ZSC-CEO Peter Zahner«Wir könnten das vielleicht zwei Monate überstehen»
Für ZSC-CEO Peter Zahner ist klar: Die Beschränkung auf 1000 Zuschauer muss fallen. Er fordert, dass die Clubs mindestens 50 Prozent der Kapazität ausschöpfen dürfen.
163 Tage ist es her, dass die ZSC Lions in gespenstischer Atmosphäre im leeren Hallenstadion gegen den EV Zug ihr letztes Spiel austrugen. Seitdem hat das Gros der Schweizer Bevölkerung gelernt, im Alltag irgendwie mit dem Coronavirus umzugehen. Man simuliert so gut wie möglich Normalität und wartet auf bessere Zeiten in Form einer Impfung. Doch warten, das können die grossen Eishockey- und Fussballclubs nicht mehr. Sie brauchen am Mittwoch die Erlaubnis, ab nächstem Monat mehr als 1000 Zuschauer in ihre Stadien zu lassen – sonst droht ihnen der finanzielle Kollaps.
«Wir könnten das vielleicht zwei Monate überstehen», sagt Peter Zahner, der CEO der ZSC Lions. «Aber sicher nicht vier Monate oder eine ganze Saison. Da würde keiner durchkommen, das ist schlicht unmöglich.» Der frühere Verbandsdirektor hat, wie man das von ihm kennt, alle Folgen fein säuberlich aufgelistet. Fast alle Bereiche sind von der Zuschauerbeschränkung betroffen, auch die Sponsorenpakete. Nur beim TV-Vertrag wären keine Einbussen zu erwarten, doch der macht mit rund 1,8 Millionen Franken pro National-League-Club nur etwa zehn Prozent der Budgets aus.
«Müssen zuerst ein paar Clubs pleitegehen, bis die Tragweite der Entscheidungen offensichtlich klar wird und dies dann auf der Titelseite landet?»
Die Eishockeyclubs hielten sich lange im Hintergrund, erst in den letzten Tagen kommunizierten sie etwas offensiver. So schlug Patrick Lengwiler, der CEO des EV Zug, in einem offenen Brief Alarm: «Wollen diese Leute nicht wahrhaben, was auf dem Spiel steht? Was ein Profi-Sportclub beinhaltet? Müssen zuerst ein paar Clubs pleitegehen, bis die Tragweite der Entscheidungen offensichtlich klar wird und dies dann auf der Titelseite landet?» Und eine dem Eishockey nahestehende Gruppe lancierte eine Onlinepetition (#SaveSwissSports – Verantwortungsvolle Sportevents), der sich bis dato über 12’000 angeschlossen haben.
Für Zahner ist klar: «Uns hilft nur etwas: möglichst viele Zuschauer in den Stadien ab dem 1. September. Ich rede da von mindestens 50 Prozent der Kapazität, lieber 66 oder 75 Prozent.» Auf 50 Prozent ist er auch im Diskurs mit anderen Geschäftsführern gekommen. «So könnten wir praktisch alle Sponsorenleistungen erfüllen und einen Teil der Fans zufriedenstellen. Natürlich gäbe es so noch keine ausgeglichene Rechnung, doch den Fehlbetrag müssten wir mit Kostensenkungsprogrammen auffangen.» Konkret: Die Spieler müssten auf einen Teil ihrer Löhne verzichten.
Das Ziel müsse sein, so Zahner, dass die Clubs ohne Staatshilfe durch die Corona-Krise kämen. Den Darlehensvertrag mit dem Bundesamt für Sport (Baspo), gemäss dem zweimal 75 Millionen Franken zur Verfügung gestellt werden könnten, haben ja nebst den Fussball- auch die Hockeyclubs nicht unterzeichnet, weil die Bedingungen für sie nicht tragbar sind. «Es ist nicht so, dass wir nicht wollten», betont Zahner. «Wir können schlicht nicht.»
Die Saison ausfallen lassen? «Das Produkt wäre tot»
Aber was, wenn der Bund die Beschränkung auf 1000 Zuschauer aufrechterhalten würde, vielleicht sogar bis Ende März 2021? Dann ginge es nicht ohne A-fonds-perdu-Beiträge, sind sich Zahner und Lengwiler einig. Der ZSC-CEO spricht sogar von rund zehn Millionen Franken pro National-League-Club. Eine ganze Saison ausfallen zu lassen, würden die Ligen nicht überstehen, so Zahner. «Das Produkt wäre tot. Es würden keine Sponsorengelder fliessen, und die Sponsoren warten nicht einfach ein Jahr, um dann wieder einsteigen zu können.»
Das Sicherheitskonzept der Liga steht und wird an die Infrastrukturen angepasst. Die ZSC Lions haben es an jede Halle adaptiert, in der sie spielen oder trainieren. Die Eckpunkte: keine Gästefans, keine Stehplätze, Fiebermessen vor dem Einlass (bei mehr als 37,5 Grad wird man weggewiesen), fix zugeteilte Plätze an jedem Spiel mit hinterlegter Adresse und Telefonnummer, Maskenpflicht für alle Zuschauer, in den Kabinen und im Bus für die Auswärtsspiele, keine grösseren Choreografien, keine Menschenansammlungen.
Klingt gerade etwas überwältigend. Aber auch daran werden sich viele gewöhnen, zumindest auf Zeit.
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