ZSC Lions gewinnen Champions League«Wer dieses Spiel nicht gesehen hat, hat etwas verpasst»
Die Zürcher waren auf dem Weg zum Champions-League-Titel nicht zu stoppen, trotz der im Team grassierenden Magen-Darm-Grippe. Die Stimmen der Hockey-Helden zu einem unvergesslichen Abend.

- Die ZSC Lions schlagen Färjestad im Final der Champions League 2:1.
- Sven Andrighetto ist der Matchwinner im grossen Spiel.
- Auch durch eine Magen-Darm-Grippe liessen sich die Zürcher nicht stoppen.
- Coach Marco Bayer dachte in der Stunde des Triumphs an Vorgänger Marc Crawford.
Am Tag vor dem Champions-League-Final schwante ZSC-Teamarzt Gery Büsser Böses. Ein halbes Dutzend der Zürcher Spieler lag mit einer Magen-Darm-Grippe im Bett, einige andere waren sonst angeschlagen. Aber, o Wunder: Am Dienstagabend waren sie alle wieder fit. Oder zumindest einsatzfähig. Grosse Spiele sind eben die beste Medizin.
Ein Zürcher Verteidiger musste sich in einer Pause des Finals übergeben, doch er biss sich durch. Und dann hatten die ZSC Lions ja noch Simon Hrubec, der den Vorsprung in der turbulenten Schlussphase festhielt und bei den Festivitäten danach den mächtigen Pokal. Keiner seiner Teamkollegen wagte es, diesen dem Tschechen streitig zu machen.
Keine ausgelassene Feier – noch nicht
Die Feier war nach dem hart erkämpften 2:1 über Färjestad nicht so ausgelassen wie nach dem 2:0 im siebten Playoff-Finalspiel gegen Lausanne. Die Zürcher Helden wirkten müde. Vielleicht werden sie erst im Sommer, wenn sie an einem Strand liegen oder in den Bergen ausspannen, so richtig realisieren, was sie geschafft haben.
«Wir haben eine extrem harte Phase hinter uns», sagte Coach Marco Bayer. «Wir hatten Kranke, Verletzte, konnten praktisch nie mit dem vollen Kader spielen. Aber wenn wir alle an Bord haben, sind wir stark. Das hat man jetzt gesehen. Und es war wunderschön, zu erleben, wie solidarisch die Mannschaft aufgetreten ist. Wer dieses Spiel nicht gesehen hat, hat etwas verpasst. Das war europäisches Topniveau mit einer unglaublichen Intensität.»

Aus dem starken Kollektiv ragte Sven Andrighetto heraus. Der Flügel schoss im Final seine Tore neun und zehn in der diesjährigen Champions-League-Kampagne und schloss sie mit 22 Punkten (aus 12 Spielen) und als wertvollster Spieler ab.
Als die ZSC Lions 2009 mit einem 5:0 über Magnitogorsk in Rapperswil-Jona erstmals die Champions League gewonnen hatten, hatte das Andrighetto als 15-Jähriger beim Public Viewing im Hallenstadion verfolgt. Diesmal war er mittendrin. «Jetzt haben wir den Kübel wieder nach Zürich geholt», sagte er mit einem breiten Strahlen.

Als Einziger aus dem aktuellen Team war 2009 schon Captain Patrick Geering dabei gewesen. Die ZSC Lions luden die Sieger von damals zum Final gegen Färjestad ein, Ari Sulander reiste sogar aus Finnland an. Auch Geering bekam ein Mail mit der Einladung fürs Essen vor dem Spiel. «Zum Glück landete das Mail im Spam», sagte er schmunzelnd. «Ich glaube, die Jungs hatten auch ohne mich einen guten Abend. Ich war lieber auf dem Eis.»
Coach Marco Bayer vergass in der Stunde des Triumphs seinen Vorgänger Marc Crawford nicht. Der Kanadier hatte in der Altjahrswoche seinen Job wegen eines Burn-outs niedergelegt und erholt sich nun im fernen Vancouver. «Crawford hat einen grossen Anteil daran, was wir heute erreicht haben», sagte Bayer. «Ich durfte im Halbfinal gegen Servette übernehmen. Aber bis da war er in der Verantwortung gestanden. Er hat eine exzellente Vorarbeit geleistet, und wir sind immer noch ab und zu in Kontakt.»

Obschon es bereits am Samstag mit dem Spiel in Zug weitergeht, dieser Titel müsse gefeiert werden, sagte Bayer. «Jetzt ist der Moment, um schnell Druck abzulassen. Auch ich werde ein, zwei Bierchen trinken.» Die Spieler haben am Mittwoch und Donnerstag frei, am Freitag geht es wieder an die Arbeit. «Die Reise geht weiter», sagte Bayer. «Wir wollen noch Rang 1 in der Meisterschaft, um eine gute Ausgangslage fürs Playoff zu haben.»
2009 gelang es den ZSC Lions nicht mehr, nach dem Champions-League-Titel nochmals die Spannung aufzubauen. Sie scheiterten als Zweite der Qualifikation im Viertelfinal mit 0:4 an Fribourg. Er werde versuchen, dafür zu sorgen, dass das nicht wieder passiere, sagte Geering.
Sportchef Sven Leuenberger räumte ein, dass es keine einfache Aufgabe sei – und fügte schmunzelnd an: «Aber wir haben ja Anfang Saison gesagt, dass wir dieses Jahr zwei Titel gewinnen möchten. Stand jetzt sind wir immer noch im Rennen.»

Die Champions-League-Titel von Servette und den ZSC Lions würden für die Schweizer Liga sprechen, sagte Leuenberger. Er zeigte sich beeindruckt von der Physis der Spieler Färjestads und lobte die geschlossene Teamleistung seiner Zürcher: «Heute lief der Puck für uns. Aber wir haben uns unser Glück auch verdient.»
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