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Glosse
«Wollte schon immer in die EU»

Ein Mann mit vielen Ansichten: Christoph Blocher, fotografiert in seinem Büro in Männedorf
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«Völkerrecht steht über Bundesrecht», «Wir müssen die Grenzen öffnen», «Wilhelm Tell war ein Sauhund», «Ich schäme mich für jede Folge von Tele Blocher»: Nachdem Christoph Blocher Anspruch auf seine Rente als Bundesrat erhoben hat, sind plötzlich alle möglichen Aussagen aus dem Mund des SVP-Doyens denkbar.

Hier fünf weitere Schlagzeilen und Interviewaussagen, die wir vielleicht in den nächsten Monaten zu lesen bekommen:

1. «Abwahl aus dem Bundesrat war ein Glücksfall»

«Silvia war nie so richtig glücklich, als ich im Bundesrat war. Auch ich sehe heute in meiner Abwahl nur Positives: 2,77 Millionen Franken, so viel habe ich mit keinem meiner Geschäfte ohne jeglichen Zusatzaufwand verdient. Es gibt ein schönes Sprüchlein, das hierzu passt: Hüt en Rappe, morn än Rappe, git e schöni Zippfelchappe. Im Übrigen fordere ich auch noch mein Recht gegenüber Maria ein, die mir in der Primarschule auf dem Schulweg den Zötteler meiner Zipfelchappe abriss und mir im Herbst darauf einen Sugus aus dem Schulthek klaute. Beides will ich zurück: den Zötteler und den Sugus. Das steht mir zu.»

2. «Wollte schon immer in die EU»

«Jede Zeit kennt ihre besonderen Gefahren. Mein Leben lang habe ich vor den fremden Vögten aus Brüssel gewarnt. Aber wie schon in der Bibel steht: Ein Jegliches hat seine Zeit. 1992 hiess es, wenn die Schweiz Nein sage zum EWR, werde später eine völlig verarmte Schweiz die EU auf den Knien bitten, ihr beitreten zu dürfen. Jetzt ist es umgekehrt: Die EU ist schwach, die Schweiz stark. Daher müssen wir nun der EU beitreten, um den Sauladen von Brüssel von innen aus aufzuräumen. Mir war schon immer klar, dass dieser Moment kommen wird. Jetzt ist es so weit. Nach dem Beitritt werde ich das EU-Präsidium übernehmen. Nicht weil ich will. Sondern weil ich will, was ich muss.»

3. «Eveline und ich heiraten im nächsten Sommer»

«Silvia und ich hatten eine intensive Ehe, langweilig wurde uns nie. Seit unserer Hochzeit im Oktober 1967, also vor über fünfzig Jahren. Ich dachte, es könnte für mich immer nur diese eine Frau geben. Aber bereits seit längerem hat es zwischen Eveline Widmer-Schlumpf und mir geknistert. Und nun werden Eveline und ich also im nächsten Sommer heiraten. Ich weiss, das kommt für viele überraschend. Auch für mich selbst. Aber auch hierzu gibt es ein schönes Sprüchlein: Was sich liebt, das neckt sich.»

4. «Albert Anker wird überschätzt»

«Erst vor einem Jahr wurde mir bewusst, dass ich eine Kunstsammlung habe. Es gibt kein Konzept, dachte ich lange. Ich habe einfach Werke gekauft, die mir gefallen. In der Nacht bin ich oft aufgestanden und habe die Bilder angeschaut: die Farben, die Konturen, den Ausdruck, die Symbolik. Eines Nachts habe ich gemerkt, dass mich vor allem das Serielle in der Kunst interessiert. Deshalb habe ich so viele Bilder von Albert Anker und Ferdinand Hodler gesammelt. Kürzlich haben mir meine Enkel ein Netflix-Abo geschenkt – und ich muss sagen: Mit einer Staffel der Serie «Games of Drones» [Herr Blocher meint «Games of Thrones», Anm. d. Red.] kann Albert Anker nicht mithalten. Wobei ich ja schon immer von Fantasiefiguren fasziniert war. So erklärt sich auch meine Begeisterung für Wilhelm Tell.»

5. «Bin den Juso beigetreten»

«Mein Bruder Gerhard war immer der Ansicht, eines Tages könne auskommen, dass ich gottvergessen geirrt habe. Aber Gerhard war auch der Überzeugung, dass ich diesen Irrtum dann selbst bemerken werde. Mein Bruder hatte wie immer recht; dieser Moment ist jetzt gekommen. Nachdem ich Jean Zieglers jüngstes Buch gelesen habe, bin ich zu Einsichten gekommen, die ich schon immer hatte: Wir müssen uns mit den Schwachen solidarisieren und den Reichtum umverteilen. Für mich ist klar, dass ich nun politisch nochmals neu beginnen muss: Ich bin vergangene Woche den Juso beigetreten. Ich hoffe, dass ich bald mit meiner neuen Partei den Kapitalismus überwinden kann. Dafür brauche ich übrigens auch die 2,77 Millionen Franken, die ich nun nachträglich vom Schweizer Staat erhalten muss, weil ich sie will.»

Für diese Glosse wurden Auszüge aus Reden und Interviews von Christoph Blocher verwendet.