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Die 7. Spiele im Playoff-Final
Das sind die verrücktesten Geschichten im Kampf um den Titel

Der Leiter Spielbetrieb der Nationalliga, Willi Voegtlin, laeuft mit dem Pokal ins Stadion im fuenften Playoff Final Eishockeyspiel der National League zwischen den ZSC Lions und dem Lausanne HC, am Donnerstag, 25. April 2024, in der Swiss Life Arena in Zuerich. (KEYSTONE/Ennio Leanza)
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Zahlen lügen nicht. Kommt es im Playoff zu einem 7. Spiel, dann greift der Heimvorteil: In bislang 43 «Finalissimas» in der NL(A) gewann 35-mal der Gastgeber. Die gewohnte Umgebung, dazu das Publikum im Rücken – das kann einem Team den Extra-Boost geben.

Können die ZSC Lions also den Champagner kühl stellen? Nein. Vier dieser lediglich acht Auswärtssiege kamen in einem Final zustande – und ausgerechnet die Zürcher sind Experten in Sachen Meisterfeier in der Fremde.

2001: Lugano - ZSC Lions 1:2 n.V. Samuelsson wird zum Meister-Helden

Morgan Samuelsson von den ZSC Lions, rechts, freut sich am Samstag, 7. April 2001 in Lugano zusammen mit seinem Teamgefaehrten Claudio Micheli, in der Overtime des letzten Playoff-Finalspiels der Eishockey-NLA gegen den HC Lugano ueber das soeben erzielte Tor zum Sudden Death, was den Meistertitel fuer Zuerich bedeutet. (KEYSTONE/Alessandro della Valle) === ELECTRONIC IMAGE ===

Eigentlich spricht alles gegen den ZSC: Nach vier Spielen und drei klaren Niederlagen liegt er 1:3 zurück. Doch dann gewinnen die Zürcher 6:3 in Lugano und 5:1 zu Hause. Also kommt es in der brodelnden Resega zur «Belle». 1:1 steht es nach drei Dritteln, als die Stunde von Morgan Samuelsson schlägt. Der im letzten Jahr verstorbene ZSC-Schwede trifft nach 70:07 Minuten und einem schnellen Konter präzise zum 2:1.

Feiern können die Zürcher danach nicht wirklich. Weil es zu Tumulten in der Resega kommt, müssen sie mit dem Pokal in die Garderobe fliehen.

2007: Davos - Bern 1:0. Als ein einziges Tor reicht

Der Davoser Robin Leblanc, Torschuetze zum sieg bringenden 1:0, feiert in der Kabine mit dem Meisterpokal, nach dem siebten Playoff Eishockey Meisterschaftsspiel der Nationalliga A zwischen dem HC Davos und dem SC Bern, am Montag, 9. April 2007 in Davos. (KEYSTONE/PHOTOPRESS/Arno Balzarini)

Der bislang einzige Final mit sieben Heimsiegen – es ist fast schon «langweilig»: 3:2, 4:0, 3:1, 3:2, 3:1, 2:1, 1:0. Das Auswärtsteam trifft nur siebenmal in sieben Spielen. Ja, es liegt nie in Führung – egal, ob in Davos oder in Bern.

In Spiel 7 reicht dann ein einziges, spätes Tor: Robin Leblanc trifft in der 45. Minute ins Lattenkreuz und beschert dem HCD damit den 28. Meistertitel.

2009: Kloten - Davos 1:2. Ein Marathon für die Geschichtsbücher

Der Davoser Jubel nach dem Titelgewinn im siebten Playoff Finalspiel der zwischen den Kloten Flyers und dem HC Davos, am Montag, 13. April 2009, in der Kolping Arena in Kloten. (KEYSTONE/Photopress/Gabi Mueller)

Es ist ein Marathon zum Triumph. Davos benötigt im Viertelfinal gegen Lugano sieben Spiele, weil es eine 3:1-Führung verspielt. Im Halbfinal gegen Gottéron muss der HCD dann ein 1:3 wenden. Ganz anders Kloten, das mit zwei 4:0-Serien in den Final einzieht und entsprechend favorisiert ist.

Nachdem die Davoser Spiel 6 zu Hause mit 0:1 nach Verlängerung verlieren, müssen sie zwei Tage später in der «Belle» schon früh zwei volle Minuten in doppelter Unterzahl überstehen. Doch Kloten nutzt diese goldene Chance nicht. Davos gewinnt 2:1 – nicht zuletzt dank eines überragenden Leonardo Genoni. Es ist das einzige Mal, dass der Meister für den Titel 21 Spiele benötigt.

2010: Bern - Servette 4:1. Als der Stern eines Grossen aufgeht

Bern Verteidiger Roman Josi, Mitte, waelzt sich als Schweizer Meister mit einem Teammate auf dem Eis, nachdem der SCB das 7. Eishockey Playoff Finalspiel der National League A zwischen dem SC Bern und dem Geneve-Servette HC gewinnen konnte, am Samstag, 24. April 2010, in der PostFinance Arena in Bern. (KEYSTONE/Peter Schneider)

Das 7. Final-Spiel ist ein Schaulaufen für die Berner. Servette geht zwar nach nur 80 Sekunden in Führung, Bern reagiert allerdings vehement und liegt nach gut 21 Minuten bereits 3:1 vorne. Weitaus mehr Drama boten die sechs vorangegangenen Spiele: Dreimal ging es in die Overtime, zudem gab der SCB eine 3:1-Führung in der Serie preis.

Bei den Bernern sorgt ein 19-Jähriger für Aufsehen, der allein im Final 7 Assists zum Titel beiträgt. Sein Name: Roman Josi.

2012: Bern - ZSC Lions 1:2. McCarthy trifft mitten ins Berner Herz

Von links: Die ZSC Spieler Ari Sulander, Steve McCarthy und Jeff Tambellini nach dem siebten Playoff-Finalspiel der National League A zwischen dem SC Bern und den ZSC Lions am Dienstag, 17. April 2012 in der Postfinance-Arena in Bern. (KEYSTONE/Peter Klaunzer)

Apropos Drama: In den Spielen 3 (0:3) und 4 (0:2) bringen die ZSC Lions gegen den SCB nicht einmal mehr Tore zustande. Ein Overtime-Treffer von Mathias Seger in Spiel 5 in Bern zum 2:1 leitet die Wende ein. Spiel 6 gewinnen die Zürcher zu Hause 6:3, und dann kommt diese denkwürdige «Finalissima».

Als sich alle schon nägelkauend auf die Overtime freuen, trifft ZSC-Verteidiger Steve McCarthy mit seinem ersten Playoff-Tor 2,5 Sekunden vor Schluss zum 1:2. Der Treffer ist umstritten, da eine mögliche Goaliebehinderung von Andres Ambühl an Marco Bührer vorliegt – doch nach langer Videokonsultation gibt Schiedsrichter Danny Kurmann den Treffer.

2018: Lugano - ZSC Lions 0:2. Wieder spielen die Zürcher Party-Crasher

Zurich's player Mathias Seger celebrates winning the Swiss championship title, after the seventh match of the playoff final of the National League of the ice hockey Swiss Championship between the HC Lugano and the ZSC Lions, at the ice stadium Resega in Lugano, on Friday, April 27, 2018. (KEYSTONE/Ti-Press/Pablo Gianinazzi)

Alles spricht vor der «Belle» in Lugano für die Gastgeber – schliesslich verspielten die Zürcher eine 3:1-Führung. Aber der ZSC vermiest den Tessinern die Party. Patrick Geering gelingt das Meistertor schon nach sieben Minuten, Rolands Kenins trifft 20 Sekunden vor Schluss ins verlassene Gehäuse zum Schlussresultat.

Verrückt: Den Lions genügen in dieser Serie zwei Tore gegen Luganos Goalie Elvis Merzlikins für zwei Auswärtssiege. Die vier Spiele in Lugano aus ZSC-Optik: 1:0, 0:3, 0:4, 2:0.

2022: Zug - ZSC Lions 3:1. Die grosse Wende des EVZ

Die Zuger feiern den Schweizermeister Titel beim Eishockey Playoff-Finalspiel, Spiel 7, der National League zwischen dem EV Zug und den ZSC Lions am Sonntag, 1. Mai 2022 in Zug. (KEYSTONE/Urs Flueeler).

Wieder spielen die ZSC Lions die Hauptrolle – doch dieses Mal ohne Happy End. 3:0 führen sie im Playoff-Final gegen den EVZ, nie hat sich ein Team mit einer solchen Ausgangslage den Meistertitel noch nehmen lassen.

Die Serie ist äusserst hochstehend und eng: Dreimal setzt sich der ZSC mit einem Tor Differenz durch. Was die Zuger nicht beeindruckt. Angeführt von den überragenden Jan Kovar und Leonardo Genoni gleichen sie mit zwei 4:1-Siegen und einem 2:0 die Serie aus. In der «Belle» führt ein Ellenbogencheck Yannick Webers die Zürcher ins Verderben, sie verlieren nach einem frühen 1:0 schliesslich 1:3. Es ist der Anfang vom Ende für Trainer Rikard Grönborg beim ZSC.

2023: Servette - Biel 4:1. Die coolen Finnen führen Regie

Geneve-Servette's defender Sami Vatanen, 2nd left, celebrates his goal with his teammates Geneve-Servette's defender Henrik Toemmernes #7, Geneve-Servette's forward Linus Omark #67 and Geneve-Servette's forward Teemu Hartikainen #70 after scoring the 1:0, during the seventh and final leg of the ice hockey National League Swiss Championship final playoff game between Geneve-Servette HC and EHC Biel-Bienne at the ice stadium Les Vernets, in Geneva, Switzerland, Thursday, April 27, 2023. (KEYSTONE/Salvatore Di Nolfi)

Beide Teams sind auf einer Mission: Die Genfer wollen den ersten Titel der Clubgeschichte, die Bieler kämpfen für Trainer Antti Törmänen, der erneut an Krebs erkrankt ist. Es mangelt nicht an Emotionen in dieser Serie, die abgesehen von Spiel 5 (7:1 für Servette) ebenso unterhaltsam wie ausgeglichen ist.

Letztlich sorgen Servettes überragende Finnen für die Differenz. Schon nach sieben Minuten und einer Doublette Sami Vatanens ist die «Belle» vorentschieden. Teemu Hartikainen macht mit dem 4:1 im Schlussdrittel den Deckel drauf.

Dieser Artikel erschien in ähnlicher Form bereits im April 2022.