AboInterview zur Wohnungsnot«Wir müssen unsere Platzbedürfnisse komplett überdenken»
Die Wohnungskrise sei eine demokratische Krise, sagt die Stadtforscherin Hanna Hilbrandt – auch weil die Verdrängung das Zusammenleben von verschiedenen Bevölkerungsgruppen gefährde.
Frau Hilbrandt, eine neue ETH-Studie zeigt, dass Besserverdienende in Zürich Arme, Ausländer und Alleinerziehende verdrängen. Leben wir in einer Verdrängungskrise?
Diese wichtige Studie zeigt deutlich, wie gross die Dimension der Verdrängung ist. Ausserdem konnten die Autoren und Autorinnen nun erstmals zeigen, dass vor allem prekäre Bevölkerungsgruppen, also Menschen mit niedrigem Einkommen und unsicherem Aufenthaltsstatus, betroffen sind. Wir wussten schon lange, dass es für diese Gruppen besonders schwer ist, eine neue Wohnung in ähnlicher Qualität im gleichen Quartier zu finden. Mit der Studie gibt es jetzt eine fundierte wissenschaftliche Evidenz, dass Haushalte, die aus zentralen Lagen verdrängt werden, in Gebiete der Peripherie ziehen.