ZSC Lions vor FinaleinzugNun will der ZSC die Schweizer Hockeylegende in Pension schicken
Mit einem Sieg am Donnerstag in Davos können die Zürcher in den Final einziehen und die nationale Karriere von Andres Ambühl beenden. Auf seine 20. WM darf der 41-Jährige aber in jedem Fall hoffen.

- Willy Riedi entwickelt sich im Playoff zum physisch dominanten Schlüsselspieler beim ZSC.
- Die ZSC Lions wollen in Davos ihrer Playoff-Auswärtsschwäche trotzen.
- Für Andres Ambühl könnte das 1322. Ligaspiel das letzte sein.
- Nationaltrainer Fischer stellt dem Rekordmann aber WM-Einsätze nach Playoff-Ende in Aussicht.
Willy Riedi ist eine der Playoff-Entdeckungen bei den ZSC Lions. Beim kräftigen Hünen fragte man sich zuweilen, wieso er seinen Körper nicht noch mehr einsetzt. Nun tut er das im Playoff konsequent und gewinnt nicht nur viele Zweikämpfe, sondern steuert auch wichtige Tore bei. Am Dienstag beim 3:0 in Spiel 5 gegen Davos das wegweisende 1:0, das die zuvor verkrampften Zürcher befreite. Danach waren sie wie verwandelt und zogen wieder ihr Tempohockey auf.
Als ein Reporter später vor der ZSC-Garderobe den 26-Jährigen fragte, ob es nicht unanständig sei, dass die Zürcher am Donnerstag die Karriere von Andres Ambühl beenden möchten, löste Riedi auch diese Aufgabe souverän. Er überlegte kurz und sagte dann: «Nein, das ist es nicht. Wir spielen alle, um zu gewinnen. Ambühl spielt, um zu gewinnen, wir auch. Da darfst du auf niemanden Rücksicht nehmen, sonst beisst es dich in den Hintern.»
ZSC-Captain Geering zeigt Bewunderung für Andres Ambühl
In einer Serie mit bisher fünf Heimsiegen haben die Davoser am Donnerstag durch das drohende Karriereende Ambühls nach 1322 Ligaspielen eine zusätzliche Motivationsspritze. «Er ist immer noch ein Duracell-Hase», sagt ZSC-Captain Patrick Geering bewundernd. «Er wird alles auf dem Eis lassen. Das zeichnet ihn aus seit über 20 Jahren.» Auch Marc Wiesers Karriere wäre bei einer HCD-Niederlage vorbei.
Doch eben: So weit ist es noch lange nicht. So eindrücklich die Zürcher Heimserie ist mit inzwischen 14 Playoff-Siegen in Folge in der Swiss-Life-Arena, so schwer taten sie sich in der Fremde. Sechs der letzten sieben Playoff-Auswärtsspiele haben sie verloren.

Wie erklärt sich Riedi diese Diskrepanz? «Wenn wir eine Antwort hätten, würde uns das nicht passieren», sagt er. «Die Vorbereitung ist bei Heimspielen sicher ein Stück besser. Man kann sich vor dem Spiel entspannen und muss nicht in den Car sitzen. Und zu Hause wird jede gute Aktion von den Fans gefeiert. Das peitscht die Heimmannschaft an. Es sind Details, die in ihrer Summe den Unterschied machen.»
Prügelei am Schluss: Geering geht auf Chris Egli los
Die Vorbereitung auf Spiel 6 begann schon mit der letzten Aktion am Dienstag, als Geering in den Schlusssekunden den Puck an der Bande blockierte und ihn Chris Egli checkte. Der ZSC-Captain nahm sich den Davoser danach zur Brust und bedeutete ihm mit ein paar Faustschlägen, wie wenig er von dieser Aktion hielt.
Minuten später war Geering schon wieder ganz ruhig und sagte: «Wäre ich Egli gewesen, hätte ich das Gleiche getan. Ich hätte auch den Check fertiggemacht, um ein Zeichen zu setzen. Ich war nicht so blauäugig, zu glauben, ich könnte den Puck abdecken und würde nicht angegangen. Er probierte, Emotionen zu wecken für sein Team im Hinblick aufs nächste Spiel. Und ich setzte auch ein Zeichen. So geht das im Playoff.»
Der 35-Jährige spielt ein exzellentes Playoff, begeht kaum Fehler, hält sein Spiel einfach und gewinnt fast alle Zweikämpfe. Mit seiner Plus-10-Bilanz führt er die Liga im Playoff ex aequo mit Freiburgs Marcus Sörensen an. Kurz: Wenn Geering auf dem Eis steht, passieren oft gute Dinge für die ZSC Lions. Das sieht auch Coach Marco Bayer so. Kam der Captain in der Regular Season auf knapp 17 Minuten Eiszeit pro Spiel, sind es nun im Playoff über 20 Minuten. «Geering ist sehr wertvoll für die Mannschaft», lobt ihn Bayer.
ZSC Lions: Dem HCD keine Geschenke mehr machen
Für Geering ist klar, was der Schlüssel für einen Auswärtssieg ist: «Wir dürfen den Davosern keine Geschenke mehr machen. Natürlich probieren sie, uns zu Fehlern zu zwingen. Aber einige Tore hätten nicht sein müssen.» Fünf der sieben Gegentore in Davos in den ersten beiden Spielen (3:4, 1:3) fielen nach Puckverlusten in der eigenen Zone. Geering sagt: «Ich habe das Gefühl, dass das Team mit dem besseren Forechecking das Spiel gewinnen wird.»
Sollten das die ZSC Lions sein, wäre es übrigens noch nicht das letzte Spiel in der gloriosen Karriere des Andres Ambühl. Nationalcoach Patrick Fischer sagte am Rande der Partie in der Swiss-Life-Arena, dass er dem 41-Jährigen eine Chance geben werde, sich in den Testspielen für die WM zu empfehlen.
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