7,8 Milliarden MenschenWo die Bevölkerung am stärksten wächst – und wo sie schrumpft
Ein internationaler Vergleich zeigt, welche Länder grösser werden und welche an Bedeutung verlieren.
Die Weltbevölkerung wächst und wächst, aktuell um etwa 149 Menschen pro Minute. Inzwischen leben schon 7,8 Milliarden auf der Erde. Und gemäss den Prognosen der UNO dürfte diese Zahl in den nächsten achtzig Jahren sogar auf fast 11 Milliarden steigen.
Treiber dieser Entwicklung ist vor allem der afrikanische Kontinent. Von den 15 Ländern, die in den letzten Jahren das grösste Bevölkerungswachstum verzeichneten, liegen 13 in Afrika. Nur die beiden Spitzenplätze werden mit Bahrain und Oman von arabischen Staaten besetzt.
Hauptgrund für das rasante Wachstum in diesen Staaten ist die überdurchschnittliche Geburtenrate. In Afrika bringt eine Frau im Schnitt 4,4 Kinder zur Welt, in Europa sind es zum Vergleich gerade einmal 1,6 Kinder. Gleichzeitig ging in afrikanischen Ländern in den vergangenen Jahrzehnten die Sterberate spürbar zurück.
Beeinflusst wird das Bevölkerungswachstum auch noch von weiteren Faktoren, darunter von der Migration. In der Schweiz etwa ist die positive Rate von 0,83 Prozent in erster Linie der Einwanderung geschuldet. Im internationalen Vergleich landet sie damit nur im Mittelfeld, in Europa gehört die Schweiz aber zu den Ländern mit der grössten Zunahme.
Denn im Schnitt verzeichnet Europa mit Abstand das tiefste Wachstum aller Kontinente. Viele europäische Länder, vor allem aus dem Osten und Süden, schrumpfen sogar: In Lettland, Bulgarien und Kroatien ist der Bevölkerungsrückgang seit 2015 weltweit am grössten. Hier spielt vor allem die Abwanderung in Richtung der reicheren Länder Zentral- und Westeuropas eine wichtige Rolle.
Auch Italien verzeichnet einen Rückgang, weil die Geburtenrate inzwischen auf 1,32 Geburten pro Frau gesunken ist. Das liegt unter der sogenannten Generationen-Ausgleichsquote von 2,1 Kindern, die nötig ist, um die Sterberate auszugleichen. In den anderen Schweizer Nachbarstaaten Deutschland, Österreich und Frankreich ist die Wachstumsrate noch knapp positiv.
Doch die UNO-Prognosen sprechen eine deutliche Sprache: Europa hat seinen Peak erreicht und schrumpft schon ab diesem oder spätestens ab nächstem Jahr, weil es die tiefste Geburtenrate aller Kontinente aufweist. Auch Asien, das heute 60 Prozent aller Menschen stellt, wird an Bedeutung verlieren. Dass die Weltbevölkerung trotzdem grösser wird, liegt an Afrika, dessen Bevölkerung sich bis 2100 mehr als verdreifachen wird.
Dadurch verändert sich die Verteilung der Weltbevölkerung grundlegend. Ob auch die momentane Corona-Krise Einfluss auf das Wachstum hat, ist aus Sicht von Demografen schwierig abzuschätzen. Die benötigten Zahlen würden in den Ländern aktuell sehr unterschiedlich oder gar nicht erhoben und könnten inmitten der Pandemie nicht laufend aktualisiert werden, sagte Frank Swiaczny, Chef für Bevölkerungsentwicklung bei der UNO. Ein genaueres Bild werde man wohl erst 2021 haben.
Sicher ist laut der UNO, dass sich die Wachstumrate der Weltbevölkerung weiter verlangsamen wird. Sie nimmt seit mehr als fünfzig Jahren kontinuierlich ab. Trifft die Prognose der UNO ein, wird sie Ende dieses Jahrhunderts bei 0,1 Prozent angelangt sein. Das heisst: Das Wachstum der Weltbevölkerung wird fast zum Stillstand kommen (lesen Sie hier mehr dazu).
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