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Wohnungsnot in Zürich
Zürcher Politik fordert günstige Wohnungen auf dem Josef-Areal

Drohnenbilder vom Josefareal. 13.10.23
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Es begann als Idee einer kleinen Arbeitsgruppe. Zwei Monate später ist daraus eine Forderung mit viel politischem Gewicht geworden.

SP, AL, Grüne, GLP und Mitte/EVP haben am Mittwoch im Zürcher Gemeinderat eine Motion eingereicht. Diese soll dafür sorgen, dass auf dem Josef-Areal in Zürich-West mindestens 300 gemeinnützige Wohnungen entstehen. Der Motion seien «intensive Gespräche» vorausgegangen, heisst es in einer Medienmitteilung der Links-Mitte-Allianz, die im Stadtparlament über eine Zweidrittelmehrheit verfügt.

Die Motion richtet sich gegen die Pläne des Stadtrats, insbesondere des zuständigen Hochbauvorstehers André Odermatt (SP). Der Stadtrat möchte auf dem rund 20’000 Quadratmeter grossen Areal, wo bisher eine Kehrichtverbrennungsanlage stand und das der Stadt gehört, ein Hallenbad bauen, einen Quartierpark, einen Werkhof, ein Alterszentrum mit 120 Plätzen sowie rund 135 Alterswohnungen. 

Ansonsten sollen keine Wohnungen entstehen. 

Das bemängelte die Arbeitsgruppe IG Zentrum Hardbrücke (IGZH) im Oktober. Sie schlägt zusätzlich zum Programm des Stadtrats Hunderte von gemeinnützigen Wohnungen vor. Dieses Anliegen nimmt die Motion auf. In Zürich-West liege der Wohnanteil sehr tief, heisst es in der Mitteilung. Der Bau von günstigem Wohnraum entspreche dem Bedürfnis der Zürcher Bevölkerung und trage zur Erreichung des Drittelsziels bei.

Die Haltung des Stadtrats lautete bisher: Wohnen funktioniert nicht auf dem Josef-Areal. Das Grundstück befindet sich in einer Zone für öffentliche Bauten. In einer solchen dürfen Spitäler stehen, Schulhäuser, Sportplätze und auch Alterswohnungen. Gewöhnliches Wohnen hingegen ist nicht erlaubt.

Daher fordern AL, Grüne, GLP, SP und Mitte/EVP eine Teilrevision der Bau- und Zonenordnung. Eine solche Umzonung würde die Bewilligung durch den Kanton Zürich voraussetzen. Diese werde man nicht bekommen, hiess es bis anhin beim städtischen Hochbaudepartement. Denn die Stadt müsste in diesem Fall eine Ersatzfläche für die öffentlichen Nutzungen bereitstellen. Eine solche gebe es aber nicht im Quartier. Die Befürworter zusätzlicher Wohnungen beurteilen die Situation anders.

Drohnenbilder vom Josefareal. 13.10.23

Die Motion klemmt das bisherige Vorhaben der Stadt Zürich ab, das bereits weit fortgeschritten ist. Während der letzten Jahre hat das Hochbaudepartement einen aufwendigen Planungsprozess durchgeführt, vier Veranstaltungen mit Quartierbewohnenden fanden statt. In Kürze wollte das Hochbaudepartement die Architekturwettbewerbe ausschreiben, jener für einen neuen Quartierpark läuft bereits.

Der Stadtrat argumentierte bislang, dass das Quartier hinter seinem Projekt stehe. An der letzten Partizipations-Veranstaltung Ende Oktober wünschten sich allerdings mehrere Quartiervertreterinnen und -vertreter günstige Wohnungen.

Die Motion soll nun einen Richtungsentscheid erwirken, heisst es in der Mitteilung der Allianz. Das Hochbaudepartement müsste nach deren Annahme die Planung wohl deutlich anpassen.

Das Hochbaudepartement schreibt auf Anfrage, dass die Motion Aspekte aus der vierten Dialogveranstaltung aufnehme. Diese Anliegen lasse man bereits in die weitere Entscheidungsfindung einfliessen. Einer allfälligen Bearbeitung, falls der Gemeinderat die Motion an den Stadtrat überweist, könne man nicht vorgreifen.

Die Initianten sind erfreut

Martin Hofer von der Arbeitsgruppe IG Zentrum Hardbrücke zeigt sich «sehr erfreut» über die Motion. «Wir haben keine Lobby. Aber unser Anliegen ist offenbar dringlich.» Gemäss Hofer bleiben die meisten Nutzungen, die im bisherigen Planungsprozess gewünscht worden sind, weiterhin möglich. «Mit einer hohen Dichte bietet das Grundstück Platz für bis zu 600 zusätzliche Wohnungen.» Hofer hofft, dass das Hochbaudepartement nach Annahme der Motion rasch einen Städtebauwettbewerb mit den neuen Anforderungen ausschreiben werde.