«Give Live a Chance» in DüsseldorfWird das Konzert mit 13’000 Menschen zum Eigentor?
In der Merkur-Spiel-Arena ist Anfang September ein Stadionkonzert mit 13’000 Fans geplant. Doch die Fallzahlen im Bundesland steigen. Ein Stresstest für Veranstalter wie Publikum.
Die Veranstalterbranche erwacht langsam aus dem Corona-Stillstand. Während in der Schweiz ab Oktober Events in Sport, Kultur und Religion mit über 1000 Menschen im Publikum unter «strengen» Auflagen wieder erlaubt sein sollen, sind in Deutschland bereits erste Grosskonzerte geplant.
«Give Live a Chance» heisst die Versuchsanordnung, unter der am 4. September in der Merkur-Spiel-Arena in Düsseldorf Acts wie Sarah Connor, Bryan Adams, Michael Mittermeier und The Boss Hoss auftreten sollen. Das Stadion fasst 54’000 Menschen bei Vollauslastung, fürs Corona-Konzert sollen 13’000 hineingelassen werden.
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Das Ziel der Veranstalter ist ambitioniert, der Versuch notwendig: Sie wollen zeigen, dass eine Grossveranstaltung «in dieser Zeit möglich ist, unter der Voraussetzung der Einhaltung der besonderen Sars-Cov-2-Infektionsschutzverordnung sowie umfassender begleitender Hygiene- und Abstandsregeln». Die Massnahmen konkret: Maskenpflicht, Alkoholverbot, zeitlich abgestufter Einlass und Sitzplätze, die man möglichst nicht verlassen soll.
Entscheid fällt vier Tage vor dem Event
Die Ausrichtung der ersten Grossevents wird wegweisend werden. Es gehe jetzt darum, das Vertrauen des Publikums zurückzugewinnen, erklärte Stefan Breitenmoser, Geschäftsführer des Schweizer Veranstalterverbands SMPA, nach dem Bundesratsentscheid. Jetzt droht das gut gemeinte Experiment in Düsseldorf zum Eigentor für die Initianten zu werden. Denn im Bundesland Nordrhein-Westfalen steigen die Corona-Fallzahlen, Düsseldorf hat aktuell die zweithöchsten Infektionswerte in Deutschland.
In einer am Donnerstag verschickten Medienmitteilung äussern sich die zuständigen Politiker und Veranstalter Livenation nun zur Lage. Die Bestandesaufnahme ist eindeutig: «Solange sich Inzidenz und Infektionsgeschehen auf hohem Niveau bewegen, wird eine Musikveranstaltung in dieser Grössenordnung nicht stattfinden können», sagt NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann.
Man werde die Lage weiter beobachten und bis spätestens 31. August – vier Tage vor dem geplanten Event – einen definitiven Entscheid fällen, ob der Anlass stattfinden kann. Der Vorverkauf laufe weiter. Wie viele Tickets bisher verkauft wurden, wurde nicht kommuniziert. Auch Musikerin Sarah Connor hat sich via Instagram gemeldet: «Ich verstehe eure Bedenken», schreibt sie. Doch: Die Branche leide extrem. Man müsse neue Konzepte entwickeln und ausprobieren.
Livenation-Chef Marek Lieberberg sagt, dass die Zusammenarbeit zwischen Veranstalter und lokaler Regierung «der Kultur eine Chance» gebe und dass «Künstler, Fans und Veranstalter damit leben» könnten. Das laufende «Give Live a Chance»-Experiment zeigt die Problematik auf, die künftigen Events drohen kann: Der planerische Aufwand ist schon im Vorfeld immens – und die Unsicherheit ebenfalls, für Veranstalter wie Publikum.
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