bernerstrasse Süd in Zürich-Altstetten beteiligt. Einer der beiden klebte sich dabei die Hand auf dem Boden fest. Die Polizei musste ihn mit Öl ablösen.
Es war das erste Mal, dass gleichzeitig zwei Zürcher Verkehrsachsen zum Erliegen gebracht wurden, denn zur gleichen Zeit blockierte eine zweite «Renovate»-Gruppe die Autobahnabfahrt Sihlhochstrasse der A3.
Diese Doppel-Aktion führte zu einem grösseren Rückstau im Morgenverkehr und zahlreichen verärgerten Pendlerinnen und Pendlern. Zu Handgreiflichkeiten kam es jedoch nicht.
Kantonspolizei will Kosten verrechnen
Die Kantonspolizei nahm vier Aktivistinnen und Aktivisten fest, darunter die beiden Beschuldigten, die Stadtpolizei verhaftete drei Personen. Die Kantonspolizei, die für die Räumung der Bernerstrasse Süd verantwortlich war, kündigte damals an, die Kosten für diesen Einsatz den Aktivisten zu verrechnen.
Die Verfügung dazu sei inzwischen erlassen worden, hiess es bei der Kantonspolizei auf Anfrage. Allerdings ist sie noch nicht rechtskräftig, die Aktivisten können sie noch anfechten. Geld hat der Kanton bisher also nicht gesehen.
Die Stadt, welche die Blockade bei der A3 räumte, sah von einer Weiterverrechnung bisher ab, weil diese Arbeit ihrer Ansicht nach zum Grundauftrag der Polizei gehöre.
Ob Einsatzkosten für Klimaaktivisten und andere Demonstranten weiterverrechnet werden sollen, sorgt im Kanton Zürich auf politischer Ebene seit längerer Zeit für Diskussionen. Bald kann das Volk darüber entscheiden, in Form der «Anti-Chaoten»-Initiative der SVP sowie einem etwas gemässigteren Gegenvorschlag des Kantonsrats.
SDA
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