Baustelle ÜberzahlspielDer ZSC versucht, den Gegner zu verwirren – und verwirrt sich selbst
Der Leader will sich mit Blick auf das Playoff neu erfinden, verliert bei den Lakers aber 2:4. Den St. Gallern gelingt, wofür der ZSC 10 Spiele benötigte: 2 Powerplay-Tore.
Ein Zürcher hatte auch nach der Partie in Rapperswil-Jona ein Lächeln auf den Lippen: Robin Zumbühl. Nicht, dass dem 25-Jährigen die Niederlage gleichgültig gewesen wäre. Doch die Freude darüber, zum neunten Mal von Beginn an im Tor gestanden zu haben, schien zu überwiegen. «Ich bin einfach glücklich, ich habe immer davon geträumt», schwärmte Zumbühl.
Eigentlich hätte der gelernte Sanitärinstallateur die Saison bei den GCK Lions bestreiten sollen. Jeffrey Meier sollte als Back-up hinter Simon Hrubec fungieren. Doch nachdem sich Meier in einem Trainingsspiel im September am Knie verletzt hatte, verzichtete der ZSC darauf, auf dem Transfermarkt tätig zu werden – und setzte stattdessen auf Zumbühl. Das Eigengewächs spielte zuvor keine Rolle, kam in den letzten beiden Spielzeiten nur zu zwei Teileinsätzen.
«Als Marc Crawford verpflichtet wurde, wusste ich bereits, dass er auf Junge setzen wird», sagt der Urdorfer. «Meine Hoffnungen waren gestiegen.» Zumbühl kam bereits in den ersten Spielen der Saison zum Einsatz, führte das Team sowohl in Lugano als auch in Lausanne zum Sieg. Früher fieberte er als Zuschauer von der Tribüne aus mit. Nun teilt er die Kabine mit den Stars. «Ein tolles Gefühl», schwärmt der italienisch-schweizerische Doppelbürger, der seinen Vertrag beim ZSC letzte Woche um eine Spielzeit verlängert hat.
In seinen ersten acht Einsätzen kassierte Zumbühl durchschnittlich zwei Tore pro Spiel. Am Samstag waren es gleich vier. Beim 1:1, das nur 22 Sekunden nach dem Zürcher Führungstreffer fiel, prallte die Scheibe unglücklich vom Plexiglas zurück, sodass Zumbühl im Nachsetzen keine Chance mehr hatte. Beim 2:4 wurde der Torwart dann von einem Distanzschuss bezwungen. Doch an Zumbühl lag es nicht, dass der ZSC, bei dem der 19-jährige Benjamin Quinn sein NL-Debüt gab, nach sieben Partien ohne Punkte blieb.
«Auch Torhüter brauchen Spielpraxis, um sich entwickeln zu können. Bekommt Zumbi das Vertrauen, kann er gut werden», hält Denis Malgin fest. «Das Problem war, dass wir uns zu viele Strafen leisteten und die Powerplays nicht nutzten.»
In den letzten zehn Spielen gelangen dem ZSC in Überzahl nur noch zwei Treffer. Gemessen an der Qualität des Teams eine miserable Ausbeute. Die Lions stellen lediglich das siebtbeste Powerplay der Liga. Denis Malgin blieb am Samstag mehrfach nur ein ungläubiges Kopfschütteln. «Das galt nicht der Mannschaft. Ich habe nicht die richtigen Entscheidungen getroffen», versichert der Topskorer, der seine Saisontore 17 und 18 erzielte.
Das Überzahlspiel habe zunächst funktioniert. Doch: «Du musst den Gegner verwirren können, du kannst nicht immer dasselbe tun, du brauchst verschiedene Varianten», erklärt der Stürmer. «Wir probieren derzeit etwas Neues. Doch vielleicht müssen wir ehrlich sein und uns die Frage stellen, was funktioniert, und darauf aufbauen.» Einen Monat vor Playoff-Beginn neue Varianten einzustudieren, sei dagegen kein Problem. «Wir verfügen über genügend gute Spieler. Wir müssen es einfach hinbekommen.»
Nach der Nationalmannschaftspause hat sich der ZSC das Ziel gesetzt, die letzten sieben Begegnungen wie eine Playoff-Serie anzugehen. Malgin: «Wir sind uns bewusst, dass im Playoff alle mit grosser Intensität gegen uns spielen werden. Daher müssen wir uns darauf vorbereiten.» Nach dem 4:1-Heimsieg gegen Bern und der Niederlage bei den Lakers steht es in der imaginären Playoff-Serie also 1:1. Am Freitag folgt das Duell beim Tabellenletzten Ajoie.
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