Die 7. Spiele im Playoff-FinalDas sind die verrücktesten Geschichten im Kampf um den Titel
ZSC Lions oder Lausanne – am Dienstag entscheidet sich, wer Schweizer Meister wird. Ein Rückblick auf acht entscheidende Finalspiele voller Emotionen, Wendungen und Dramen.

Zahlen lügen nicht. Kommt es im Playoff zu einem 7. Spiel, dann greift der Heimvorteil: In bislang 43 «Finalissimas» in der NL(A) gewann 35-mal der Gastgeber. Die gewohnte Umgebung, dazu das Publikum im Rücken – das kann einem Team den Extra-Boost geben.
Können die ZSC Lions also den Champagner kühl stellen? Nein. Vier dieser lediglich acht Auswärtssiege kamen in einem Final zustande – und ausgerechnet die Zürcher sind Experten in Sachen Meisterfeier in der Fremde.
2001: Lugano - ZSC Lions 1:2 n.V. Samuelsson wird zum Meister-Helden

Eigentlich spricht alles gegen den ZSC: Nach vier Spielen und drei klaren Niederlagen liegt er 1:3 zurück. Doch dann gewinnen die Zürcher 6:3 in Lugano und 5:1 zu Hause. Also kommt es in der brodelnden Resega zur «Belle». 1:1 steht es nach drei Dritteln, als die Stunde von Morgan Samuelsson schlägt. Der im letzten Jahr verstorbene ZSC-Schwede trifft nach 70:07 Minuten und einem schnellen Konter präzise zum 2:1.
Feiern können die Zürcher danach nicht wirklich. Weil es zu Tumulten in der Resega kommt, müssen sie mit dem Pokal in die Garderobe fliehen.
2007: Davos - Bern 1:0. Als ein einziges Tor reicht

Der bislang einzige Final mit sieben Heimsiegen – es ist fast schon «langweilig»: 3:2, 4:0, 3:1, 3:2, 3:1, 2:1, 1:0. Das Auswärtsteam trifft nur siebenmal in sieben Spielen. Ja, es liegt nie in Führung – egal, ob in Davos oder in Bern.
In Spiel 7 reicht dann ein einziges, spätes Tor: Robin Leblanc trifft in der 45. Minute ins Lattenkreuz und beschert dem HCD damit den 28. Meistertitel.
2009: Kloten - Davos 1:2. Ein Marathon für die Geschichtsbücher

Es ist ein Marathon zum Triumph. Davos benötigt im Viertelfinal gegen Lugano sieben Spiele, weil es eine 3:1-Führung verspielt. Im Halbfinal gegen Gottéron muss der HCD dann ein 1:3 wenden. Ganz anders Kloten, das mit zwei 4:0-Serien in den Final einzieht und entsprechend favorisiert ist.
Nachdem die Davoser Spiel 6 zu Hause mit 0:1 nach Verlängerung verlieren, müssen sie zwei Tage später in der «Belle» schon früh zwei volle Minuten in doppelter Unterzahl überstehen. Doch Kloten nutzt diese goldene Chance nicht. Davos gewinnt 2:1 – nicht zuletzt dank eines überragenden Leonardo Genoni. Es ist das einzige Mal, dass der Meister für den Titel 21 Spiele benötigt.
2010: Bern - Servette 4:1. Als der Stern eines Grossen aufgeht

Das 7. Final-Spiel ist ein Schaulaufen für die Berner. Servette geht zwar nach nur 80 Sekunden in Führung, Bern reagiert allerdings vehement und liegt nach gut 21 Minuten bereits 3:1 vorne. Weitaus mehr Drama boten die sechs vorangegangenen Spiele: Dreimal ging es in die Overtime, zudem gab der SCB eine 3:1-Führung in der Serie preis.
Bei den Bernern sorgt ein 19-Jähriger für Aufsehen, der allein im Final 7 Assists zum Titel beiträgt. Sein Name: Roman Josi.
2012: Bern - ZSC Lions 1:2. McCarthy trifft mitten ins Berner Herz

Apropos Drama: In den Spielen 3 (0:3) und 4 (0:2) bringen die ZSC Lions gegen den SCB nicht einmal mehr Tore zustande. Ein Overtime-Treffer von Mathias Seger in Spiel 5 in Bern zum 2:1 leitet die Wende ein. Spiel 6 gewinnen die Zürcher zu Hause 6:3, und dann kommt diese denkwürdige «Finalissima».
Als sich alle schon nägelkauend auf die Overtime freuen, trifft ZSC-Verteidiger Steve McCarthy mit seinem ersten Playoff-Tor 2,5 Sekunden vor Schluss zum 1:2. Der Treffer ist umstritten, da eine mögliche Goaliebehinderung von Andres Ambühl an Marco Bührer vorliegt – doch nach langer Videokonsultation gibt Schiedsrichter Danny Kurmann den Treffer.
2018: Lugano - ZSC Lions 0:2. Wieder spielen die Zürcher Party-Crasher

Alles spricht vor der «Belle» in Lugano für die Gastgeber – schliesslich verspielten die Zürcher eine 3:1-Führung. Aber der ZSC vermiest den Tessinern die Party. Patrick Geering gelingt das Meistertor schon nach sieben Minuten, Rolands Kenins trifft 20 Sekunden vor Schluss ins verlassene Gehäuse zum Schlussresultat.
Verrückt: Den Lions genügen in dieser Serie zwei Tore gegen Luganos Goalie Elvis Merzlikins für zwei Auswärtssiege. Die vier Spiele in Lugano aus ZSC-Optik: 1:0, 0:3, 0:4, 2:0.
2022: Zug - ZSC Lions 3:1. Die grosse Wende des EVZ

Wieder spielen die ZSC Lions die Hauptrolle – doch dieses Mal ohne Happy End. 3:0 führen sie im Playoff-Final gegen den EVZ, nie hat sich ein Team mit einer solchen Ausgangslage den Meistertitel noch nehmen lassen.
Die Serie ist äusserst hochstehend und eng: Dreimal setzt sich der ZSC mit einem Tor Differenz durch. Was die Zuger nicht beeindruckt. Angeführt von den überragenden Jan Kovar und Leonardo Genoni gleichen sie mit zwei 4:1-Siegen und einem 2:0 die Serie aus. In der «Belle» führt ein Ellenbogencheck Yannick Webers die Zürcher ins Verderben, sie verlieren nach einem frühen 1:0 schliesslich 1:3. Es ist der Anfang vom Ende für Trainer Rikard Grönborg beim ZSC.
2023: Servette - Biel 4:1. Die coolen Finnen führen Regie

Beide Teams sind auf einer Mission: Die Genfer wollen den ersten Titel der Clubgeschichte, die Bieler kämpfen für Trainer Antti Törmänen, der erneut an Krebs erkrankt ist. Es mangelt nicht an Emotionen in dieser Serie, die abgesehen von Spiel 5 (7:1 für Servette) ebenso unterhaltsam wie ausgeglichen ist.
Letztlich sorgen Servettes überragende Finnen für die Differenz. Schon nach sieben Minuten und einer Doublette Sami Vatanens ist die «Belle» vorentschieden. Teemu Hartikainen macht mit dem 4:1 im Schlussdrittel den Deckel drauf.
Dieser Artikel erschien in ähnlicher Form bereits im April 2022.
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